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Als das Handy eine Buschtrommel war

Als das Handy eine Buschtrommel war

Titel: Als das Handy eine Buschtrommel war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wissen.de
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fällt nicht schwer, sich vorzustellen, wie die damaligen Mütter ihre Babys in den Schlaf sangen, um sich anschließend besser auf die Nahrungssuche konzentrieren zu können.
    Hollywoodromanze und Kuschelhormon
    Für diese Hypothese sprechen aktuelle Forschungsergebnisse über die emotionalen Effekte von Musik. Keine andere Kunst, kein anderes Kommunikationsmedium vermag so unmittelbar und mitunter unwillkürlich den Erregungs- und Gemütszustand zu beeinflussen. Die romantische Kuss-Szene am Ende jeder Hollywoodromanze konnte zu Stummfilmzeiten nie ihre heutige emotionale Wirkung auf die Empfindungen der Kinobesucher entfalten. Melodien und Rhythmen wirken direkt auf das limbische System, jene Hirnregion, die für die Entstehung von Emotionen wie Freude, Traurigkeit oder Ärger zuständig ist.
    Bei Männern senkt Musizieren den Spiegel des Aggressions- und Lusthormons Testosteron. Gleichzeitig erhöht Musizieren bei beiden Geschlechtern die Ausschüttung von Oxytocin, das auch als Kuschelhormon bezeichnet wird, da es die Bereitschaft zu sozialer Bindung fördert. Wenn uns die Musik gefällt, die wir hören, aktiviert unser Gehirn das körpereigene Selbstbelohnungssystem und schüttet Endorphine aus.
    Wo man singt, da lass dich nieder – Musik in der Gruppe
    Diese unmittelbare und zumeist positive Wirkung von Musik auf den Hormonhaushalt und die Emotionszentren des Gehirns steht auch im Einvernehmen mit der gegenwärtig populärsten Hypothese über den Ursprung der Musik. Ihr zufolge entstand Musik ursprünglich, weil sie die sozialen Bindungen innerhalb eines Clans von Urmenschen festigen half, was für das Überleben der Gruppe im rauen Alltag unabdingbar war. Tatsächlich bestätigen Musikethnologen, dass Musizieren bei fast allen Urvölkern der Erde primär eine Gemeinschaftstätigkeit ist: Die Grenzen zwischen den Darbietenden und ihren Zuhörern sind fließend.
    Zentraler Bestandteil solcher musikalischer Gruppenaktivitäten ist stets auch das Tanzen. Die Huli – eine Volksgruppe der Papua aus Neuguinea – treffen sich heute noch zum saisonalen Sing-Sing-Fest, bei dem das gemeinsame Tanzen als Anlass zur Regelung von Tauschgeschäften, Hochzeiten etc. genommen wird. In vielen afrikanischen Kulturen geht die Verschmelzung von Musik und Tanz so weit, dass beides lediglich mit einem einzigen Wort bezeichnet wird. Tanzen verstärkt das emotionale Erleben der Musik. Unser Körper ist geradezu ein Experte für das Timing und die Verschmelzung von Bewegungsabläufen mit rhythmischen Stimuli, sei es beim Kinderlied auf dem Spielplatz oder bei der Techno-Beschallung auf der Mayday.
    Vom lausenden Affen zum Homo musicus
    Doch es fragt sich, woher der zusammenschweißende Aspekt der Musik herrührt, den Forscher als »Gruppenkohäsion« beschreiben. Ein mögliches Szenario wäre, dass unsere Vorfahren anfangs vor allem durch ritualisiertes gegenseitiges Lausen (engl. »grooming«) die sozialen Bindungen in der Gruppe bekräftigten, wie es bei Schimpansen üblich ist. Für das »Grooming« benötigt man aber erstens zwei freie Hände und zweitens beschränkt es sich immer nur auf ein Gegenüber. Es ist also sehr zeitaufwendig, wenn man sich mit den Mitgliedern der ganzen Gruppe gutstellen will.
    Man kann sich vorstellen, dass unsere zweibeinigen Vorfahren nur selten ihre Hände frei hatten, wenn sie im Lager mit Werkzeugen hantierten oder auf Wanderungen ihre Habseligkeiten mit sich trugen. Hinzu kommt, dass im Laufe der Evolution die Größe der Clans stetig zunahm. Vielleicht fingen die Urmenschen deshalb damit an, gemeinsames melodisches Vokalisieren als ein neues soziales Bindemittel einzusetzen, weil sie auf diese Weise jederzeit und mit wenig Aufwand der ganzen Gruppe ihre Sympathie ausdrücken konnten. Ein solches »vocal grooming« könnte die Vorstufe unserer heutigen Musik gewesen sein und würde ihren sozialen Bindungseffekt erklären. Vielleicht verwandelte gar erst die Musik unsere Vorfahren in jene hoch sozialen und kommunikativen Wesen, die wir heute sind.

Lachen ist gesund: Humor als typisch menschlich?
    Der Homo sapiens ist dafür bekannt, dass er sich über eine Vielzahl von Dingen amüsieren kann. Die Palette reicht vom Schmunzeln über eine subtile Sprachspielerei bis hin zum hämischen Gelächter über die Missgeschicke seiner Mitmenschen. Doch so unterschiedlich die individuellen Witz-Vorlieben auch sein mögen, die grundsätzliche Bereitschaft zum Lachen verbindet alle Menschen rund um den

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