Als das Handy eine Buschtrommel war
zahlreiche Tricks, die nicht unbedingt großen Einblick in die Gedankengänge des anderen erfordern. Bei ihnen genügt es, wenn sie sich zum Beispiel in bestimmten Situationen für etwas anderes ausgeben als sie sind (sogenannte Mimikry). Harmlose Schwebfliegen und Käfer ahmen die Warntracht von Wespen nach, um einen möglichst wehrhaften Eindruck auf ihre Feinde zu machen. Umgekehrt imitieren räuberische Glühwürmchen die Leuchtsignale anderer Arten und locken damit ihre Beute an.
Sogar beim Sex können sich Täuschungsmanöver auszahlen, wie das Beispiel der australischen Riesensepien zeigt. Da die Weibchen dieser Tintenfische ihre sexuellen Aktivitäten nicht auf einen Partner beschränken, lassen die Männchen möglichst keinen Rivalen in die Nähe ihrer Partnerinnen. Kleinere und schwächere Männchen auf Brautschau haben daher schlechte Chancen. Also verkleiden sich die Benachteiligten kurzerhand als Weibchen: Sie verstecken ihr viertes Armpaar, das bei Männchen besonders lang und auffallend weiß ist. Ihre Haut nimmt die typische gesprenkelte Färbung der Weibchen, ihr Körper eine Haltung wie bei der Eiablage an. Solcherart getarnt versuchen sie, sich an dem eifersüchtigen Konkurrenten vorbeizustehlen. Und in etwa der Hälfe aller Annäherungsversuche gelingt ihnen das auch.
Vorgetäuschter Schwächeanfall
Zu einem anderen Täuschungsmanöver greifen manche Vögel, die einen Feind von ihrem Nest weglocken wollen. Regenpfeifer zum Beispiel hinken dann Mitleid erregend davon, lassen einen scheinbar gebrochenen Flügel hängen und spielen die leichte Beute. Macht sich aber das Raubtier an die Verfolgung, stellt es nach einiger Zeit fest, dass der Vogel kerngesund ist: Sobald es sich weit genug vom Nest entfernt hat, flattert der Vogel davon. Offenbar setzen Regenpfeifer dieses Täuschungsmanöver nur dann in Gang, wenn der potenzielle Feind auf das Nest zusteuert und die Beute im Blick hat. Schaut er dagegen in eine andere Richtung, neigt der Vogel eher zum unauffälligen Stillsitzen.
Unklar ist allerdings, ob Regenpfeifer tatsächlich verstehen, was sie da tun. Ein Indiz dafür wäre, wenn sie in anderen Situationen ähnlich erfolgreiche Täuschungsmanöver unternehmen würden. Doch bisher sind keine anderen Regenpfeifer-Schwindeleien bekannt. Besonders einfallsreiche Lügenbarone scheinen die Vögel also nicht zu sein.
Affen, die cleversten Täuscher
Affen dagegen sind da deutlich flexibler. Und sie entkräften die alte Theorie, dass der Mensch die einzige Art auf dem Globus sei, die ihre Artgenossen betrüge. Einen Gegenbeweis lieferte zum Beispiel das Alpha-Tier einer Gruppe indischer Languren. Seine Gefährten versuchten eine Verletzung ihres Anführers auszunutzen und ihm verlockende Früchte streitig zu machen. Plötzlich stieß das Tier einen Warnruf aus, der die anderen scheinbar auf einen nahenden Feind hinweisen sollte. Prompt stürzte das Affenvolk auf die Bäume, das angeschlagene Alpha-Tier konnte in Ruhe seine Mahlzeit verzehren.
Auch Schimpansen sind raffinierte Täuscher, wenn es ums Fressen geht. Allerdings lassen sich ihre Gefährten nicht so leicht ins Bockshorn jagen. Das zeigt die Geschichte eines Schimpansen in Ostafrika, der ein paar verborgene Bananen gefunden hatte. Als ein Artgenosse hinzukam, schlenderte der Entdecker zunächst scheinbar desinteressiert davon, ohne noch einen Blick auf das Versteck zu werfen. Das zweite Tier aber schöpfte offenbar Verdacht. Es tat, als wandere es weiter, versteckte sich aber hinter einem Baum. Sobald der glückliche Bananen-Entdecker zu seiner Beute zurückkehrte, griff es ihn an und nahm sie ihm weg.
Schmackhafte Früchte sind aber nicht das Einzige, für das es sich zu lügen lohnt. Der niederländische Verhaltensforscher Frans de Waal ist sogar davon überzeugt, dass Schimpansen heucheln, um Rache nehmen zu können. Im Zoo von Arnheim hat der Forscher eine solche Strategie mehrfach beobachtet. Immer waren die Täuschenden erwachsene Weibchen, die ihre Gegner in einem Konflikt nicht zu fassen bekommen hatten. Mit einladenden, freundlichen Gesten und einer entspannten Körperhaltung wiegten sie den Widersacher in Sicherheit und lockten ihn heran. Doch kaum war er in Reichweite gekommen, griffen sie an.
Schwindelvermögen und Gehirnstruktur
Aus diesen und vielen anderen Beobachtungen schließen Wissenschaftler, dass Affen durchaus wissen, wie man andere hinters Licht führt. Ob sie sich dabei allerdings darüber im Klaren sind, dass
Weitere Kostenlose Bücher