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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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gehört.“
    „Du spinnst. Wir haben darüber doch schon geredet und das nicht nur einmal.“
    Hans-Peter blieb wieder stehen und schüttelte den Kopf. „Mit mir nicht.“
    „Komisch“, sagte Sebastian nachdenklich, „aber das hört sich auch blöd an“, gab er zu. „Kalter Krieg, so ähnlich wie kalter Kaffee. Es geht da gegen Stalins Kommunismus als Fortsetzung des 2. Weltkriegs, so wie ich das verstanden habe.“
    „Aber Stalin ist doch tot“, warf Hans-Peter ein.
    „Tot ja, aber seine schreckliche Diktatur lebt weiter, auch hier bei uns im Osten.“
    „Stimmt, kann man so sehen. Also Rekruten“, Hans-Peter sah an sich herunter, wie er da im Schlafanzug mitten im Zimmer stand, „Rekruten des Kalten Krieges“, sagte er und lachte, trat vor den Spiegel über dem Waschtisch und winkelte den rechten Arm zum militärischen Gruß. „Rekrut Sasse“, schnarrte er dann, „meldet sich zum Einsatz.“
    Um Sebastians Mundwinkel zuckte es. Er unterdrückte ein Lachen. „Hör schon auf“, sagte er schließlich und sah auf seine Armbanduhr. „Wir sollten längst schlafen. Zum Einsatz kannst du dich morgen melden, morgen Nachmittag.“ Dann stand auch er vom Bett auf, stellte sich neben Hans-Peter vor den Waschtischspiegel und beide salutierten feixend.

    Als sie am nächsten Tag gut ausgeschlafen zu HO-Preisen gefrühstückt, die Stadt ein wenig durchstreift und von weitem das Gemäuer einer Burg bewundert hatten, aßen sie in einem Restaurant etwas zu Mittag, was es gerade gab und das waren Königsberger Klopse in Kapernsoße. „Kaliningrader“ stand auf der Speisekarte und so bestellte Sebastian dann mit Absicht Königsberger Klopse.
    „Kaliningrader“, betonte der Ober.
    „Aber als die erfunden wurden“, widersprach Sebastian, „war Königsberg doch deutsch und Genosse Kalinin noch nicht geboren.“
    Der Ober schüttelte den Kopf, indes er die Bestellung in seinen Block schrieb. „Kaliningrad“, sagte er und blickte dazu kurz auf, „ist eine sowjetische Stadt. Also zweimal Kaliningrader. Ohne Marken?“ fragte er.
    „Ja, ja, ohne Marken und zwei Bier“, ergänzte Sebastian. Unter dem Tisch hatte ihn Freund Hans-Peter merklich gegen das Schienbein getreten.
    „Zwei Bier“, wiederholte der Ober, sah die beiden an und notierte auch das.
    „Du mit deinem Königsberg“, sagte Hans-Peter vorwurfsvoll, nachdem der Ober sich entfernt hatte.
    Sebastian massierte sich das Schienbein. „Dein Tritt hat verdammt weh getan“, beschwerte er sich.
    „Was heißt weh, du hast doch gemerkt wie der denkt.“
    „Aber gerade als Ober?“
    „Wieso gerade? Es gibt auch solche.“
    „Aber das ist doch kein HO-Laden hier.“
    „Nee, eine Konsum-Kneipe. Aber du tust ja bald so, als wenn in HO-Kneipen alle Ober Überzeugte sein müssen.“
    „Das sag’ ich doch gar nicht“, protestierte Sebastian, „und außerdem ist das jetzt unwichtig.“
    „Ich meine auch nur“, warf Hans-Peter ein, „wir sollten uns möglichst unauffällig verhalten. Du hast ja mitgekriegt, wie der uns angesehen hat, also keine politischen Streitereien mit wem auch immer und erst recht nicht, wenn wir wie jetzt unterwegs sind.“
    „Richtig“, bestätigte Sebastian, „aber ein Streitgespräch war das ja nun wirklich nicht und der Ober hat ganz normal geguckt.“
    „Wie man’s nimmt. Du wärst da weiter eingestiegen, wie ich dich kenne.“
    Sebastian schüttelte den Kopf. „Tritt beim nächsten mal behutsamer zu, wenn du’s schon nicht lassen kannst. Ich krieg’ da bestimmt ‘nen blauen Fleck.“
    „Besser so einen Fleck als politischen Stunk im Lokal.“ Hans-Peter sah sich dabei um. „Eine ganze Menge Leute hier. Wer weiß schon, wer neben dem üblichen Stammspitzel da noch alles rumsitzt. Da hinten in der Ecke, da guckt ständig einer zu uns rüber.“
    „Also, ich bin auch für Vorsicht, aber du gerätst ja schon in Verfolgungswahn. Wo guckt einer zu uns rüber?“
    „Na, da hinten rechts in der Ecke, wo’s zu den Toiletten geht, der ältere Mann dort.“
    „Quatsch, der guckt nicht zu uns, der guckt zu den Fenstern raus. Vielleicht erwartet der jemanden. Jetzt mal im Ernst, trauen wir uns das mit dem Major noch zu oder lassen wir’s lieber.“
    „Warum fragst du?“
    „Ich finde, du bist bereits dermaßen nervös, daß sich die Frage schon stellt.“
    „Nun mach aber mal ‘nen Punkt! Wer ist denn hier nervös, kann die Klappe nicht halten und quatscht öffentlich dummes Zeug? Ich doch nicht“, ereiferte

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