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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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Hans-Peter sich.
    Sebastian lachte. „Ich glaube“, sagte er, „wir sind beide schon ein bißchen von der Rolle und streiten uns hier um nichts.“
    „Na, lach’ du ruhig“, erklärte der Freund schmollend, „ich streite ja gar nicht.“
    „Ich auch nicht“, stimmte Sebastian zu, „denn da kommt nämlich der Ober mit unseren Königsbergern.“
    „Fang nicht wieder damit an.“ Hans-Peter drohte mit dem Finger und beide lachten.
    „Und wie kommen wir nach Nobitz?“
    „Wir nehmen ein Taxi am Bahnhof.“
    Hans-Peter nickte zustimmend.
    Es war ein schöner Frühsommertag und so sahen sie auf dem See, an dem Sebastian in der Nacht vorbei gekommen war, Leute emsig rudernd herumkurven.
    „Wochenendbetrieb“, sagte Hans-Peter und wies mit dem Kopf Richtung See. Vor dem Bahnhof stand kein Taxi.
    „Wir warten“, erklärte Sebastian und wies auf eine Bank, die dort stand.
    Beide setzten sich schweigend. Hans-Peter überlegte, wie er den Major auf russisch ansprechen würde, wenn es denn dazu käme. Und Sebastian dachte an die Wirtin, von der sie keinen Namen kannten. Es solle, hatten sie von Hoffmann gehört, dort nur diese eine Frau in mittleren Jahren geben, also hinter’m Tresen. Der Russe heißt Nowakow, Major Nowakow, Alexander... rekapitulierte Sebastian. Die Wirtin weiß Bescheid. Gruß von Eberhard sollen wir bestellen, von Eberhard aus Berlin. Na gut, man wird sehen.
    Eine schwarze EMW-Limousine rollte schließlich an den Taxistand. Niemand stieg aus.
    „Das ist unser Wagen“, sagte Hans-Peter.
    Sebastian nickte. Beide überquerten den Bahnhofsvorplatz und kletterten auf die Rückbank des Wagens.
    „Nach Nobitz“, sagte Sebastian, „zum ‘Grünen Baum’, ein Lokal.“
    „Gibt’s da nicht, kenne ich nicht“, entgegnete der Taxifahrer. „Sie meinen vielleicht zum ‘Grünen Kranz’, ein Lokal Richtung Flugplatz.“ Der Fahrer hatte sich dazu halb umgedreht und betrachtete die beiden.
    „Grüner Kranz“? Das konnte natürlich auch sein, überlegte Sebastian und kratzte sich dazu am Hinterkopf. „Sonst gibt’s da weiter kein Lokal?“
    Der Taxifahrer schüttelte den Kopf. „Keins, das so ähnlich heißt, also in der ganzen Gegend hier nicht.“
    „Dann wird’s schon stimmen, ‘Grüner Kranz’“, sagte Sebastian, „fahren Sie uns einfach hin.“
    „Wird gemacht.“ Der Fahrer ließ den Motor an und der EMW rollte vom Vorplatz aus durch die Stadt und auch an ihrem Hotel vorüber. Die Taschen mit Waschzeug und Schlafanzug hatten beide bei sich und bezahlt war das Zimmer auch bereits mit Option für eine weitere Nacht, nur so für alle Fälle.
    „Ich bin gespannt“, sagte Sebastian, „wann wir hier wieder wegkommen.“
    „Ich auch“, bestätigte der Freund „und vor allem wie.“
    Sebastian nickte nachdrücklich. „Das ist überhaupt die Frage. Sagen Sie mal“, fragte er schließlich den Taxifahrer, „wie weit dürfen Sie denn fahren? Ich meine außerhalb der Stadt?“
    „Ganz genau ist das nicht festgelegt“, sagte der, „ungefähr vierzig, fünfzig Kilometer.“
    „Nicht weiter?“
    „Na, ich stelle bei fünfzig Kilometern nicht gleich den Motor, aber wenn nötig die Uhr ab.“
    „Und wenn einer weiter fahren will? Bringen Sie den zum nächsten Taxi, das dann fahren darf?“
    „Wenn es gewünscht wird, warum nicht?“
    „Ich frage nur“, sagte Sebastian und beugte sich zum Fahrer vor, „weil wir das nicht so genau wissen. Möglicherweise brauchen wir Sie, vielleicht heute abend noch oder aber morgen.“
    „Bis dreiundzwanzig Uhr stehe ich am Bahnhof, wenn ich nicht gerade eine Tour habe.“
    „Und morgen?“
    „Da stehe ich ab fünfzehn Uhr dort. Vorher fährt mein Kollege. Der ist schwer in Ordnung.“
    „Na prima, danke schön.“ Und Sebastian lehnte sich wieder zurück. Ob der gemerkt hat, daß wir irgendwas vorhaben? Der ist schwer in Ordnung, was heißt denn das? Was meint der damit? Schließlich hatten sie beide keine Erfahrung mit Taxifahrern, zumal im Osten. Wann fuhr man da schon mal Taxi? Sind die politisch gesiebt? Wer weiß das schon. Ohne Risiko geht eben nichts. Der stellt, wenn nötig, die Uhr ab. Was meint er damit nun wieder? Fährt der dann unerlaubt ohne Taxometer weiter?
    „Was meint der eigentlich“, fragte Sebastian schließlich den Freund, als sie vor dem Lokal standen, „was meint der mit Abschalten der Zähluhr? Wieso sagt der das gerade uns?“
    Hans-Peter zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich? Wahrscheinlich waren’s deine

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