Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
Vom Netzwerk:
Fragen. Vielleicht glaubt der, das wir irgendwas im Schilde führen.“
    „Das ist aber gar nicht gut“, sagte Sebastian. „Ich hab’ doch nur ganz harmlos gefragt.“
    „Das denkst du“, entgegnete Hans-Peter.
    „Wie hast du’s denn empfunden“, wollte Sebastian wissen.
    „Weiß ich nicht“, antwortete der Freund. „Ich denke mir das nur.“
    „Was?“
    „Na, daß du mit deiner Fragerei Verdacht erregt hast. Der denkt sich eben sein Teil.“
    „Was soll’s“, lenkte Sebastian ab, „Hellseher sind wir beide nicht.“
    Und beide betraten dicht hintereinander das Lokal. Es war ja Wochenende, Sonnabend, Spätnachmittag. Im Schankraum waren längst nicht alle Tische besetzt, rustikale Tische und massive Stühle, registrierte Sebastian. Auf der ebenso rustikalen Theke glänzte die blank geputzte Zapfanlage und dahinter hantierte die Wirtin, spülte in einem Wasserbecken Biergläser. Das ist ein privates Lokal, glaubte Sebastian spontan zu erkennen. Stimmengewirr stand im Raum. Das mußte sie sein, die Wirtin. Dunkelhaarig und in mittleren Jahren hatte Hoffmann gesagt, obwohl er sie natürlich nie gesehen hatte. Das ist nun unsere Sache, sagte Sebastian sich.
    Auch Hans-Peter sah sich um. „Iwans sind hier wohl nicht, keine Uniformen“, stellte er in gedämpftem Tone fest.
    Sebastian blickte sich seinerseits um und nickte. „In Zivil dürfen die ja nicht“, sagte er, „auch Offiziere nicht.“
    „Muschiks dürfen sowieso nie raus“, warf Hans-Peter ein.
    „Also warten wir“, schlug Sebastian vor, „und kümmern uns erst mal um die Wirtin. Das dort ist sie bestimmt“, und er wies mit dem Kopf unauffällig zur Theke.
    „Auf jeden Fall“, bestätigte Hans-Peter. „Da ist sonst ja nur noch der Ober.“
    Im ganzen Raum stand wie Nebeldunst Zigarettenqualm, der sie förmlich umwirbelte als sie hindurch gingen. Durch seitliche Fenster fiel in breiten Streifen Sonnenlicht in den Raum. Barhocker gab es dort an der Theke nicht, wie sie es von West-Berlin her kannten.
    Die Wirtin sah vom Gläserspülen zu den beiden neuen Gästen auf, Fremde jedenfalls, Leute, die sie noch nie gesehen hatte. Sie nahm die Hände aus dem Wasser und trocknete sie an einem Handtuch, das sie unter der Theke hervorzog. „Was darf’s denn sein?“ wandte sie sich den beiden zu.
    „Trinken Sie einen Wodka mit oder Weinbrand oder was Sie mögen?“ fragte Sebastian lächelnd.
    Die Wirtin sah die beiden an und gab dann Sebastians Lächeln zurück. „Warum denn nicht?“
    „Für uns Wodka“, sagte Sebastian „und für Sie, was Sie mögen.“
    „Zwei Wodka“, und die glasklare Flüssigkeit klickerte aus der Flaschentülle in die Gläser. Die Wirtin selbst schenkte sich Weinbrand ein. „Was treibt Sie denn zu uns, wo kommen Sie her?“ wollte sie wissen.
    Etwas vorschnell, so schien es Sebastian jedenfalls, erklärte Hans-Peter: „Aus Berlin. Wir kommen aus Berlin.“
    „So, so, aus Berlin“, meinte die Wirtin, „Berliner kommen hier ja kaum vorbei. Sicherlich geschäftlich unterwegs“, dazu sah sie die beiden mit vorsichtiger Distanz im Blick an.
    Das bestätigte Sebastian nickend, nachdem die Gläser geleert waren. „Wir sollen von Eberhard aus Berlin schöne Grüße bestellen.“
    Der Wirtin fiel fast das Glas aus der Hand. Über ihr Gesicht fuhr ein kurzes Erschrecken und sie wandte sich rasch ab, spülte im Becken die drei Gläschen und stellte sie auf das blanke Abtropfblech. Dann sah sie auf und beugte sich zu den beiden hinüber. „Major Nowakow“, sagte sie, „also Alexander, ist in Moskau. Abgeholt vor drei Tagen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hatte ihn immer wieder gebeten vorsichtig zu sein, aber da war mit ihm nicht zu reden. In Handschellen, haben Kameraden von ihm erzählt, in Handschellen haben die ihn ins Flugzeug gesetzt.“
    „Vor drei Tagen“, sagte Hans-Peter, „da haben wir von diesem Major noch gar nichts gewußt.“
    „Und in Berlin wußten die auch nichts“, setzte Sebastian hinzu.
    „Ach“, die Wirtin winkte ab, „die wußten lange davon. Und daß der abgeholt wurde, müssen die auch schon gewußt haben. Das klappt da alles nicht richtig.“ Während des ganzen Gesprächs zapfte sie in zwei Gläser Bier, strich abwechselnd den Schaum herunter und füllte nach, bis sie den beiden schließlich das Bier vorsetzte. „Wir müssen vorsichtig sein“, sagte sie dabei und wies mit dem Kopf in den Raum. „Ich sehe hier schon drei von der Firma, ich kenne die genau. Ich weiß aber

Weitere Kostenlose Bücher