Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman
Hans-Peter. „Ich glaube kaum“, sagte er, „daß so was beim KGB oder der Stasi passiert wäre. Im Gegenteil“, fügte er hinzu, „ich möchte nicht wissen, wie die den Westen unterwandern.“
„Na ja, möglich ist das schon“, stimmte Sebastian zu. „Unterwanderung bei den Westdeutschen kann ich mir gut vorstellen, aber bei den Amis, CIC, CIA... und den Engländern?“ Er schüttelte den Kopf. „So transusig sind die bestimmt nicht. Kann aber auch sein“, sagte er, „kann durchaus sein, daß die Wirtin vielleicht spinnt.“
„Warum sollte sie?“ fragte Hans-Peter.
„Könnte ja sein“, spekulierte Sebastian, „daß da so’n Gspusi-Verhältnis bestand. Wir wissen’s nicht.“
Auf der Rückfahrt nach Berlin kamen sie überein bei den Amis in der Clay-Allee, also beim CIC anzuklopfen.
„Es wäre schon schön vielleicht so’n kleinen Fotoapparat zu ergattern. Die arbeiten doch sowieso mit den Deutschen zusammen. So manches könnten wir auf unseren Fahrten fotografieren.“
Doch die Panne mit dem Major erregte die beiden nachhaltig. „Die jagen uns ständig quer durch die DDR“, murrte Sebastian, „mit Block und Bleistift bewaffnet und auch davor warnt Pi-pa-po uns noch.“ So nannten sie ihren Verbindungsmann manchmal unter sich. Es war dies seit einiger Zeit ein Ausdruck, mit dem Hoffmann Unwichtigkeiten beiseite wischte oder zumindest das, was er dafür hielt.
„Ist ja doch nur Pi-pa-po, was wir machen“, ergänzte Hans-Peter. „Kamera?“ äffte er Hoffmann nach, dort im separaten Abteil des Eilzugs, der sie gen Berlin transportierte, „Pi-pa-po! Sie haben doch ein Gedächtnis und Augen im Kopf. Na bitte! Der meint wohl, daß wir mit so’ner Kamera nur auffällig in der Weltgeschichte rumknipsen würden.“
Sebastian hob die Schultern. „Weiß ich nicht“, sagte er, „aber solche Pannen wie diesmal machen mir Angst. Das hätten die im Westen einfach wissen müssen. Zu den Amis“, erklärte er nachdenklich, „also dahin können wir ja ruhig mal gehen. Ich glaube aber nicht, daß dabei irgenwas rauskommt. Wie willst du die denn zum Beispiel nach ‘ner Kamera fragen.“
Es wurde bereits dunkel, als sie in Berlin-Ostbahnhof ankamen. Sie waren sich einig, es im Johannishof wegen eines Zimmers zu versuchen. Wenn nicht dort, dann vielleicht im Adria. Hotelzimmer waren ein Problem in Ostberlin. Im Johannishof waren die Zimmerpreise für Ostverhältnisse ziemlich hoch und die Wahrscheinlichkeit dort ein Zimmer zu bekommen, erwies sich genau deshalb als ebenso hoch.
„Wenn es nicht sowieso schon mit Bonzen und Delegationen aus dem Ostblock vollgestopft ist“, meinte Sebastian. Vom Johannishof war es nicht weit zum Bahnhof Friedrichstraße. Von dort aus lag es, über die Weidendammer Brücke und dann noch einige hundert Meter weiter, auf der linken Seite, ein relativ schmales, hohes Haus, das sie von einigen Übernachtungen her schon kannten.
Am nächsten Vormittag, es war ein Sonntag, rief Sebastian Hoffmann vom Bahnhof Zoo aus an. Sie seien zurück, sagte er, und es hätte nichts geklappt. Der Major sei inzwischen in Moskau. Man traf sich dann wieder in „Drei Bären“ gegenüber der Gedächtniskirche und beide berichteten vom Gespräch mit der Wirtin und daß sie leider um drei Tage zu spät gekommen seien.
„Nichts davon stimmt“, sagte Hoffmann. „Wenn wir schon was davon gewußt hätten, dann glauben Sie doch nicht im Ernst, daß wir, beziehungsweise ich, Ihnen dann diese Fahrt zugemutet hätten.“
„Vom Major wußten Sie aber schon seit langem“, warf Hans-Peter ein.
„Aber nichts von dessen Verhaftung.“ Hoffmann lehnte sich dabei auf die Ellenbogen gestützt über den Tisch.
„Die Wirtin sagt da was anderes“, sagte Hans-Peter und Sebastian nickte: „Das stimmt“, bestätigte er.
„Das ist kompletter Unsinn“, entgegnete Hoffmann verärgert. „Ich habe von der Existenz dieses Majors erst zwei Tage, bevor ich es Ihnen gesagt habe, erfahren.“ Er lehnte sich wieder im Stuhl zurück. „Meine Herren“, sagte er, „das sind Vorwürfe, die ich hier höre, die wohl auf Auslassungen der Wirtin beruhen. Heißt das jetzt Sie glauben mir nicht?“
Sebastian holte tief Luft. „Das hat nicht direkt mit Ihnen und auch nichts mit Glauben oder Nichtglauben zu tun, aber diese Wirtin dort steht doch in Verbindung mit dem Nachrichtendienst, oder?“
„Nur sehr indirekt“, sagte Hoffmann, „nicht so wie Sie mit uns.“
„Dann ging das über einen
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