Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman
Hans-Peter ihn auffordernd ansah. „Ja also“, erklärte der schließlich, „wir arbeiten im Osten für den westdeutschen Nachrichtendienst und sind nicht immer ganz einverstanden mit unserem Verbindungsmann und da wollten wir fragen, also wir meinen...“
„Na, rede doch nicht so lange herum“, unterbrach Sebastian. „Sag doch gleich, was uns ziemlich stört“, und er schilderte dem CIC-Mann kurz die Geschichte mit dem russischen Major. „Das war Schlamperei“, sagte er, „die bedroht auch die Sicherheit anderer.“
Der CIC-Offizier hörte zu und wiegte leicht den Kopf.
„Und dann“, fuhr Sebastian fort, „also ich meine“, sagte er, „wir könnten gut einen möglichst unauffälligen Fotoapparat gebrauchen. Wir haben das schon mindestens dreimal vorgeschlagen, aber da ist einfach nichts zu machen. Dabei könnten wir so manchen Auftrag ganz anders ausführen. Ja, und das ist es dann im wesentlichen auch schon, was wir mal loswerden wollten – oder?“ wandte er sich an dem neben ihm sitzenden Freund.
„Ja, ja“, bestätigte der, „so ein Fotoapparat, das wäre schon eine gute Sache.“ Die beiden Freunde sahen sich an und blickten dann zum CIC-Offizier, der, die Hände vor sich auf den Tisch gelegt, zugehört hatte.
Sebastian bemerkte schon, daß es hier wohl gar keine Anknüpfungspunkte gab. Und Freund Hans-Peter, der zu diesem Besuch gedrängt hatte, wußte auch nichts Greifbares mehr beizutragen.
„Tja“, sagte der Amerikaner schließlich und sah die beiden an, „Deutschland ist eben ein armes Land“, dabei erhob er sich. Ein Signal für die beiden, ein gleiches zu tun. Sebastian kam sich mehr denn je am falschen Ort vor und auch Hans-Peter sah ein wenig belämmert drein.
Der amerikanische Nachrichtendienstmann brachte die beiden noch bis in den Vorflur, wo er sie auch abgeholt hatte.
Draußen vor dem Gebäude konnte Sebastian sich ein lautes Lachen nicht mehr verkneifen. „Mann, o Mann“, rief er, „ich dachte, du hast Englisch in der Schule. Aber über ‘no’ und ‘yes’ seid ihr da wohl noch nicht hinausgekommen.“
„Mensch, wie die reden“, verteidigte Hans-Peter sich wild gestikulierend, „also das versteht wahrscheinlich nicht mal’n Tommy.“
Sebastian lachte wieder. „Ich hab ja kaum ‘ne Ahnung von Englisch, aber dein ‘I speak no English’ war ja wohl auch nicht gerade die Oxford-Version.“
„Wenn du das so gut weißt, warum hast du dann nicht gleich mit denen geredet?“
Sebastian schüttelte den Kopf. „Ich fand das Ganze sowieso doof. Was wollten wir da eigentlich? Ich weiß es immer noch nicht. Wollten wir uns beschweren oder bloß ‘n Fotoapparat?“
Hans-Peter schwieg dazu.
„Also, die Amis haben uns zwar besetzt“, sagte Sebastian, „aber der CIC ist mit Sicherheit nicht die vorgesetzte Stelle des deutschen Nachrichtendienstes.“
„Da bin ich mir gar nicht so sicher“, warf Hans-Peter ein.
Sebastian fuhr mit der Hand durch die Luft. „Du kannst dich überhaupt nicht beschweren“, sagte er. „Keiner außer Pi-pa-po weiß ja, daß du für den Nachrichtendienst arbeitest. Du heißt dort nämlich Hase und diesen Hase, den gibt’s ja nicht wirklich.“
„Du meinst, von uns weiß keiner“, fragte Hans-Peter und sah den Freund skeptisch von der Seite an, während sie sich dem Pförtnerhäuschen näherten.
„Natürlich nicht. Das ist aber auch deine Sicherheit. Man muß nämlich davon ausgehen, daß die Stasi auch im westdeutschen Nachrichtendienst sitzt. Und da müßten die schon Pi-pa-po entführen und ausquetschen, ehe sie wüßten, daß dieser Hase Hans-Peter Sasse aus Großräschen ist.“
Hans-Peter blieb stehen. „Wie kommst du denn darauf?“
„Worauf“, fragte Sebastian, der auch stehen geblieben war.
„Na, daß außer Pi-pa-po niemand von unserer Mitarbeit weiß.“
Sebastian hielt dem Freund die geöffnete Hand hin. „Das liegt doch förmlich auf der Hand“, sagte er.
„So habe ich das noch gar nicht gesehen“, erwiderte Hans-Peter nachdenklich geworden. Dann sah er den Freund an. „Und wie willst du das mal beweisen, wenn du nach’m Westen abhaust?“
„Weiß ich nicht.“ Sebastian hob dazu die Schultern. „Wahrscheinlich gar nicht, wenn nicht Pi-pa-po das bestätigt.“
„Und weißt du, ob der das macht?“
„Natürlich nicht“, sagte Sebastian. „Du mußt bedenken, daß er so eine Bestätigung gegenüber normalen westdeutschen Behörden abgeben müßte. Das geht ja schon im Flüchtlingslager
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