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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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hast doch aber auch Brigadiers unter dir, wenn ich das richtig verstanden habe. Hat denn das keiner von denen bemerkt?“
    „Wenn da Kies ist, siehste die Kanäle nicht. Ich hatte das der Bauleitung gemeldet. Die haben das aber nicht korrigiert und so wurden die Kanäle zubetoniert. Unsere Schuld war das nicht. Aber das erfährt ja nicht mal die Oberbauleitung“, winkte der Polier ab. „Außerdem wollen die so was auch gar nicht wissen. Der Plan wird sowieso übererfüllt.“
    Inzwischen hatte es beide in die Nähe der Theke verschoben. Irgendwann merkte Sebastian auch, daß schon das Licht eingeschaltet worden war. Von draußen blickte schwarzblau tiefe Dämmerung durch die Fensterscheiben. Ein kurzer Blick auf die Armbanduhr zeigte, daß das schon seine Richtigkeit hatte. An schönen Sommerabenden wird es eben erst gegen halb zehn dunkel. Auch verließen Gäste einzeln und in kleineren Gruppen nach und nach das Lokal.
    Wenn er vom Polier jetzt nicht bald was Konkretes erfuhr, wurde Sebastian klar, konnte er das Ganze aufgeben. Und so fragte er schließlich direkt und ziemlich unverblümt nach Anzahl, Art und Länge der gebauten und geplanten Rollbahnen und sonstiger zu errichtender Gebäude. Auch ob Splitterschutzunterstände für Flugzeuge vorgesehen seien und was die Russen da noch trieben.
    Der inzwischen leicht angeheiterte Polier wußte und beantwortete bis ins letzte Detail alles. Wie viele Biere sie in sich hineingeschüttet hatten, wußten wohl beide nicht mehr. Mitten in seinen bereitwillig gegebenen Antworten auf Sebastians immer unverbrämter gestellte Fragen stutzte der Polier, wurde plötzlich ernst, sah Sebastian eindringlich an und wies mit dem Finger auf ihn. „He, mein Freund“, sagte er, „du segelst doch unter ‘ner anderen Fahne.“
    Politisch ist der in Ordnung, überlegte Sebastian in Sekundenschnelle. Ich versuch’s einfach und so entschloß er sich, ja zu sagen. „Du hast recht, Paul“, sagte er in das Stimmengewirr hinein. „Ich segle unter der anderen Flagge und du hast mir schon sehr geholfen. Schön wär’s aber, wenn du mir noch richtige Baupläne besorgen könntest.“
    Dies Ansinnen verschlug dem Polier denn doch erst mal Atem und Sprache. Er schüttelte sich, wandte sich ab und rang um Fassung. Dann drehte er sich wieder Sebastian zu. „Ist das wahr?“
    Sebastian nickte. „Ja“, sagte er, „das ist so.“
    „Hätte ich nicht gedacht, daß mir so was mal passiert.“ Der Polier schüttelte immer wieder den Kopf und sah Sebastian fast ungläubig an. „Du kommst aus’m Westen?“
    Sebastian lächelte vielleicht ein klein wenig zu gequält. „Nicht direkt“, sagte er. „Ich wohne wie du hier im Osten.“
    „Das ist Spionage.“ Erschrocken blickte der Polier um sich.
    Sebastian nickte. Mit einem kurzen Blick versicherte er sich, ob die Tür frei war. „Wie du’s auch nennst“, sagte er dann, „man kann darüber gut streiten, aber dazu haben wir jetzt keine Zeit.“
    „Ja“, sagte der Polier schließlich zögernd, „ich kann Pläne besorgen – was zahlste dafür?“
    „Weiß ich nicht genau“, und Sebastian hob erleichtert die Schultern. „Kommt darauf an, was du bringst.“
    „Gut, bring’ ich dir morgen. Hierher?“ fragte er noch und sah sich dazu wieder um.
    „Ja“, stimmte Sebastian zu, „das wäre sicher das Einfachste.“
    „Wann?“ fragte der Polier. „In der Mittagspause?“
    „Auch gut, wann ist das? Um eins?“
    „Ja, um eins“, der Polier nickte, „das geht.“
    Klar war Sebastian auch, daß er das Lokal nun rasch verlassen mußte, wußte er doch nicht, ob der leichtfertig quatschte und dann jemand die Stasi mobilisierte. Ganz sicher etwas gewagt, was er hier praktizierte, doch ließ sich das jetzt nicht mehr ändern. Eigentlich wußte er schon, was er wissen wollte. Schön wären solche Baupläne natürlich, aber nicht unbedingt nötig. Mal sehen …
    „Ich muß auch los“, sagte er zum Polier, „es ist schon spät“, dazu zeigte er auf seine Armbanduhr. „Aber du“, wandte er sich nochmals an Paul, „hast’s ja wohl nicht weit.“
    „Nö“, sagte der.
    Dann schob Sebastian ihm unter der Hand einen Zwanzigmarkschein über den Tisch. „Hier, schon mal für deine Hilfe und damit du in der Zwischenzeit nicht verdurstest. Du kannst ja“, sagte er grinsend, „was auf meine Freiheit trinken, wenn dir’s recht ist. Also dann bis morgen“, und er schlug ihm mit der Hand auf die Schulter.
    „Ja, ja“, sagte der Polier und

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