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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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kannte. Als Fremder war er ganz einfach so schon auffällig genug, durfte also nichts übertreiben, nicht gleich Lagen schmeißen oder Reden schwingen…Nur zuhören und vorsichtig fragen.
    Als Sebastian das Lokal betrat umschwirrten ihn viele Stimmen, alle Tische erwiesen sich als umlagert und an der Theke standen sie in Schlangen, als ob es dort, meinte Sebastian, Kopfsalat oder gar Butter auf Marken gäbe. Und so stellte er sich ans Ende der Warteschlange.
    Schneller konnte der Wirt nicht zapfen, schließlich mußte er ständig den Schaum von den Gläsern streichen… Parallel zur Reihe der Wartenden vor der Theke reihten sich auf dieser die viertel- und halbgezapften Gläser. Hin und wieder fuhr auch die Kornflasche über ebenso aufgereihte Schnapsgläschen.
    Sebastian stand mit dem Bierglas in der Hand im lebhaften Getriebe, das ihn umwogte. Wie bestellt und nicht abgeholt, sagte er sich. „Ist ja ‘n ganz schöner Betrieb hier“, versuchte er ein Gespräch zu beginnen.
    „Ja, ja“, sagte der Angesprochene und war auch schon mit zwei vollen Biergläsern in jeder Hand im Gedränge verschwunden.
    So klappt das nicht, meinte Sebastian bei sich. Er brauchte so was wie einen Polier, einen Brigadier, jemanden mit gutem Überblick. So stellte er sich denn etwas abseits, trank ab und zu einen Schluck und beobachtete den einen oder anderen, bis er jemanden sah, einen kleinen, untersetzten, schon etwas älteren Mann. Er verstand zwar nicht, was der sagte, doch alle um ihn herum reagierten, nickten, antworteten, hörten zu. Das ist er, sagte Sebastian sich. Er schob sich Stück für Stück näher heran. Schließlich konnte er Teile des Gesprächs verstehen, man redete von Beton. Prima, dachte er, Beton ist gut. Rollbahnen, also Start- und Landebahnen bestehen aus Beton.
    Es ging um Betonfahrer, „die fünf Minuten vor Feierabend angerauscht kommen“, beschwerte sich einer.
    „Wir nehmen die nicht mehr an“, sagte ein anderer, „die wissen das ganz genau.“ Dazu schüttelte er energisch den Kopf.
    „Na klar“, erklärte ein dritter, „die fahren Akkord.“
    „An unserem Abschnitt arbeitet schließlich keine Spätschicht“, knurrte ein weiterer. „Der fährt dann dreihundert Meter weiter ins Gelände und kippt das Zeug in die Landschaft…“
    „Wie?“ mischte Sebastian sich ein. „Beton einfach so… der wird doch schnell hart. Gibt’s denn das wirklich?“ fragte er den Älteren, den er für einen Brigadier hielt.
    Der nickte. „Klar, eine Sauerei! Die abgekippten Haufen müssen später gesprengt werden, die kriegt man doch sonst nicht mehr weg.“
    „Schade auch um den Beton“, sagte Sebastian.
    Der Brigadier winkte ab. „Niemand wird die Fahrer am Arsch kriegen, aber uns! Ich bekomm’s unter Umständen auf den Deckel. Wir haben den Beton nicht angenommen, nicht verarbeitet…Verschwendung und Verschleuderung von Volkseigentum, jeder weiß ja, was das heißen kann.“
    Der ist kein Spitzel, kein Überzeugter, sagte Sebastian sich. So einer kann aber jeder andere hier sein und irgendeiner ist es auch, ein Lauscher, ein Denunziant, und er sah sich dazu um. Bei rund vierzig Männern hier in der Kneipe schätzte er, manche noch in Arbeitsklamotten, die meisten im üblichen Räuberzivil, gibt es mindestens einen. „Das mit dem Beton“, wandte er sich an den Brigadier, „weshalb kriegen Sie dafür was auf die Mütze?“
    „Ich hab’ die Bestellung unterschrieben.“
    „Und der Betonfahrer?“
    „Der will natürlich seine Norm schaffen.“
    „Und deshalb hättet Ihr Überstunden machen sollen?“
    „Hätten wir aber nicht bezahlt gekriegt.“
    „Ja und nun?“
    „Da gibt’s keinen Plan.“
    „Aber es gibt doch den Fünfjahresplan.“
    Der Brigadier lachte laut. „Du bist gut“, sagte er, „was hat’n das mit’m Fünfjahresplan zu tun?“
    „Na, die Erfüllung hängt im Prinzip doch auch von einer verspäteten Betonlieferung und nicht eingeplanten Überstunden ab. Ihr seid hier sicher nicht die einzigen.“
    Der Brigadier lachte wieder. „Du machst mir Spaß. Wo kommste denn her? Aus Berlin?“
    Sebastian nickte.
    „Hab’ ich mir gedacht. Alles hängt mit allem zusammen, was? Du bist ja’n toller Dialektiker! Haste wohl in der Schule gelernt?“
    „Nee“, sagte Sebastian, „das ist doch logisch.“
    „Also ‘n Logiker…“
    „Das mit der ganzen Planerei heute“, erklärte Sebastian, „kann gar nicht gehen. Du machst ‘n Plan und in derselben Zeit kommt’s durch kleinste

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