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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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sah dazu sichtlich nachdenklich geworden Sebastian an.
    Der legte kurz einen Finger auf den Mund und bewegte dazu verneinend den Kopf. Der Polier nickte.
    Nachdem Sebastian draußen die ersten fünfzig Meter ruhig gegangen war, setzte er sich zügig in Trab und entfernte sich in raschem Dauerlauf durch die Dunkelheit. Der Polier brauchte dort in der Kneipe bloß einen guten Freund unter seinen Arbeitskollegen zu haben, dem er vertraute.
    Und schon ging es rund hinter vorgehaltener Hand: Ein westlicher Agent hier im Lokal? Ja, ja, der junge Bursche, der dort am Tisch bei Paul gestanden hat … So etwa ging es Sebastian durch den Kopf, als er dort lief in der Absicht gleich bis zum Ratskeller durchzurennen, ohne eine Ahnung wann und ob überhaupt noch ein Bus in die Stadt fahren würde. Je länger er lief, umso unheimlicher wurde ihm sein Verhalten dort im Lokal, seine Sekundenentscheidung. War er denn wirklich bescheuert? Auch wenn er sich durch seine direkte Fragerei verdächtig gemacht hatte, hätte er das lächelnd als Spaß abtun können. Und Baupläne? So wichtig waren die wiederum nicht. Also mal wieder leichtsinnig gewesen?
    Es war eine warme, sternenklare Sommernacht und ein halber Mond stand leicht orangefarben am Himmel als Sebastian bemerkte, daß sein Nackenhaar feucht wurde. Er ließ sich vom Dauerlauf in den Schritt zurückfallen. Es war kurz vor zehn. Schaffe ich nicht mehr, wurde ihm klar, den Ratskeller noch wie abgemacht zu erreichen. Auch war der Weg weiter, als er gedacht hatte und ein Bus war ihm bisher nicht begegnet. Vielleicht fuhren die um diese Uhrzeit nicht mehr, aber Hans-Peter würde ja das Lokal sicher nicht um Punkt zehn Uhr verlassen.
    Etwa zwanzig Minuten war er im Dauerlauf unterwegs gewesen. Noch eine Viertelstunde in raschem Schritt; c.t., sagte er sich, das mußte erlaubt sein. Der Freund würde sich denken können, daß solch eine Geschichte nicht mit der Stoppuhr in der Hand zu erledigen war. Schließlich erreichte er den im Dunkeln liegenden Marktplatz. Ein paar erleuchtete Fenster erkannte er und eine hohe Laterne, die einen dürftigen Lichtkreis warf. Auch aus den Fenstern des Ratskellers fiel noch mattes Licht. Das Lokal war also noch offen. Vorsichtig drückte er die Klinke nach unten und zog an der Tür, sie ließ sich tatsächlich öffnen. Sebastian sah kurz auf seine Uhr: Genau viertel nach zehn. Na bitte! Geht ja noch.

    Als er in einer Ecke der Gaststube Hans-Peter entdeckte und ihn ansteuerte, wies der vorwurfsvoll auf die Uhr an der Wand. Der hat wohl ‘ne Macke, sagte Sebastian sich und zeigte ihm einen Vogel. „Was denkst du denn“, fragte er, als er an den Tisch trat und sich dort niederließ. „Da kann man nicht dauernd auf die Uhr gucken“, fügte er in gedämpftem Ton hinzu. „Ich bin sowieso schon über den halben Weg gerannt“, dazu faßte er sich ins Nackenhaar. „Ganz naß“, sagte er vorwurfsvoll und wischte sich dazu demonstrativ auch noch mit dem Handrücken über die Stirn. „Ich hab’ die ganze Zeit Bier und Schnaps trinken müssen“, dazu fixierte er leicht angewidert Hans-Peters halbvolles Bierglas. Dann blickte er zur Theke. „Ob der Kaffee hat?“
    „Ich denke schon, frag’ ihn doch.“
    Der Kaffee kam, schmeckte leicht ranzig und es gab ihn nur in Kännchen.
    „Also, was war los“, fragte Hans-Peter ungeduldig.
    „Eine verrückte Sache“, antwortete Sebastian, kramte eine Golddollarschachtel aus der Tasche, schüttelte diese bis ein paar Zigaretten zum Vorschein kamen und hielt sie dem Freund hin. „Ich konnte doch dort in der Kneipe keine Westzigaretten rauchen“, sagte er dazu, „und überhaupt, diese auffälligen Packungen …“
    „Übervorsichtig muß man ja auch nicht gleich sein.“
    „Ich bestimmt nicht“, entgegnete Sebastian grinsend. „Wir könnten uns morgen Mittag Bauzeichnungen von den Rollbahnen abholen.“
    „Wie? Von wem?“
    „Von einem Polier.“
    „Du spinnst ja!“
    „Ich spinne nicht, ich hab’ mit diesem Polier die ganze Zeit gesprochen und hab’ eine Menge erfahren, Zahlen, Daten und so…Der hat dann irgendwas gemerkt. Du segelst doch unter der anderen Fahne, sagte der plötzlich zu mir. Ich hab’n ganz schönen Schreck gekriegt, kannst du dir denken. Politisch war der aber in Ordnung, das wußte ich aus der Unterhaltung. Ich gab ihm Recht und dann sagte ich ihm, daß er mir schon sehr geholfen habe und daß ich es schön fände, wenn er mir noch ein paar richtige Baupläne besorgen

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