Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman
könnte.
Der war erstmal völlig perplex“, und Sebastian lächelte in Erinnerung daran. „Ich denke, der war geschockt, hat gleich völlig erschreckt um sich geguckt, aber niemand hatte uns ja zugehört. Bei dem Durcheinandergequatsche da drin war sowieso kaum was zu verstehen. Und nachdem der Schreck sich bei dem gelegt hatte, sagte er schließlich, ja, er könne mir solche Pläne besorgen und was ich dafür zahlen würde.
Die meisten denken bei solchen Sachen eben immer gleich ans Geld. Also morgen Mittag bringt er die Pläne und ich kann sie mir dort in der Kneipe abholen. Aber wenn wir das machen, müßtest du erstmal vor mir da reingehen.“
Hans-Peters Gesicht verfinsterte sich zusehends.
„Ich beschreib’ dir den Typen ganz genau“, versuchte Sebastian den Freund zu beruhigen, „der ist auch leicht zu erkennen, hat nämlich sehr deutlich eine Narbe über dem linken Auge und so kurze angegraute Haare. Du müßtest aber erstmal sehen, ob der überhaupt da ist und ob er alleine ist.“
Hans-Peter spielte nervös mit seinem Feuerzeug und schüttelte den Kopf.
„Deshalb solltest du“, fuhr Sebastian fort, „eine Viertelstunde eher da sein, also dann nämlich, wenn der mich noch nicht erwartet.“
„Du spinnst doch wirklich total“, platzte Hans-Peter endlich los. „Wie soll ich denn erkennen, ob da noch andere lauern? Außerdem bist du verrückt, ganz klar verrückt. Wie kannst du so was zugeben: Ja, ich segle unter einer anderen Fahne.“ Hans-Peter faßte sich dazu an den Kopf. „Hat der nicht gedacht, du bist ein Spinner?“
„Nee, hat der nicht.“
„Was, wenn der dich gleich festgehalten hätte und noch andere ihm zu Hilfe gekommen wären?“
Sebastian schüttelte den Kopf. „Das war nicht zu erwarten, soweit kannte ich den schon, hatte mich ja stundenlang mit ihm unterhalten.“
„Trotzdem, in hohem Maße leichtsinnig“, beharrte der Freund.
„Kann schon sein“, sagte Sebastian, „aber wenn man sich gar nichts getraut, kriegt man auch nichts. Dieser Polier ist keine Gefahr und viele denken politisch ganz ähnlich wie der, gerade unter den Arbeitern. Gefahr besteht nur, wenn der unter seinen Kollegen quatscht. Spitzel gibt’s ja überall, so daß dadurch vielleicht die Stasi mobil würde. Nur deswegen müßtest du vorher dort sondieren. Andererseits denke ich aber, auch der könnte ja Schiß haben. Was, wenn ich von der Stasi wäre, also in seinen Augen. Sicher kann er nämlich auch nicht sein, niemand kann das.“
Hans-Peter schüttelte wiederholt den Kopf. „Alles viel zu gefährlich“, sagte er. „Sind denn diese Zeichnungen so wichtig?“
„Nein, es wäre nur schön sie zu haben.“
„Das ist viel zu unsicher. Wenn’s ganz, ganz wichtig wäre, müßte man sich’s wahrscheinlich überlegen, aber so …? Nee“, bekräftigte Hans-Peter energisch, „da mache ich nicht mit. Was du mir da gesagt hast, also wenn du die ganzen Zahlen und technischen Daten weißt, das reicht doch allemal. Wenn das dann alles ganz wichtig sein sollte, fahren die von Gehlen oder die Amis sowieso selber hin, wie Pi-Pa-Po uns das mal erzählt hat. Die Amis dürfen das ja und wir begeben uns bloß in Gefahr.“
„Na ja, schade, wenn der da wirklich umsonst wartet …“
„Quatsch! Du weißt ja gar nicht, ob der da noch alleine wartet. Hast du dem Polier gesagt, wann du wegfährst?“
„Nee, bloß daß ich nur ganz kurz hier bin.“
„Tja, mein Lieber, daß die uns mal nicht am Bahnhof auflauern. Hast du was von mir gesagt?“
Sebastian schüttelte den Kopf.
„Also dann gehen wir zusammen. Du rasierst dir den Bart ab und ziehst dir deinen Mantel über, dann erkennen die dich nicht gleich, wenn sie auf dich warten sollten. Ich denke, wir fahren morgen Vormittag.“
„Du meinst, wenn die mittags in der Kneipe auf mich warten sollten, sind wir schon weg“
Hans-Peter nickte.
„Soll ich mir wirklich den Bart abrasieren?“
„Den Rasierapparat hast du ja mit.“
„Schon, aber doch nur für den Notfall.“
„Und wann ist der, kannst du das genau bestimmen?“
„Nein, aber den Bart kann ich mir nur einmal abrasieren, der braucht rund drei Wochen, bis er wieder richtig da ist.“
„Wer braucht schon einen Bart“, sagte Hans-Peter ein wenig abschätzig, „das ist sowieso viel zu auffällig und dann dazu die langen Haare da im Nacken …“
„Das ist Gewohnheit“, erklärte Sebastian. „Die haben mir schon als Kind nachgerufen, ich solle aufpassen, daß mir die Haare
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