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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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kalten Tropfen. Das tiefhängende schwarze Gewölk und einzelne heftige Windstöße, die ihm fast den Atem verschlugen, deuteten ein Unwetter an, in das er hinein fuhr. Die Böen trafen ihn direkt, so daß ihm dicke Tropfen hart ins Gesicht schlugen. Der Wind ließ schließlich nach und der Regen nahm zu. Er fiel jetzt dichter und gleichmäßiger.
    Hans-Peter beeilte sich zwar, aber an ein Entkommen war nicht mehr zu denken. Zu Hause angelangt schob er sein Fahrrad unter den Dachvorsprung. Scotchterrier Arco saß auf der trockenen Terrasse und sah den pudelnassen Hausbewohner durch seine gesträubten Augenbrauen hindurch abschätzend an, so erschien es Hans-Peter jedenfalls. „Glotz nicht so“, wandte er sich an den Hund. „Du sitzt da gemütlich im Trockenen und ich bin durch bis auf die Haut.“
    „Ich bin klatschnaß“, begrüßte er seine Mutter und warf die regennasse Aktentasche in seinem Zimmer in die Ecke neben dem Schreibtisch. „Was gibt’s zu Mittag?“
    „Zieh dir erst mal trockene Sachen an und wirf das nasse Zeug in die Badewanne“, rief die Mutter aus der Küche, „und die Jacke häng’ bitte auf einen Bügel zum Trocknen. Dein Vater will dich sprechen.“
    Hans-Peter hielt inne, ein trockenes Hemd in der Hand, das nasse sowie die feuchte Hose als Knäuel auf dem Boden. Was soll denn das schon wieder, schoß es ihm durch den Kopf. „Wo denn? Ist der nicht auf Arbeit?“
    „Überstunden“, sagte die Mutter. „Er hat heute frei. Ich wärm’ dir das Essen schon mal auf.“
    Hans-Peter zog sich die trockenen Sachen über. „Im Arbeitszimmer?“ fragte er.
    „Ja, natürlich.“
    Hans-Peter trat in die Küche. „Was will er denn?“
    „Es geht um deine dauernden Reisen, soweit ich das verstanden habe.“
    „Was is’n da dabei?“
    „Na, sprich mal mit ihm. Irene hat irgendwas erzählt.“
    „Wem denn, dir?“
    „Ja. Es geht auch um deinen Freund.“
    „Um Sebastian?“
    „Ja. Na, geh’ schon.“
    Hat die blöde Kuh womöglich was von Hoffmann erzählt, überlegte er. Aber sie weiß doch nur, daß sie Hoffmann mit Sebastian zufällig in einem Lokal getroffen hat. Das kann doch passieren und außerdem ist das ja fast ein Jahr her. Auch daß Hoffmann beim Nachrichtendienst ist – na und, so was gibt’s eben und manche spinnen ja auch. Also, was soll schon sein sagte Hans-Peter sich, als er ins Arbeitszimmer seines Vaters trat.
    Der saß hinterm Schreibtisch und sah auf. „Setz dich“, sagte er und zeigte auf einen Stuhl an der Seite des Schreibtisches.
    Hans-Peter tat wie ihm geheißen.
    Der Vater sah ihn an und wies mit einer Kopfbewegung auf die noch nassen Haare seines Sohnes. „Bist naß geworden, was?“
    „Ja.“ Hans-Peter nickte.
    „Wie war’s in der Schule?“
    Der Sohn zuckte mit den Schultern. „Wie soll’s schon gewesen sein? Wie immer.“
    „Ich höre“, dabei änderte sein Vater ein wenig den Tonfall seiner Stimme, „du schwänzt öfter mal, woran liegt’s?“
    Hans-Peter schüttelte den Kopf. „Wer sagt denn das?“
    „Deine Mutter.“
    „Weil ich manchmal mit Sebastian unterwegs bin, das weißt du doch, wir haben ja schon mal darüber geredet, also im Spreewald und so und auch mal in Leipzig, aber immer am Wochenende.“
    Der Vater winkte ab. „Der junge Sebaldt, dein Freund, also ihr wart doch auch schon in Berlin.“
    Hans-Peter nickte. „Ja, schon …“
    „Ich meine in Westberlin“, sagte der Vater.
    „Ja, warum nicht, ist doch ganz interessant.“
    „Darüber kann man sehr geteilter Meinung sein.“
    Aha, überlegte Hans-Peter, jetzt kommt’s gleich, das mit Hoffmann.
    „Dein Freund“, sagte Vater Sasse etwas langsamer, „kennt in Westberlin den Residenten eines feindlichen Nachrichtendienstes.“
    „Was?“ Hans-Peter lachte. „Und das glaubst du? Wer bringt denn bloß so was auf, so’n Quatsch …“
    „Das ist kein Quatsch. Dafür gibt’s Zeugen.“
    „Was sind denn das für Zeugen?“
    „Deine Schwester erzählt das. Die war mit dabei.“
    „Wo dabei?“
    „Na, als dein Freund Sebaldt mit diesem Agenten Hoffmann zusammen getroffen ist und beide sich die halbe Nacht lang unterhalten haben.“
    „Wie denn, worüber unterhalten und wo?“
    „Über das Ausspähen von Objekten hier bei uns.“
    Hans-Peter lachte wieder, obwohl der Schreck ihm auf den Magen geschlagen war. „Das hat die wirklich so erzählt?“
    „Ja, natürlich.“
    „Und die hat tatsächlich dabei gesessen, während die sich über auszuspähende Objekte

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