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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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unterhalten haben sollen? Nee“, Hans-Peter schüttelte dazu wiederholt den Kopf, „von Sebastian weiß ich, daß er mal Irene im Lager in Berlin besucht hat. Eigentlich wollten wir ja beide hinfahren, nur hatte ich den Zug verpaßt. Aber von einem westlichen Agenten, wie sollte der heißen? Hoffmann? Also davon war nie die Rede. Vielleicht haben die damals zufällig irgend jemanden getroffen, was weiß ich, und sich politisch unterhalten und Irene glaubt nun im Nachhinein gleich an einen Agenten. Aber das war im vorigen Jahr und jetzt kommt die auf die Idee, daß das damals ein westlicher Spion gewesen ist. Echt hört sich das jedenfalls nicht an. Diesen Quatsch darf ich Sebastian gar nicht erzählen, was soll denn der von uns denken? Und Irene, hat die das Mutti wirklich so erzählt?“
    Vater Sasse nickte ein wenig nachdenklicher geworden, so hoffte der Sohn jedenfalls.
    „Wer weiß, was Mutti da falsch verstanden oder verdreht hat“, hakte Hans-Peter nach. „Wenn Irene immer noch in Westberlin ist, wird sie inzwischen auch Leute kennen gelernt haben, das ist doch normal, vielleicht auch irgendeinen mit Namen Hoffmann, der ihr nicht ganz geheuer ist.“ Hans-Peter zuckte die Schultern. Irene, was tut die eigentlich noch in Westberlin, ging es ihm durch den Kopf. Hat Sebastian doch recht mit seinen Vermutungen? Was sein Vater da erzählte, konnte ja auch schon der Stasi bekannt sein.
    „Na gut, vielleicht ist es auch so“, hörte er den Vater sagen. „Ich werde der Sache aber noch nachgehen.“
    „In Ordnung“, und Hans-Peter nickte dazu. Zumindest schien ihm die Verwirrung erstmal gelungen und damit war auch Zeit gewonnen. Es schien ihm ziemlich eindeutig, daß sie in Gefahr waren und diese, das hatte er nie glauben wollen, tatsächlich von seiner Schwester ausging. Ich muß Sebastian Bescheid geben. Wahrscheinlich müssen wir schleunigst verschwinden, ehe hier alles schief läuft, überlegte er.
    Nach dem aufgewärmten Mittagessen machte Hans-Peter sich auf den Weg zu Sebastian, der eben erst aus dem Wald zurück war.
    „Was ist denn so eilig?“ fragte der auf der Treppe im Hausflur. „Mein Essen wird kalt.“
    „Das ist wirklich dringend“, sagte Hans-Peter und sah sich nervös um.
    „Du siehst ja richtig verschreckt aus“, stellte Sebastian fest.
    „Ganz bestimmt nicht ohne Grund“, sagte sein Freund. „Komm, wir gehen ein Stück die Straße auf und ab.“
    „He! Was ist denn los? Doch nicht schon wieder dein Alter?“
    „Genau der. Aber komm mit, ich erzähl’ dir das lieber draußen. Glücklicherweise hat’s aufgehört zu regnen“, sagte er zum grauen Himmel aufblickend. „Ich bin vorhin voll in den Wolkenbruch geraten.“
    Sebastian lachte kurz auf. „Mir ging’s genauso, da war plötzlich so’n Windstoß und dann waren wir alle blitzschnell durchgeweicht bis auf die Haut.“
    Sie traten durch die Vorgartentür und überquerten die Straße. „Aber erzähle, was ist nun los?“
    „Ich denke, wir müssen abhauen.“
    „Wieso? Warum denn?“ Sebastian blieb stehen und starrte den Freund an.
    „Mein Alter ahnt irgendwas“, sagte der, „wenn er nicht sogar schon was weiß.“
    Beide gingen auf dem Bürgersteig weiter die Thälmannstraße hinab Richtung Apotheke und Poliklinik.
    „Was soll er denn wissen?“
    „Na ja, Irene, die dumme Kuh“, schimpfte Hans-Peter, „die hat da wohl irgendwas gelabert. Ich konnte meinen Alten jedenfalls etwas ablenken, das glaube ich wenigstens.“
    „Also ist Irene doch noch in Berlin?“
    Hans-Peter nickte. „Ja. Unsere Mutter hat sie letztens dort besucht.“
    „Also daß sie noch in Berlin ist wundert mich denn doch“, erklärte Sebastian. „Aber wie’s auch ist, wieso gerätst du dann gleich in Panik?“
    „Tu’ ich doch gar nicht.“
    „Na, du kommst völlig aufgelöst an, ich lasse mein Essen kalt werden und dann sagst du, wir müssen gleich abhauen.“
    „Immerhin hat Irene was von dir und Hoffmann erzählt, einem Geheimdienstresidenten, wie sie gesagt haben soll. Ihr habt euch, also du und Hoffmann, über das Ausspähen von Objekten hier im Osten unterhalten. Ich hab’ meinem Alten zwar gesagt, wer weiß, wen die getroffen hat, aber der ist skeptisch geblieben. Von einem Hoffmann nie was gehört, habe ich gesagt. Er war dann auch nicht mehr so sicher, schließlich war unsere Mutter bei Irene und nicht er selbst.“
    Beide gingen langsam nebeneinander her. Irene steckte also wirklich dahinter. Sebastian hob den Kopf und

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