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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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auch der, der hinten zwischen ihnen gesessen hatte und verschwanden durch eine schmale Tür. Dann stieg auch der Fahrer aus, blieb im Hof stehen und betrachtete angelegentlich, den Kopf in den Nacken gelegt, ein paar Krähen auf den hohen Dachfirsten.
    „Wieso sind wir eigentlich hier?“ fragte Sebastian den Freund, nachdem sie allein im Auto saßen.
    „Weiß ich auch nicht“, sagte der, „aber ich war schon mal bei der Stasi. Wir müssen alles auf Kunzmann schieben.“
    „Nee, unmöglich …“
    „Der ist doch längst im Westen“, unterbrach Hans-Peter.
    „Woher weißt du das?“
    „Der ist gewarnt worden.“
    „Von wem und warum wir nicht?“
    „Keine Ahnung.“
    „Wer hat dir das gesagt mit Totila im Westen?“
    „Die Stasi“, sagte der Freund, bevor der Fahrer sich wieder ins Auto setzte.
    So verblüfft Sebastian auch war – daß der Fahrer den Wagen verließ, sich Krähen beguckte, um dann wieder einzusteigen, das kam ihm schon merkwürdig vor. Doch Zeit darüber nachzudenken blieb ihm jetzt nicht mehr. Die Ledermäntel kamen zurück und führten erst Hans-Peter durch die schmale Türe, um danach auch ihn zu holen. Im Keller nahmen sie ihm schließlich Brille und Handschellen ab. Er wurde durch einen kurzen dunklen Flur in einen elektrisch hell erleuchteten Raum geführt, in dem er vor einer Art Ladentisch stehen bleiben mußte.
    „Ziehen Sie sich aus“, wurde ihm von einem Uniformierten mit lilaroten Litzen um die Kragenspiegel befohlen. Stasi-Litzen, sagte sich Sebastian und zog sein Jackett aus.
    „Alles ausziehen“, hörte er den Stasimitarbeiter wieder. Inzwischen hatte ein zweiter Uniformträger den Kellerraum betreten, während der erste bereits das Jackett abfühlte und durchfilzte. Sebastian zog sich Hemd und Hose aus.
    „Die Unterhose auch!“
    Er tat wie geheißen und stand nun nackt vor den beiden Uniformierten.
    „Bücken Sie sich“, befahl der Hinzugekommene, „Beine auseinander!“ Sebastian fürchtete, man würde ihn schlagen. „Noch tiefer“, hörte er die barsche Stimme hinter sich. Dann zog ihm jemand die Hinterbacken auseinander, um ihm einen länglichen Gegenstand in den Darm zu schieben.
    „Ziehen Sie sich an“, hörte er die Stimme wieder, nachdem der Gegenstand zurückgezogen worden war. „Die Unterhose bleibt hier. Die Schnürsenkel aus den Schuhen.“ Der Uniformierte wies auf die Armbanduhr. „Abnehmen!“
    Sebastian blickte noch einmal auf das Zifferblatt: fünfzehn Uhr dreiundvierzig registrierte er und legte die Uhr auf den Tisch zu Schnürsenkeln und Unterhose. Schließlich wurde er in einen Nebenraum geführt. Dort stand ein Gestell wie ein großes Kinderstühlchen, in das er sich setzen mußte. Vor seine Brust wurde eine Art kleiner Schlagbaum geklappt, auf dem eine Nummer stand.
    Eine uniformierte Frau betrat den Raum, ebenfalls lilarote Stasi-Litzen stellte Sebastian fest.
    „Sitzen Sie gerade“, sagte sie barsch und postierte sich dabei hinter einem Fotoapparat auf einem mannshohen Stativ. „Grinsen Sie nicht so!“ herrschte sie ihn an.
    Also gut, sagte Sebastian sich, dann eben ernst gucken. Und zu lachen hatte er ja wirklich nichts, das stimmte schon, die Frau hatte ja nicht Unrecht und das störte ihn.
    Und als sie seine Fingerabdrücke nahm, jeden Finger einzeln auf ein schwarzes Stempelkissen drückte, um sie dann Finger für Finger auf einem weißen Bogen Papier in vorgezeichnete Kästchen abzurollen, erkundigte er sich nach dem Abdruck der Zehen.
    „Ihnen wird der Spott schon noch vergehen“, sagte sie in drohendem Ton.
    So sieht also der Weg in ein ganz anderes Leben aus, überlegte Sebastian - ausziehen, in den Arsch grabschen lassen, Fotos, Fingerabdrücke, Größe, Gewicht… alles für seine Verbrecherkartei. Doch er wußte auch, der eigentliche Tanz würde erst noch beginnen.
    Ein Uniformierter, der neu hinzu kam, ein kleiner rundlicher Typ, kurze blonde Haare, blaue Augen, höchstens Anfang zwanzig, der in den hohen Stiefeln kleiner wirkte als er wirklich war, holte ihn ab. Durch eine Stahltür betraten sie einen weiten Raum, nur schwach von funzligem Licht erhellt, hoch wie eine Halle, an dessen Stirnwand eine lange Treppe wie eine Hühnerstiege in die Höhe führte. „Nehmen Sie die Hände auf den Rücken“, hörte er den jungen Kerl in Uniform hinter sich. „Gehen Sie!“ Und er schubste ihn leicht in Richtung Treppe, die mit ihrem Geländer wie an die Wand geklebt aussah. Und so ging es erst einmal aufwärts, Stufe um

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