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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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Stufe aufwärts bis vor eine weitere Stahltür.
    „Gesicht zur Wand!“ befahl der junge Bursche.
    Sebastian drehte sich zur Seite und starrte die hohe rauh verputzte Wand an, bis der Schließer die Tür geöffnet hatte.
    „Gehen Sie!“
    Nun ging es linker Hand auf einem schmalen Gang an einer langen Reihe eisenblechbeschlagener schwer verriegelter Türen vorbei. Rechter Hand ein Geländer, dahinter ein gespanntes grobes Netz, gegenüber wieder ein Geländer und wieder Türen, Zellentüren. Wenn er hochblickte, immer wieder Netze und Geländer, drei Stockwerke hoch nur Zellen. Es mußte ein alter Bau sein, das ganze Gefängnis, erkennbar an den roten Ziegelfassungen der Türen, weiße Fugen zwischen rotlackierten Ziegeln. Auch das eiserne Geländer rechter Hand wies jugendstilartige Zierverstrebungen auf und das in einem Gefängnis. Dann wieder eine neu installierte Gittertür.
    „Gesicht zur Wand!“ Das Krachen eines Schlosses. „Gehen Sie!“
    Und wieder Treppen. Zelle oder Verhör ging es ihm durch den Kopf. Erneut ein Gang mit Zellentüren. Dann noch mal eine graue Stahltür. Dahinter ein längerer breiter Gang. Von rechts fiel letztes graues Tageslicht durch eine Reihe hoher Fenster, links erkannte Sebastian normale Türen mit Klinken.
    „Stehen bleiben!“ hörte er die Stimme des jungen Schließers. Also doch Verhör, dachte er noch.
    „Anklopfen!“
    Er tat wie geheißen und öffnete dann die Tür: Ein nicht sehr großer Raum, das Fenster gegenüber war mit einem Rollo verdunkelt und grelles Licht einer Lampe auf einem Schreibtisch zwang ihn zum Blinzeln. Vor dem Rollo und neben dem grellen Lichtkegel stand wieder ein Uniformierter, ein Hauptmann, den Sternen auf den Schulterklappen nach. Der Schließer salutierte und verließ den Raum.
    „Setzen!“ sagte der Hauptmann und wies mit ausgestrecktem Arm auf einen Schemel in der Ecke des Zimmers. „Gerade sitzen! Hände auf die Knie.“
    Schließlich erkannte Sebastian hinter dem grellen Licht noch einen Zivilisten, der dort ans Fensterbrett gelehnt stand.
    Die Tür öffnete sich und ein Major trat ein, musterte Sebastian abschätzig und schüttelte den Kopf. „So jung und schon so verlogen“, sprach er in Richtung seiner Kollegen. „Das Lügen bringt Ihnen gar nichts“, wandte er sich dann an Sebastian, „wir wissen längst alles. Es wäre schon von Vorteil für Sie, Ihre Verbrechen zu gestehen.“
    „Sie kennen diesen Hoffmann in Westberlin, wir wissen es, geben Sie’s zu“, hörte Sebastian den Zivilisten hinter dem Lichtkegel der Lampe.
    Sebastian hob die Schultern. „Kann schon sein, daß es einen Hoffmann gibt, irgendein Bekannter meines Onkels in Kreuzberg vielleicht. Ich wüßte im Moment aber nicht…“
    „Nehmen Sie die Hände auf die Knie“, herrschte der Hauptmann ihn an „und erzählen Sie uns keine Märchen. Sie haben diesen Hoffmann, Bodo Hoffmann, in Grunewald im Kaffeestübchen am Roseneck kennengelernt. Sie wollten sich dort eigentlich nur Zigaretten kaufen. Wir wissen alles.“
    Sebastian bekam einen mächtigen Schreck, als er diese Einzelheiten vorgehalten bekam.
    „Ihr Deckname im Spionagedienst ist Seemann“, hörte er den Hauptmann wieder. „Sie haben Ihre Freunde Sasse und Kunzmann für diesen verwerflichen Verrat an unserem Arbeiter- und Bauernstaat angeworben, haben Sie gewissenlos verführt.“
    „Wo wohnt dieser Hoffmann in Westberlin?“ fragte nun wieder der Zivilist und trat aus dem Schatten in die Mitte des Zimmers. Ein noch jüngerer Mann in dunkelgrauem Anzug und dunkelroter Krawatte, registrierte Sebastian auf seinem Schemel und hob wieder bedauernd die Schultern.
    „Nehmen Sie die Hände auf die Knie!“ sagte der Hauptmann und kam hinter dem Schreibtisch hervor.
    „Sie kennen die Wohnung dieses Hoffmann“, sagte der Zivilist. „Sie kennen auch die konspirative Wohnung.“
    Das können die nur aus dem Westen haben, schoß es Sebastian durch den Kopf. Vielleicht ein Überläufer in den Osten …? „Ich weiß zwar, wo mein Onkel wohnt“, antwortete er, „aber Hoffmann?“ Er schüttelte den Kopf. „Was ist denn eine konspirative Wohnung?“
    „Versuchen Sie nicht uns zu veralbern“, schrie der Major ihn an. „Ihnen ist wohl noch immer nicht klar, wo Sie sind!“
    „Ihr Verhalten hier geht mit zu Gericht und dort haben wir ein ganz wesentliches Wörtchen mitzureden“, warf der Zivilist mahnend ein. „Und Ihre Eltern“, fuhr er fort, „die wissen nicht, wo Sie abgeblieben sind. Erzählen

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