Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman
Hoffmann vorstellte.“
„Ja, das hatten beide schon in Großräschen so verabredet.“
„Das wissen Sie genau?“
„Ja. So steht’s auch im Protokoll.“
„Ja gut, ich wollt’s nur noch mal bestätigt haben. Hinsichtlich der Kirche“, erklärte der Major, „da müssen wir seit neuestem mal wieder kurz treten. Anweisung von ganz oben“, setzte er grinsend hinzu. „Doch jetzt zu Ihnen“, fuhr er fort, „es ist ja wohl klar, daß es mit Ihren Aussagen allein nicht getan ist.“
„Ja natürlich“, bestätigte Hans-Peter, „das ist mir klar.“
„Wir schnappen uns noch diesen Kettelhut aus Belzig“, sagte der Major, „der kennt Sie nicht, wir legen Sie dann auf seine Zelle. Die Erzählung des Pfarrers allein reicht hier nicht, auch schon, weil dann die Kirche mit im Spiel wäre. Wir lassen das also besser sein. Dazu sind jetzt Sie da, Sie müssen dem Kettelhut die Geschichte aus der Nase ziehen und danach als Zeuge auftreten. Wenn das geklappt hat, werden wir Sie in noch zwei, drei weiteren Fällen einsetzen. Als echte Bewährung“, fuhr der Major dann fort, „werden Sie uns helfen diesen Hoffmann aus Westberlin zu holen. Über Ihre Rolle dabei werden Sie noch instruiert, denn das muß wie am Schnürchen klappen. Eine reine Kommandosache.“
Mit einer energischen Handbewegung unterstrich der Major seine Entschlossenheit. Da durchfuhr es Hans-Peter wieder, so daß sein Herz im Halse schlug und ihm kurzfristig die Luft wegblieb. Er ließ sich aber nichts anmerken, denn damit hatte er ja rechnen müssen. Er als Lockvogel... Als Idee war ihm das leicht durch den Kopf gegangen, doch nun, wo es Realität werden sollte, erschreckte es ihn nicht wenig. „Wie soll denn so was gehen“, fragte er merklich verunsichert. „Was kann ich denn dabei tun?“
Die untersetzte Gestalt des Majors lehnte im Schreibtischstuhl. Hinter ihm durchs Fenster sah Hans-Peter kahles Geäst hoher Bäume, das sich schwarz gegen einen bläulichgrauen Himmel abhob. „Was Sie dabei sollen?“ Der Major grinste dazu über sein ganzes quadratisches Gesicht und entblößte zwei Goldzähne, die kurios mit den Goldsternen im Silbergeflecht der Schulterstücke übereinstimmten. „Wir holen uns den feinen Herrn einfach und Sie sind mit von der Partie. Wir holen ihn, wenn wir ihn brauchen.“
Hans-Peter wußte natürlich von Entführungen aus Westberlin, von Betäubungsmitteln in Getränken hatte er gehört. Es war ein Leichtes, einen betäubten Menschen im Fond eines Autos, noch dazu eines westlichen Wagens mit Westberliner Kennzeichen in den Osten zu verschleppen. Das hatte es schon öfter gegeben. An den Grenzen gab es ja keine Kontrollen, vor allem auf westlicher Seite nicht.
Doch die Entführung Hoffmanns würde seine Chance sein, die er zugleich auch fürchtete. Er würde Pi-Pa-Po Auge in Auge gegenüber treten und ihn ins Verderben locken müssen, ganz anders als bei Sebastian und Totila, die er kaum wiedersehen würde.
„Sie können sich hier beweisen“, hörte er den Major. „Sie gehen mit zweien unserer Genossen aus Cottbus rüber, die sich dabei aber zunächst im Hintergrund halten werden. Darauf wird man Sie noch im Detail vorbereiten. Wir kriegen schließlich jeden. Die Zeit zu der einer geholt wird, die bestimmen immer wir.“
Na, na, ihr hättet niemanden gekriegt, ging es Hans-Peter durch den Kopf, so gut seid ihr nun auch wieder nicht. Einbildung ist auch eine Bildung. Aufpassen mußte er jedenfalls, daß sie ihn nicht als Gefangenen betrachteten, denn gefangen hatten sie ihn eben nicht. Das mußte er denen ab und zu in Erinnerung rufen. Er sah sich eher als verdeckten Ermittler. Lediglich die geplante Verschleppung Hoffmanns und seine Rolle dabei verunsicherten ihn noch, weil er selbst nun ein für Pi-Pa-Po fatales Ereignis direkt herbeiführen mußte…
„Aber jetzt zu dem, was gleich geschieht“, hörte er den Major wieder. „Wir bringen Sie zusammen mit Ihrem Freund Sebaldt in die Spreestraße nach Cottbus. Und wundern Sie sich nicht“, sagte er, „Sie werden in Handschellen mit einer schwarzen Brille vor den Augen genau wie Ihr Freund mitfahren. Der soll ja glauben, daß Sie ebenso wie er festgenommen worden sind, auch wenn er’s nicht direkt sehen kann. Ein paar weitere Instruktionen gibt Ihnen gleich noch der Hauptmann“, und er wies dazu auf die Tür ins Nebenzimmer. „Richten Sie sich danach, Fehler darf es nicht geben“, fügte er noch hinzu, als Hans-Peter den Raum verließ.
Das war ein
Weitere Kostenlose Bücher