Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
Vom Netzwerk:
eine Klappstulle mitnehmen können und eine Thermosflasche mit Tee“, frotzelte Sebastian.
    Hans-Peter lächelte. „Mit leerem Magen sollte man auch keine Entscheidungen treffen.“
    Sebastian sah alle Augenblicke auf seine Armbanduhr, so daß Hans-Peter bereits lästerte, er könne es wohl kaum erwarten.
    Als Hoffmann überraschend an ihren Tisch trat, schauten beide verblüfft auf.
    Hoffmann wies auf Bestecke und Teller mit Senfresten. „Ich sehe, Sie haben bereits gegessen. Das ist gut“, fuhr er fort, „im Hinblick vor allem auf einiges, das ich Ihnen noch zu sagen habe“, und er setzte sich, nachdem er seinen Mantel zuvor an einen Garderobenhaken gehängt hatte, an die Stirnseite des Tisches mit Blick zum Fenster. „Gleich vorab aber“, sagte er, „ich habe das Okay meiner vorgesetzten Stelle für Ihre Mitarbeit“, dabei sah er die beiden an, erst Sebastian, dann Hans-Peter.
    Ersterer nickte und Hans-Peter blickte zum Fenster hinaus.
    „Noch ist nichts gelaufen“, Hoffmann öffnete beide Hände über dem Tisch und hob kurz die Schultern, „Sie können einfach zurück nach ...“
    „Großräschen“, ergänzte Sebastian automatisch.
    „Richtig“, Hoffmann lächelte und nickte, „und wir haben uns nie gesehen. Das steht Ihnen frei.“
    „Nein, nein“, beeilte Sebastian sich zu erklären. „Ich denke auch, wir haben uns entschieden“, und er sah dabei zu Hans-Peter über den Tisch.
    Der nickte. „Ja sicher“, sagte er, „an uns soll’s nicht liegen. Wir sind zu allen Schandtaten bereit“, dazu grinste er.
    „Schandtaten ist gut“, und Hoffmann lachte. „Ein bißchen Galgenhumor, das macht vieles leichter, auch in ganz schlimmen Situationen. Ich kenne das noch vom Krieg her.“
    Der Ober brachte schließlich den von Hoffmann bestellten Grog. Dampfendes Wasser in Gläsern, dazu Rum in einer Karaffe und braunen Kandiszucker in einer Schale. Jeder bediente sich und alle rührten mit den Löffeln klirrend in ihren Gläsern.
    „Sie sind beide achtzehn Jahre alt“, unterbrach Hoffmann das Geklirr, „so habe ich Sie gemeldet. Und noch zum Formalen“, erklärte er, „also es gibt hier keine Verpflichtung. Sie müssen nichts unterschreiben.“
    „Dann wissen wir aber gar nicht, für wen wir arbeiten“, warf Sebastian ein.
    „Wozu müssen Sie das wissen? Das belastet Sie nur. Wir sind ein deutscher Nachrichtendienst. Bei einer Zusammenarbeit werden Sie immer nur mich sehen. Sie allerdings“, und Hoffmann lächelte, „wurden schon beim letzten Mal betrachtet.“
    „Ach, tatsächlich?“
    „Ja, natürlich. Man will sich ja ein Bild machen.“
    Es gab nicht viele Gäste damals, nicht mehr als jetzt. Doch Sebastian erinnerte sich an keinen einzelnen, so genau hatte er nicht hingesehen. Und er blickte sich um.
    „Nein, nein, heute bin nur ich hier, Sie und ich und belanglose Gäste dort“, sagte Hoffmann. „Also, wenn Sie uns helfen, dann tun Sie das freiwillig. Niemand kann Sie dazu zwingen. Niemand kann von Ihnen verlangen zu tun, wozu Sie nicht bereit sind. Daran will ich Sie nur noch mal erinnern. Sie sollen auch nichts mehr von sich aus tun, das würde die ganze Arbeit gefährden, also selbstgemachte Flugblätter und so...Ich sage Ihnen, was wir wissen möchten und was Sie tun sollen. Sie müssen mir sagen, was Sie tun können und was nicht. Und ausnahmsweise, wirklich ausnahmsweise, will man Sie auch zusammenarbeiten lassen. Das ist leider nicht ganz ungefährlich, müssen Sie wissen.“
    „Na ja, wir dürfen halt nicht leichtsinnig werden“, sagte Sebastian, obwohl ihm hier eine Gefahr doch recht theoretisch vorkam.
    „Wir brauchen noch zwei Decknamen für Sie“, unterbrach Hoffmann Sebastians Überlegungen. Sie sollen ja Ihre Berichte abzeichnen. Diese Namen“, erklärte er beruhigend, „kennen nur Sie und ich und eine Stelle im Westen. Ich würde“, nickte Hoffmann Sebastian zu, „für Sie Seemann vorschlagen und für Sie“, wandte er sich an Hans-Peter, „Hase, der in einer Sasse sitzt,“ fügte er grinsend hinzu, „oder haben Sie hier andere Vorstellungen?“
    Die Freunde waren mit ihrer sporadischen Umbenennung einverstanden. „Obwohl ich“, sagte Sebastian und lachte dazu, „die See noch nie gesehen habe.“
    „Dann wird es ja Zeit“, und Hoffmann lachte wieder. „Aber nun Spaß beiseite, wozu Sie sich bereit erklärt haben, das wird zwar oft genug banal, aber immer gefährlich sein. Im Osten, das wissen Sie ja, ist fast alles geheim. Und sollten Sie

Weitere Kostenlose Bücher