Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman
auffliegen sind Ihnen hohe Strafen sicher, das wissen Sie auch und ich hatte es Ihnen schon gesagt. Wichtig wäre dann, daß Sie möglichst zwei, drei Tage durchhalten, damit wir hier reagieren und umstellen können. Die schrecken da vor Folter nicht zurück, auch Psychofolter. Doch hingerichtet hat man seit es die DDR gibt so junge Leute wie Sie soviel ich weiß nicht mehr. Aber vor gerade mal vier Jahren, da haben die noch Fünfzehn- bis Sechzehnjährige, darunter sogar Mädchen, erschossen, also die Russen damals. Ich wollte das nur gesagt haben, damit Sie nicht zu leichtsinnig werden, denn das ist ja kein jugendliches Dachbodenabenteuer, auf das Sie sich da einlassen. Sie werden vielleicht denken, na, der macht uns ja nicht gerade Mut. Doch wäre es unverantwortlich, Sie nicht nachdrücklich auf Gefahren hinzuweisen. Natürlich gehört auch Mut dazu und manchmal vielleicht ein Schuß Verwegenheit. Das ist alles richtig. Ich will Sie also keinesfalls entmutigen. Nur lassen Sie sich nicht auf Vabanque-Spiele ein, die das Leben kosten können oder viele Lebensjahre. Ich möchte Sie nicht so bald verlieren, das wollte ich nur sagen. Außerdem wäre auch ich hier gefährdet.“
Die beiden Freunde hatten den Auslassungen ernsten Gesichts zugehört. „Meine vorgesetzte Stelle ist skeptisch“, sagte Hoffmann, „das will ich Ihnen nicht verhehlen. Die meinen, Sie seien einfach zu jung.“
„Und was meinen Sie dazu?“ wollte Hans-Peter wissen.
„Ich sage, im Krieg waren die Leute oft auch nicht älter und viele haben sich da sehr gut gehalten. Und was wir jetzt haben ist ja auch eine Art von Krieg. Hitler war ein mörderischer Diktator, aber Stalin ist es nicht weniger. Der Krieg geht weiter, mit anderen Mächten und anderen Mitteln. Dazu gehören an allererster Stelle Informationen über den Gegner. Das ist ein Krieg der Informationen und Drohkulissen und soll dazu führen den Bolschewismus, Stalinismus kaputt zu rüsten, wirtschaftlich in die Knie zu zwingen. Dann wird auch dieser Krieg zu Ende sein. Nur, wenn Sie fragen wann, dann kann ich Ihnen das auch nicht sagen, niemand kann das gegenwärtig.“
„Aber von den Menschen im Osten glauben viele noch an eine Befreiung. Die hoffen und denken“, meinte Hans-Peter, „der Westen wird sie von den Russen befreien.“
„Aber wie soll das denn gehen?“ Hoffmann sah Hans-Peter fragend an. „Mit Krieg? Wie soll so ein Krieg aussehen? Denken Sie an das Atomwaffenarsenal auf beiden Seiten. Nein, nein“, sagte er, „die Befreiung muß von innen kommen, von den Menschen dort im Osten selbst, der Westen kann hier nur die Wirtschaft als Waffe einsetzen.“
„Und wie sollen die das machen, sich befreien?“ Sebastian legte dazu beide Hände fest auf den Tisch. „Von innen …“, dazu schüttelte er den Kopf, „wie soll man sich das vorstellen, von innen? Das kann sich nur der vorstellen, der dort noch nicht gelebt hat. Die Leute sind sehr unzufrieden, sicher, aber die wenigsten sind Aufständische.“
„Ich sehe da auch keine Chance“, warf Hans-Peter ein. „Der Russe würde nichts zulassen, nichts, was auch nur einem Aufstand ähnlich sähe.“
„Deshalb sind ja die Russen für uns so wichtig“, sagte Hoffmann. „Eure Regierung da drüben ist ja eine hundertprozentige Kreatur der Russen.“
„Klar“, bestätigte Sebastian, „die machen uns zu einem Satrapenvolk, ob wir das wollen oder nicht. Wir haben da keine Wahl. Wissen Sie“, wandte er sich an Hoffmann, „ich denke da nur wieder an unseren blinden Nachahmungszwang, an die Rinderoffenställe und Schweinehütten in der Landwirtschaft zum Beispiel und die Katastrophe für die Tiere...Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen.“
„Ist das Schmarotzerei oder eine Symbiose? Darüber reden wir nämlich gerade in der Schule, aber in Biologie“, sagte Hans-Peter grinsend.
Hoffmann lachte. „Sie haben ja beide völlig recht“, sagte er. „Für die Welt ist es aber doch wohl ein Glück, daß sie wenigstens erstmal einen Schurken los ist, und um den anderen müssen wir uns jetzt kümmern, deshalb nenne ich Ihnen Ihren ersten Auftrag, wenn’s genehm ist.“
Die beiden nickten.
„Die Angelegenheit ist nicht schwierig“, sagte Hoffmann. „Sie sollen nur Namen sammeln. Der eine von Ihnen in Halle, der andere in Görlitz. Es geht um Anschriften der Anwohner jeweils der Stalinallee in beiden Städten. Einigen müssen Sie sich beide, wer wohin fährt.“
„Das ist alles?“ wollte
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