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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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fuhren aus den flirrenden Schatten des Waldwegs über einen sonnenbeschienenen Feldweg, umgeben von Lerchengesang. Welzow, ein Ackerbürgerstädtchen: Niedrige Bauernhäuser lagen am Rande, umgeben von Wiesen, Feldern und blühenden Apfelbäumen, arm wie alle diese Niederlausitzer Orte auf urzeitlichen Sandflächen. Ganz in der Ferne wieder dunkle Waldränder, dunkle Kiefern, durchbrochen vom Leuchten blühender Wildkirschen.
    Dann ganz plötzlich wie mit einem Knall setzte helles Pfeifen ein, das sich ohrenbetäubend steigerte, um in ein donnerndes Motorengeräusch überzugehen. „Die armen Einwohner“, rief Sebastian. Alle drei waren vom raschen Fahren bei diesem warmen Frühlingswetter ins Schwitzen geraten. Totilas blonde Haare klebten an den Schläfen, sein Gesicht war stark gerötet, und er atmete rasch. Sebastians im Nacken relativ langes Haar durchweichte den Hemdkragen, Hans-Peter war blaß, von der Stirn lief ihm der Schweiß übers Gesicht. „War das ein Radrennen?“ fragte er.
    „Hab dich nicht so. Da im Hof die Pumpe … Wir können ja mal fragen“, und Sebastian bog durch das offenstehende Tor in den Hof. Hans-Peter und Totila folgten. Die Bäuerin erlaubte die Benutzung der Pumpe und alle drei hielten abwechselnd ihre Handgelenke unter das Wasser, ließen den eiskalten Schwall darüber laufen, erfrischten sich mit nassen Händen den Nacken und spülten sich den Schweiß von den Gesichtern. Vor allem schlürften sie Wasser aus verschränkten Händen.
    „Also auf zu neuen Taten“, verkündete Hans-Peter lachend.
    „He! Nicht so auffällig“, mahnte Totila halblaut und sah sich dazu um.
    Hans-Peter zuckte die Schultern. „Wir sind Ausflügler“, erklärte er, „junge Leute auf ‘ner Landpartie. Was auch sonst bei solchem Wetter.“ Dazu blinzelte er in die Sonne, aus der mit anschwellendem Gedröhn ein Düsenbomber im Landeanflug stieß. „Dahinten ist der Flugplatz?“ Und Totila hob den Kopf in Richtung, die die Maschine nahm.“
    „Richtig“, bestätigte Sebastian.
    „Aber gegen die Sonne ist es schlecht“, sagte Totila.
    „Wir knipsen den Start mit der Sonne“, erklärte Hans-Peter.
    „Brüll doch nicht so!“
    „Tu ich ja nicht, ich flüstere ja nur.“
    „Na, bloß gut“, setzte Totila hinzu, „daß das hier so laut ist.“ Dazu wies er mit dem Daumen gegen den Himmel.
    „Mannometer, ihr habt euch vielleicht!“ beschwerte Hans-Peter sich.
    „Wir sollten im Ort besser die Klappe halten“, meinte Totila.
    „Uns hört doch hier niemand.“
    „Also jetzt macht aber mal Schluß“, ließ Sebastian sich vernehmen. Alle drei bestiegen die Räder und verschwanden nach einer Weile im Schatten eines alten Kiefernbestandes. Und wieder hörten sie das anschwellende Pfeifgeräusch, das dann in dröhnenden Motorenlärm überging.
    „In geheimer Mission kannst du die nicht einsetzen“, bemerkte Totila lachend. Der Waldweg verbreiterte sich etwas. Totila fuhr neben Sebastian. „Meinst du“, fragte er, „die da im Westen, also die Amis, die wissen wirklich nichts von den Bombern hier?“
    „Nee“, antwortete Sebastian, „die Deutschen arbeiten ja eng mit den Amis zusammen. Das hier“, dazu wies er mit dem Arm in Richtung des Motorenlärms, „muß ziemlich neu sein. Das wissen die im Westen noch nicht.“
    „Aber ist denn das so wichtig?“
    „Ich nehme es an.“
    „Wie seid ihr denn darauf gekommen?“
    „Von den Fenstern unserer Wohnung aus“, erklärte Sebastian. „Ich hab’ da schon länger über den Waldrändern Düsenjäger aufsteigen und wieder verschwinden sehen. Luftlinie nach Welzow, das sind vielleicht fünfzehn Kilometer. Und eines Tages habe ich da größere Maschinen erkannt, mit diesen zwei Düsen eben. In Berlin wollten die das nicht glauben. Jetzt holen wir hier den endgültigen Beweis.“ Dazu deutete er mit dem Finger auf Totilas Kamera, die der, um den Nacken gehängt, unter der Jacke trug. „Wir müssen hier im Wald den halben Flugplatz umfahren, um die Ein- und Ausflugschneise zu erwischen, also für gute Bilder meine ich“, und Sebastian nickte Totila zu.
    Alle drei fuhren jetzt nebeneinander her. „Ich denke, es geht um die Ausbildung von DDR-Piloten“, ließ sich Hans-Peter hören.
    Totila schüttelte den Kopf. „Ich begreife nicht, was daran so geheim sein soll, das sieht doch hier jeder.“
    Sebastian lachte. „Unsichtbar können sie die Flugzeuge nun mal nicht machen. Würden sie natürlich tun, wenn’s möglich wäre.“
    „Das

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