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Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman

Titel: Als der Kalte Krieg am kaeltesten war - Ein dokumentarischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund August
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nichts“, wollte Totila wissen. „Und außerdem warst du dabei alleine, niemand konnte dich verraten.“
    „Stimmt. Aber wenn sie dich erwischen beim Schreiben oder Kleben, die suchen dann natürlich nach dir, gehst du genau so lange in den Knast, als ob du bei der KgU warst oder eben bei Gehlen. Lediglich die Wirkung ist größer bei genau so hohem Einsatz.“
    „Aber du gerätst ins Geheimdienstgetriebe“, warf Totila ein. „Deine Sicherheit wird dort fadenscheinig.“
    Sebastian nickte wieder. „Das stimmt auch. Aber Gefahr gibt’s immer bei solchen Sachen, ob nun ganz privat oder dienstlich“, Sebastian grinste, „eben geheimdienstlich.“
    „Und du willst, daß ich da mitmache?“
    Beide sahen sich an. „Ich glaube, ja. Sag’ mal“, fuhr Sebastian fort, ohne daß Totila sich äußern konnte, „Du hast doch so’n tollen Fotoapparat.“
    Der Freund nickte.
    „Würdest du nach Welzow mitkommen? Ich erklär’ dir gleich warum und wozu“, sagte Sebastian, als er Totilas fragende Miene sah. „Es geht um einen ehemaligen deutschen Feldflughafen, den sich die Russen zurechtgemacht haben. Dort sind Düsenbomber stationiert und absolvieren Übungsflüge. Unser Verbindungsmann in Westberlin sagt, die wollen das bei Gehlen nicht glauben. Es gäbe in der DDR nur russische Düsenjäger, keine Bomber. Aber wir haben dort in Welzow genug Bomber gesehen, zweidüsige Bomber. Ein irrer Lärm, wenn die starten. Das donnert und pfeift vielleicht, das kann ich dir sagen. Wahrscheinlich bilden die dort deutsche Piloten aus. Wir müßten das fotografieren und dazu brauchten wir einen guten Apparat. Nun die Frage, leihst du uns deinen oder kommst du selber gleich mit? Schon, weil du natürlich am besten damit umgehen kannst.“
    „Halt!“ sagte Totila und hob dazu abwehrend beide Hände. „Das ist womöglich lebensgefährlich, wenn die jemanden bemerken, der sie fotografiert. Die schießen doch sofort!“
    „Die können uns nicht sehen“, beruhigte Sebastian, „da gibt’s ein weites Maisfeld, die Pflanzen stehen jetzt mindestens hüfthoch und ganz dicht. Man kann dort von einem Wald aus reinrobben, zwei- dreihundert Meter bis kurz vor einen Drahtzaun. Ist alles schon ausprobiert. Von dort aus haben wir nämlich bestes Sichtfeld auf den Platz. Vor allem sitzen wir genau vor der Start- und Landebahn und können die Maschinen direkt in der Luft aufnehmen.“
    „Aber da gibt’s doch bestimmt überall russische Posten?“
    Sebastian schüttelte den Kopf. „In den Wäldern und auf den Feldern nicht“, sagte er, „nur auf dem Platz hinter dem Zaun, dort schon, aber die jucken uns nicht.                                                           
    „Also machst du mit oder borgst du uns deinen Apparat?“
    „Ihr seid völlig verrückt. Aber gut, ich komme mit nach – wie heißt das noch?“
    „Welzow“, sagte Sebastian, „Flugplatz Welzow. In Ordnung“, er lachte und hielt Totila die Hand hin.
    Der schlug zwar ein, lachte aber nicht. „Muß mich doch der Teufel reiten“, erklärte er, „mich mit so Wahnsinnigen einzulassen.“
    „Du mußt’s ja nicht!“
    „Wo liegt denn dieses Nest überhaupt und wie weit ist’s bis dorthin?“
    „Fünfzehn, achtzehn Kilometer“, sagte Sebastian, „vielleicht auch zwanzig. Mit Fahrrädern kein Problem über die Dörfer in Richtung Calau.“
    „Was weiß ich, wo Calau liegt.“
    „Mußt du auch nicht. Fahr einfach mit. Heute ist Freitag. Ich schlage vor, wir fahren schon Sonntag, das ist der 10. Mai. Das Wetter wird hoffentlich so schön bleiben. Wir kriegen dann auch gute Bilder, das ist wichtig.“
    „Fliegen denn die am Sonntag?“
    „Die fliegen immer. Ich würde also sagen, um zehn Uhr bei mir.“
    Totila nickte. „Am Sonntag um zehn Uhr bei dir, geht in Ordnung.“
    „Du hast doch sowas wie ‘ne Dunkelkammer? Jedenfalls hast du das mal erwähnt.“
    „Stimmt“, bestätigte Totila. „Wir können jeden Film entwickeln.“
    „Na wunderbar“, freute Sebastian sich.
    31.

    Die Fahrt nach Welzow verlief bei herrlichem Wetter. Es war warm bei blauem Himmel und Sonnenschein. Sie fuhren Abkürzungen über schmale sich schlängelnde Waldwege. Ab und zu öffneten sich Wiesenflächen, übersät von goldenem Löwenzahn, umstellt von weißstämmigen Birken, deren hellgrünes frisches Laub sich freundlich vom Schwarzgrün der Kiefernwälder abhob. Nach einer knappen Stunde öffnete sich der Wald und sie

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