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Als der Tag begann

Als der Tag begann

Titel: Als der Tag begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Murray
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Jahre alt war, draußen und ein Teil von dem zu sein, was in der Welt vor sich ging. Die Straßen der Bronx um mein Wohnhaus herum hatten mit den sich treiben lassenden Menschenpulks und den engen Seitengassen, vom Boden bis zum Himmel mit Wäscheleinen bestückt, an denen Stoffe in leuchtenden Lila-, Grün-und Goldtönen wie Fahnen im Wind flatterten, eine magische Anziehungskraft auf mich. Ich sehnte mich nach Bewegung, nach einem wie auch immer gearteten Ventil, und meine Freundschaft zu Rick und Danny – wenn wir nicht in Begleitung ihrer Eltern waren – wurde schnell zu einem Ausweg für diese Rastlosigkeit.
    Wir drei zogen durch die Bronx, streunten umher, bis uns die Füße wehtaten, gingen weiter, nur um zu sehen, wie weit wir gehen konnten: den Grand Concourse hinunter, rüber auf die Jerome Avenue, unter den Gleisen der Linie vier entlang, bis sie im Untergrund verschwanden, Meilen entfernt von der University Avenue, in der Nähe des Yankee-Stadions. Dort traf die Bronx auf Upper Manhattan, und auf den Straßenschildern standen unbekannte Namen; die roten oder hellbraunen Ziegelbauten wurden zu schäbigen Autolackierereien, versorgt durch den vorbeirauschenden Verkehr auf den nahen Highways. Ab da würden wir umdrehen und einen völlig anderen Weg nach Hause wählen, während in der Bronx die Sonne unterging und die Straßen langsam gefährlich wurden. Gettoblaster schepperten in dunklen Seitengassen, finster aussehende Gestalten rotteten sich unter Straßenlaternen zusammen. Häufig nahm unser Spiel eine ungute
Wendung. Gemeinsam wurden wir zu Unruhestiftern, zu Straßenkids, die ältere Leute als Obdachlose bezeichneten. Im Lauf der Zeit wurde alles, was unverschämt war, alles, was gefährlich war, und vor allem alles, was wir nicht tun sollten, zu unserer Lieblingsbeschäftigung.
    Einmal fackelten wir versehentlich den Schuppen des Altenheims ab. Alles begann in Ricks und Dannys Wohnung, wo wir uns einen Film über Höhlenforscher angesehen hatten. Während sich die Männer kletternd ihren Weg durch die gefährlichen Einschlüsse bahnten, servierte uns Liz dazu Kool-Aid-Getränke mit Schinken-Käse-Sandwichs als Mittagessen. »Bitte sehr«, sagte sie, »für die drei Musketiere«, so nannte sie uns immer. Später im Aqueduct Park hatte ich die Idee, uns aus einem dicken Ast und bündelweise mit Gummibändern daran angebrachten Papiertüten ein eigenes Erkundungswerkzeug zu basteln. Ich benutzte Ricks Feuerzeug, um die »Fackel« anzuzünden. Unsere Aufgabe, teilte ich den Jungs mit, sei es, den Werkzeugschuppen vor dem ansässigen Pflegeheim »zu erforschen«, der angemessen düster und rätselhaft war, damit wir als waschechte Entdecker durchgehen konnten.
    Als wir mit unserer Fackel durch ein Loch auf der Rückseite des Schuppens kletterten, setzten wir die Hütte unbeabsichtigt innerhalb von Sekunden in Brand, wodurch sofort der Alarm im Hauptgebäude losging. Ich wich als Erste zurück, während Danny und Rick ehrfürchtig erstarrt vor dem hellen, immer größer werdenden Feuerball stehen blieben und ihren Augen kaum trauten.
    »Yo, Mann, es brennt!«
    Ich packte beide an ihren Hemden und zog fest daran.
    »Los, lauft weg!«, schrie ich. » Sofort !«
    Wir machten uns wortlos in Höchstgeschwindigkeit aus dem Staub, bis wir zu einem in der Nähe geparkten Laster kamen, der groß genug war, um uns zu dritt dahinter zu verstecken. Wir legten, mit den Handflächen auf die Knie gestützt, eine Pause ein und schnappten nach Luft. Von dort aus beobachteten wir reglos,
wie die Feuerwehrmänner sich beeilten, den Werkzeugschuppen unter Wasser zu setzen. Ein paar Dutzend ältere Leute bevölkerten in Morgenmänteln den Gehweg, vermutlich, laut Rick, völlig überrascht aus ihren Bingopartien herausgerissen.
    Wir erkundeten das Gebiet unter der Brücke der 207th Street und wanderten neben den Gleisen der Metro-North-Railroad entlang, wo wir Steine auf die Gleise legten, sodass sie bei Kontakt mit den Zugrädern wegflogen. Nur für den Nervenkitzel, vor schnell fahrenden Autos zur Seite zu springen, rannten wir quer über den Cross Bronx Expressway. Ich legte die Route für unsere Streifzüge durch die Nachbarschaft fest; manchmal führte ich uns in Supermärkte, damit wir uns die Taschen mit Schokolade vollstopfen konnten, immer darauf bedacht, in zeitlichen Abständen wieder hinauszugehen, um nicht aufzufallen. Ich schaffte es, drei ganze Tafeln Schokolade innerhalb von fünf Blocks nach Verlassen des

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