Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
starrte dann in seine Tasse.
»Ach, das könnte unsere Rettung sein!«, seufzte Emmanuel vom Schrank herunter. »Unser aller Rettung.«
Da ergab sich Ben in sein Schicksal. »Ist gut«, brummte er. »Ich helf ihr.«
Das unsichtbare Rentier
Die Kobolde bekam Charlotte nicht zu sehen. Als sie von ihrer Mutter abgeholt wurde, lagen die kleinen Kerle immer noch schnarchend in der Schublade. Ben freute das.
»In einer Stunde vorne an der Ecke«, flüsterte Charlotte ihm zu, bevor sie mit ihrer Mutter verschwand.
Ben nickte mürrisch – und war endlich wieder allein mit Julebukk und den Engeln. Er half Matilda und Emmanuel beim Teigkneten, sah zu, wie Julebukk die faulen Kobolde weckte, und nähte ihm den abgerissenen Bommel an seine Kapuze. Er konnte gut nähen. Seine Mutter hatte es ihm beigebracht, weil sie keine Lust hatte ewig seine Knöpfe anzunähen.
»Du magst sie nicht, was?«, fragte Julebukk, gerade als Ben den Faden einfädelte.
Vor Schreck stach er sich in den Finger.
»Warum nicht?«, fragte Julebukk. »Sie hat sehr schöne Träume, weißt du? Schöne und schlimme.«
Ben wusste beim besten Willen nicht, was das damit zu tun hatte. »Sie ist ein Mädchen«, brummte er und machte einen Knoten in den Faden.
»Aha«, sagte Julebukk. »Und? Matilda ist auch ein Mädchen.«
»Das ist was anderes«, murmelte Ben.
»Aha«, sagte Julebukk wieder. Dann sah er nachdenklich aus dem Fenster.
Ben kam zehn Minuten zu spät zum Treffpunkt. Ausgerechnet Willi war ihm über den Weg gelaufen, als er aus Julebukks Wagen kam.
Dem hatte er erst mal was vorlügen müssen. Schließlich konnte er ihm schlecht sagen, dass er mit dem Mausgesicht verabredet war, um ein unsichtbares Rentier zu fangen. Aber da Ben immer stotterte, wenn er log, war Willi nun beleidigt. Auch das noch.
Charlotte wartete schon. Frierend trat sie von einem Fuß auf den anderen.
Ihr Hund rannte um sie herum und wickelte ihr die Leine um die Beine.
»Hallo«, sagte Ben und kraulte den Hund hinter den Ohren. Er hätte selbst auch gern einen gehabt, aber seine Eltern wollten nicht. »Himmel, all die Haare«, sagte seine Mutter immer, »und dauernd lecken sie an was herum. Nein, Fische kannst du haben. Wie wär’s damit?« Ben wollte keine Fische.
»Hast du die Zügel?«, fragte das Mausgesicht.
Ben nickte, zog sie aus der Tasche und hielt sie dem Hund unter die Nase.
Der schnüffelte sehr interessiert daran herum. Aber dann steckte er die Nase in Bens andere Jackentasche. Da war das Marzipan drin.
Charlotte lachte. »He, weg da! Das ist nicht für dich!« Sie zog den Hund zurück und hielt Ben die Leine hin. »Willst du sie mal halten?«
»Danke«, murmelte Ben und nahm die Leine. War ein gutes Gefühl.
Charlotte nahm ihm die Rentierzügel ab und hielt sie Wutz noch mal unter die Nase.
»Los, such«, sagte sie.
Und das tat Wutz. Schnuppernd und schnüffelnd, die Nase immer auf dem Boden, zerrte sie Ben von Straße zu Straße. Charlotte kam kaum hinterher. »Dieses Rentier muss ja köstlich stinken!«, rief sie.
Ben nickte nur. Er fühlte sich wunderbar. Stundenlang hätte er so mit Wutz durch die Straßen laufen können, Stunden, Tage, Wochen, immer. Selbst die Gesellschaft von Mausgesicht störte ihn nicht. Er hatte immer gedacht, dass Mädchen pausenlos reden, dass sie einem die Wörter kübelweise über den Kopf gießen. Aber Charlotte sagte kaum was.
Seite an Seite liefen sie durch die winterlichen Straßen, bis Wutz plötzlich in eine der großen Einkaufsstraßen einbog. Zielstrebig steuerte sie auf das größte Kaufhaus der Stadt zu.
»O nein!« Charlotte blieb stehen. »Es wird doch wohl nicht da drin sein?«
Der Gedanke behagte auch Ben überhaupt nicht. Aber Wutz war schon vor der großen Eingangstür und versuchte ihn hineinzuzerren.
»Was machen wir nun?«, fragte Charlotte. »Sie darf da nicht mit rein. Und wie sollen wir das Vieh ohne sie finden?«
Ben zuckte die Achseln.
»Vielleicht – vielleicht findet es uns? Ich mein – das Marzipan?«
»Ich weiß nicht.« Charlotte band Wutz neben dem Eingang an und tätschelte ihr den Kopf. »Da drin stapelt sich doch das Marzipan. Wie soll das Rentier da ausgerechnet unseres finden?«
Ratlos sahen sie sich an.
»Ich glaub, wir sollten einfach mal in das Kaufhaus gehen«, sagte Ben.
Charlotte nickte. »Okay.«
Sie streichelten Wutz zum Abschied den Kopf und stürzten sich ins Getümmel.
Das Gedränge war furchtbar. Mühsam zwängten sie sich zwischen Busen und Bäuchen
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