Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
kamen die Engel zu Julebukk zurückgeflogen.
»Ach je, ach je!«, jammerte Matilda und rang die kleinen Hände. »Ach je, Julebukk!«
»Es war einer von Wichteltods Weihnachtsmännern!«, flüsterte Emmanuel mit bebender Stimme. »Ein großes silbernes Auto mit einem Tannenzapfen auf dem Nummernschild und einem Stern auf dem Kühler. Es besteht gar kein Zweifel, Julebukk, sie haben uns gefunden!«
»Wir müssen weg, Niklas!«, zeterte Matilda. »Sofort! Sonst wirst du bald keinen Kopf mehr haben!«
»Ach was!« Julebukk lenkte Sternschnuppe zurück auf die Straße. »Wahrscheinlich hat dieser Kerl den Wohnwagen zwischen den Bäumen gar nicht gesehen.«
»Aber nein!«, rief Matilda. »Direkt neben ihm angehalten hat der Wagen!«
»Ist jemand ausgestiegen?«, fragte Julebukk.
Die Engel schüttelten die Köpfe.
»Dann wisst ihr auch nicht, ob ein Nussknacker dabei war, oder?«
»O Himmel!« Matilda schlug die Hände zusammen. »Du meinst, da saß einer von diesen scheußlichen Kerlen drin? Himmel, Himmel, Himmel!«
»Ich weiß es nicht«, sagte Julebukk. »Ich weiß überhaupt nichts mehr.« Dann schwieg er.
Sternschnuppe trottete zurück zum Wohnwagen, so gleichmütig, als ginge ihn die ganze Sache nichts an.
»Julebukk, du musst dich in Sicherheit bringen!«, sagte Emmanuel. »Bitte! Lass uns fahren!«
Julebukk schwieg immer noch.
Sternschnuppe blieb vor der Wohnwagentreppe stehen und wandte ihm fragend den Kopf zu.
Wortlos glitt der Weihnachtsmann vom Rentierrücken und stieg die Stufen hinauf. Erst vor der Tür drehte er sich um. »Wir bleiben hier!«, sagte er. »Wenigstens noch einen Tag. Und den Kindern erzählt ihr nichts von dem Auto, verstanden?«
»Du bist verrückt, Julebukk!«, flüsterte Matilda.
»Das weißt du doch!«, sagte er leise. Dann zog er Sternschnuppe hinter sich her in den Wohnwagen. Die Engel folgten ihm mit hängenden Flügeln.
Ärger
Am nächsten Morgen kam Ben zu spät zur Schule. Er hatte sich einfach nicht von dem Anblick der glitzernden Glühwürmchen losreißen können. Erst als sein Vater aus der Garage fahren wollte, schreckte Ben auf.
»Wo bist du denn schon wieder mit den Gedanken?«, rief Bens Vater aus dem Autofenster. »In der Schule warten sie nicht auf dich.«
Mit einem Ruck drehte Ben sich um und ging zum Gartentor raus. Natürlich hatte sein Vater die Glühwürmchen nicht bemerkt. So was sah er nicht. Umso besser, dachte Ben. Julebukk hat sie sowieso nur für mich dahin gesetzt.
Glücklich schlitterte er den Bürgersteig entlang. Als er an Charlottes Haus vorbeikam, blieb er stocksteif stehen. Sie hatte auch welche bekommen. Die Eifersucht biss ein großes Stück von seinem Glück ab.
Na ja, Weihnachtsmänner müssen gerecht sein, dachte er. Der Gedanke tröstete ihn ein wenig, und er verbrachte die ganze Deutschstunde damit, Weihnachtsmänner und dicke kleine Engel auf seine Bank zu kritzeln. Danach hatte er Sport, das einzige Fach, in dem er richtig gut war, und dann Mathe.
Gleich geht’s zu Julebukk, dachte er. Gleich, und seine Augen klebten an der Uhr. Als es endlich klingelte, war Bens Tasche schon gepackt.
Draußen vor der Schultür rannte er in Mike hinein, der gerade zwei Mitschülern vormachte, wie ihr dicker Klassenlehrer die Treppe raufschnaufte.
»He, Bulette, wo habt ihr die spitzenmäßige Beleuchtung in eurem Garten her?«, fragte er.
»Vom Weihnachtsmann!«, brummte Ben und wollte sich vorbeidrängen, aber Mike verstellte ihm den Weg.
Ben war einen Kopf größer als Mike und stärker sowieso. Seit der ersten Klasse konnten die zwei sich nicht ausstehen. Aber Ben konnte es sich bei seinen Rechenkünsten nicht leisten, das Mathe-Ass der Klasse zu verhauen. Abschreiben war Bens einzige Rettung und das wusste Mike.
»Ach, du glaubst noch an den Weihnachtsmann?«, fragte er und grinste. Er grinste dauernd, denn dabei konnte jeder seinen Goldzahn sehen, vorne links oben.
»Klar.« Finster guckte Ben ihn an.
»Ach, und warum kriegst ausgerechnet du von ihm Sterne in den Garten gestreut? Kennst du ihn vielleicht persönlich?«
»Genau.« Ben schob den Witzbold zur Seite, aber Mike hielt ihn an der Jacke fest.
»Bulette kennt den Weihnachtsmann! Na, so was! Welchen denn? Den vom Supermarkt oder den vor der Apotheke?«
»Den echten«, knurrte Ben. »Lass mich los.«
Mike hob die Augenbrauen. Die anderen spitzten die Ohren.
»Den echten Weihnachtsmann! Ach so, diesen Dicken mit dem Bart, der immer ›Johooh‹ ruft und ein bisschen
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