Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
bestimmt gefallen!«, rief Bens Mutter.
Vor dem Fenster glitzerten Julebukks Sterne. Da kam sie wieder, die rote Wut. Ben kniff die Augen zusammen. In seinem Kopf pochte es. Er starrte auf die Kommode und trat dagegen, so fest er konnte.
»Ich – komm – nicht – mit!«, schrie er. »Ich werd krank. Ich, ich brech mir ’n Bein, ich krieg die Pest!«
Dann nahm er die Stiefel und stürzte aus dem Haus.
Eine verrückte Idee
Als Ben an Julebukks Tür klopfte, schlug ihm das Herz immer noch bis zum Hals vor Wut.
»Was ist los mit dir?«, fragte Julebukk, als er ihn hereinließ. »Du bist ja ganz käsig um die Nase.«
»Nichts«, murmelte Ben. »Da, die Stiefel sind für dich.«
»O danke!«, sagte Julebukk und guckte auf seine ausgetretenen Stiefel. »Sehr nett von dir, aber die kann ich leider nicht gebrauchen. Weihnachtsmänner tragen ganz besondere Stiefel, von Kobolden gemacht. Jeder Weihnachtsmann trägt sein Paar sein ganzes Leben lang. Nur zum Schlafen zieht er es aus – und das sehr ungern.«
»Na dann …« Ben stopfte die Stiefel wieder in seine Tasche.
»Setz dich doch!«, sagte Julebukk und ging zurück zu seinem Stuhl. Er war gerade dabei, Glöckchen an Sternschnuppes Zügel zu nähen. Ben setzte sich zu ihm an den Tisch und nahm einen Keks.
»Kein Wunder, dass der Junge dir neue Stiefel mitbringt«, rief Matilda vom Schrank herunter. Die Engel waren dabei, Schleifen zu nähen. Bis zum Bauch saßen sie in bunten Bändern. »Du pflegst deine Stiefel nicht, Julebukk!«
Verlegen wischte Julebukk mit dem Ärmel über das schmutzige Leder. »Ja, ja, ich weiß«, brummte er.
»Es ist gefährlich, wenn ein Weihnachtsmann seine Stiefel auszieht«, sagte Emmanuel und schlang eine kleine Perlenschnur um eine rote Schleife. »Wusstest du das, Ben?«
»Ach, erzählt dem Jungen doch nicht wieder diese Gruselgeschichten«, sagte Julebukk.
»Wieso Gruselgeschichten?«, fragte Matilda schnippisch. »Es stimmt doch.« Vertraulich lehnte sie sich vor. »Verliert ein Weihnachtsmann seine Stiefel«, raunte sie Ben zu, »dann wird er nach genau 24 Sekunden zu Schokolade.«
»So hat Wichteltod es mit den andern sechs Weihnachtsmännern gemacht«, sagte Emmanuel traurig. »Seine Nussknacker haben ihnen die Stiefel abgenommen und Waldemar benutzt sie als Kerzenständer.«
Ben schauderte. Er guckte auf Julebukks Stiefel.
»Du siehst, ich habe meine noch«, sagte Julebukk. »Also, was soll das Gerede? Erzähl uns lieber, was du heute so
alles getrieben hast.«
»Och, nichts Besonderes.« Ben sah aus dem Fenster, hinauf zum bleigrauen Himmel. »Das mit dem Schnee …«
Julebukk legte seine Nadel zur Seite und hob den Kopf. »Du hättest zu gern Schnee, was?«
Ben nickte.
»Tja, weißt du, es gäbe da schon einen Weg, aber der …« Julebukk wiegte den Kopf.
»Nein!«, rief Matilda. »Nein, Julebukk, nein!«
»Wir müssten die weiße Tür öffnen«, sagte Julebukk zu Ben. »Im Weihnachtsland gibt es genug Schnee. Wir müssten einen Schlauch an die Schneemaschine anschließen, die dann mit dem Schornstein verbinden und den Schlauch durch die weiße Tür hinaus in den Schnee des Weihnachtslandes legen. Ganz einfach. So haben wir es früher immer gemacht. Bevor Wichteltods Nussknacker das Weihnachtsland unsicher machten.« Julebukk nähte das letzte Glöckchen an und hängte die Zügel an die Wand.
»Und wenn ich …« Ben sah ihn fragend an. »Ich mein, wenn ich es mache? Wenn ich da rausgehe?«
»Nein!«, rief Matilda. »Was für eine verrückte Idee!«
»So verrückt ist die Idee gar nicht«, sagte Emmanuel. »Du weißt, meine Liebe, dass Waldemar die Nussknacker auf Weihnachtsmänner abgerichtet hat. Einen Menschenjungen würden sie vielleicht gar nicht beachten.«
»Vielleicht!« Empört schüttelte Matilda den Kopf. »Und was ist, wenn doch?«
»Menschen können sie nicht in Schokolade verwandeln«, sagte Emmanuel. »Das glaube ich nicht.«
»Ach, das glaubst du nicht? So, so.«
»Ich würd’s gern versuchen«, sagte Ben. »Bitte. Ja?«
Julebukk sah ihn nachdenklich an. »So wichtig ist dir das bisschen Schnee?«
»Das …«, beschämt senkte Ben den Kopf, »das wird was beweisen.«
»Was denn?«
»Dass es den Weihnachtsmann doch gibt.«
»Aha. Tut es das?«
Ben wurde rot. Er nickte.
Julebukk sah ihn immer noch an. Aber er fragte nicht weiter. »Wie du willst«, sagte er nur. »Aber ganz allein lass ich dich nicht da rausgehen.«
Ben sprang auf. »Bin gleich zurück!«, rief er. »Danke!
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