Als die Erde bebte
diesmal das Beste daraus machen.
Es dauerte Stunden, bis man sie aus dem Gebäude herausgeholt hatte, aber irgendwann stand Amber auf dem Parkplatz und blinzelte in das schwindende Tageslicht.
Es war kaum zu glauben, aber sie waren gesund und wohlbehalten. Und während sie eingeschlossen gewesen waren, war draußen das Leben weitergegangen, als wäre nichts geschehen.
Das heißt, nicht ganz. Südkalifornien hatte ein Erdbeben der Stärke sechs Komma fünf auf der Richterskala erlebt.
Amber wandte sich um und schaute zu den Polizisten und Feuerwehrmännern hinüber, die ihren perfekten Fremden umzingelten, und durchlebte ihr eigenes Sechs-Komma-fünf-Beben.
Dax McCall war groß, schlank und athletisch gebaut wie ein Läufer. Nein, eher wie ein Boxer, korrigierte sie sich. Im Grunde bestand er nur aus Muskeln. Es war schwierig, seine Haarfarbe zu bestimmen, so staubbedeckt wie er war, aber in ihren Augen war er der umwerfendste Mann, den sie je gesehen hatte.
Er war ihr Held in einer Welt, in der es eigentlich keine Helden mehr gab. Das ist dummes Zeug, ermahnte sie sich sogleich. Helden gibt es nur im Kino. Er war auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut. Außerdem hatte sie in ihrem Leben keinen Bedarf an einem Helden. Nicht einmal wenn er warmherzig, stark und unglaublich attraktiv war. Trotzdem stand sie da, schmachtete ihn an und erlaubte es sich, einen Moment lang zu träumen.
Ich habe vor, mich irgendwann einmal häuslich niederzulassen, hatte er ihr gesagt. In zwanzig Jahren oder so.
Sie tat gut daran, es sich zu merken.
Dies war eine interessante Episode in ihrem Leben gewesen – im wahrsten Sinne des Wortes aufwühlend. Die Art, wie Dax sie gehalten, sie berührt und geküsst hatte, so als wäre sie die einzige Frau der Welt, war etwas, was sie nie vergessen würde.
Aber das war jetzt vorbei. Wahrscheinlich überlegte er sich bereits, wie er sich elegant von ihr verabschieden könnte.
Sie würde es ihm leicht machen.
Sicher, er war nett, zärtlich, liebevoll. Die Frau, die er hatte, konnte sich glücklich schätzen. Vermutlich gab es eine Reihe von Frauen, und Amber verspürte nicht den geringsten Wunsch, sich hinten anzustellen. Er hatte ihr klar zu verstehen gegeben, dass er keine feste Bindung wollte. Also gab es eigentlich nur eins zu tun: Wenn sie ihm gedankt hätte, die Sache beenden und verschwinden, ehe sie noch Schaden nahm.
Doch es stellte sich als schwierig heraus, Dax allein zu sprechen. Ihre Retter umzingelten ihn, und er war in eine angeregte Unterhaltung mit ihnen vertieft. Also stand sie da, schaute sich die Gegend an und wartete. Hier draußen herrschte die Stille eines ganz gewöhnlichen Tages. Die Bäume bewegten sich kaum, der Himmel war klar und strahlend und es gab so gut wie keinen Verkehr.
Aber es war kein gewöhnlicher Tag. Ein plötzliches, irrwitziges Gefühl von Klaustrophobie überkam Amber, viel schlimmer als das, was sie eben im verschütteten Kellergeschoss erlebt hatte. Sie konnte keinen Moment länger bleiben. Sie würde Dax später persönlich danken, wenn sie erst geduscht, gegessen und sich einer sehr privaten, sehr seltenen Mitleidsorgie hingegeben hatte. Wie gehetzt lief sie zu ihrem Wagen, der wie durch ein Wunder nicht beschädigt worden war.
Mechanisch steckte sie den Schlüssel ins Zündschloss, stellte den Motor an und legte den ersten Gang ein. Es tat gut, Gefühle und Handlungen wieder einigermaßen unter Kontrolle zu haben. Trotzdem zog sich ihr Herz schmerzlich zusammen, als sie Gas gab und vom Parkplatz fuhr. Bevor Dax der Polizei seinen Bericht gegeben hätte, wäre sie verschwunden, in dem Bewusstsein, das Richtige getan zu haben.
Aber sie kannte die Wahrheit. Nach außen hin wirkte sie absolut beherrscht. Doch in ihrem Inneren, wohin niemand sehen konnte, war sie ein großer Angsthase. Und es war der Hase in ihr, der jetzt davonlief.
4. KAPITEL
Ein Jahr später
Dax trat mit seiner hochschwangeren Schwester aus dem Fahrstuhl des medizinischen Zentrums und führte sie zur Geburtshilfeabteilung.
Suzette stolperte ständig über ihre eigenen Füße und machte ihn damit äußerst nervös. Sie würde noch hinfallen und seinen armen ungeborenen Neffen oder seine Nichte erdrücken. “Bitte”, flehte er, während er nach ihrem Arm griff und gleichzeitig versucht war, sie hochzuheben und zu tragen. “Sei vorsichtig.”
“Du würdest auch stolpern, wenn du deine Füße nicht sehen könntest.” Da sie es jedoch herrlich fand, schwanger zu
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