Als die Erde bebte
habe es versucht, versicherte sie sich. Am Tag nach dem Erdbeben, nachdem sie die Entscheidung getroffen hatte, einen ausgiebigen Urlaub in Mexiko zu verbringen, hatte sie versucht, Dax zu sprechen.
Trotz ihrer Verlegenheit, dem Mann gegenübertreten zu müssen, dem sie sich schamlos an den Hals geworfen hatte, wollte sie ihm dafür danken, dass er ihr das Leben gerettet hatte. Ohne seine Umsicht, sein instinktives Handeln und die unglaublich beruhigenden Worte hätte sie das Beben niemals überstanden.
Sie hatte keine Ahnung, wo er lebte, doch sie wusste, dass er als Brandinspektor in der Hauptfeuerwache arbeitete. Also hatte sie all ihren Mut zusammengenommen und war zu ihm hingegangen.
Dax war gerade im Aufenthaltsraum gewesen, zusammen mit einer Kollegin. Sie hatten gelacht und offenkundig miteinander geflirtet.
Auf alles war sie gefasst gewesen, doch nicht darauf. Während sie ihn von der Tür aus beobachtete, hatte sie sich stark zu ihm hingezogen gefühlt. Noch nie hatte sie jemanden gesehen, der so selbstsicher und so voller Lebenslust war.
Nach einer Weile hatte sie sich umgedreht und war gegangen, besser gesagt, geflohen. Eine kindische Reaktion, doch nicht mehr zu ändern. Um ihre Dummheit wieder gutzumachen, hatte sie sich mit Blumen und einer Karte bedankt.
Erst später, sehr viel später, hatte sie ihren Zustand entdeckt.
Sie war schwanger.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich und Amber stieg ein, straffte die Schultern und drückte Taylor an sich. Zu ihrer Rechtfertigung konnte sie sagen, dass sie danach erneut versucht hatte, mit Dax Kontakt aufzunehmen.
Sie hatte von Mexiko aus in seinem Büro angerufen. Sie wollte nichts weiter von ihm, als ihm die Neuigkeit mitteilen. Das glaubte sie ihm schuldig zu sein. Er hatte ein Recht darauf, es zu erfahren.
Er war in Montana gewesen, um die riesigen Waldbrände, die dort wüteten, zu bekämpfen, und sie hatte seiner unsympathischen Sekretärin eine Nachricht hinterlassen, ihr erklärt, wo sie sei und dass sie mit Dax sprechen wolle.
Er hatte den Anruf nie erwidert.
Sie hatte diese Botschaft verstanden. Für ihn war die Sache erledigt.
Doch was er auch für Fehler haben mochte, er war damals um sie sehr besorgt gewesen, und allein schon deswegen verdiente er es, die Wahrheit von ihr zu erfahren. Von ihr persönlich.
Er musste von Taylor wissen.
Und das wird er auch, versprach sie sich. Sobald sie einen Weg gefunden hatte, wie sie es ihm nach so langer Zeit am besten beibringen konnte.
Der Fahrstuhl hielt und sie trat hinaus in einen Warteraum, der sich voller Frauen befand: junge und alte, kranke und gesunde sowie viele schwangere. Die meisten hatten kleine Kinder bei sich. Amber meldete sich an und machte sich auf eine längere Wartezeit gefasst. Taylor drehte sich auf ihrem Arm und starrte auf all das Chaos um sie herum, bevor sie einen fröhlichen Juchzer von sich gab.
“Schön, dass sich wenigstens einer hier amüsiert”, sagte Amber trocken und lächelte. Mit einem erleichterten Seufzer ließ sie sich auf einen freien Stuhl fallen. Das tat gut.
Doch dann sah sie ihn. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein Mann. Nicht irgendein Mann, sondern der einzige, der ihren Herzschlag zum Rasen bringen konnte.
Dax McCall.
Oh nein, er schaute direkt zu ihr herüber. Was sollte sie jetzt tun?
Ihre Selbstbeherrschung war mit einem Schlag dahin. Sowie jegliche Vernunft. Sie könnte wieder davonlaufen, aber selbst wenn ihre Beine noch funktionierten, schien das doch ein wenig albern. Sie könnte lügen, doch das war auch keine gute Idee. Erstens war sie keine geschickte Lügnerin und zweitens könnte sie nie wieder in den Spiegel schauen.
Nein, sie hatte sich selbst in diese Lage gebracht und musste jetzt sehen, wie sie damit fertig wurde.
Eine Sekunde lang hoffte sie, dass er sie nicht erkennen würde. Als er sie das einzige und gleichzeitig letzte Mal gesehen hatte, war sie schließlich mit Schmutz und Staub bedeckt gewesen, verängstigt und so gar nicht sie selbst.
Sie hätte es sich denken können. Er erkannte sie.
Erstaunlicherweise ging das Leben um sie herum weiter. Babys weinten, Eltern unterhielten sich, werdende Mütter blätterten in Baby-Zeitschriften und das Personal eilte geschäftig hin und her.
Amber nahm das alles am Rande wahr, denn ihr Blick wurde von Dax’ gefangen gehalten. Er sah genauso aus wie in ihren Träumen – groß, kräftig gebaut, attraktiv. Unvergesslich. Er trug eine enge, ausgeblichene Jeans, die zu
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