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Als die Erde bebte

Als die Erde bebte

Titel: Als die Erde bebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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nicht mehr vergessen können.
    Amber hingegen hatte es ganz offensichtlich sofort vergessen.
    Trotz all seiner Bemühungen, sie zu finden, blieb sie verschwunden. Er hatte an diesem Tag nur einen kurzen Blick auf sie werfen können, und obwohl sie absolut nicht sein Typ war, hatten ihn ihr kurzes dunkles Haar und ihre noch dunkleren Augen beeindruckt.
    Er hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sie zu finden, weil natürlich die Möglichkeit bestand, dass sie von ihm schwanger war. Dass er kein Kondom benutzt hatte, bereitete ihm Kopfzerbrechen, denn sonst schützte er sich immer. Andererseits hatte keiner von ihnen damit gerechnet, dass sie das Beben überleben würden.
    Als Dax sie schließlich aufgespürt hatte – keine einfache Angelegenheit, da er nicht einmal ihren Nachnamen gekannt hatte –, war sie fort gewesen. In ihrem Maklerbüro teilte man ihm mit, dass sie unbezahlten Urlaub genommen habe. Ihre Wohnung hatte sie untervermietet.
    Ohne eine Nachsendeadresse zu hinterlassen.
    Deprimiert war Dax nach Montana gegangen und hatte dort geholfen, die Brände zu bekämpfen. Einen Monat lang war er dort gewesen, und als er zurückkam, musste er feststellen, dass seine Sekretärin in der Zwischenzeit sein Büro in ein Chaos verwandelt und sich einen neuen Job gesucht hatte.
    Auch nach seiner Rückkehr gab es keine Nachricht von Amber, aber inzwischen hatte er auch keine mehr erwartet.
    Offensichtlich wollte sie an ihre gemeinsamen Stunden nicht erinnert werden. Ihm sollte es recht sein. Er hatte sein eigenes Leben, das aus Arbeit, Frauen und Vergnügen bestand. Er würde nicht zurückschauen.
    Das redete er sich zumindest ein.
    “Komm, melden wir dich jetzt an”, sagte er zu Suzette und schüttelte die Erinnerungen ab. “Hier herrscht ja Hochbetrieb.”
    Amber war spät dran. Ihr Wecker hatte nicht geklingelt, sie hatte einen Kunden verärgert, weil sie zu spät gekommen war, und jetzt steckte sie im Stau fest.
    Es war eindeutig nicht ihr Tag.
    Doch all das war nicht mehr wichtig, denn ihr Leben hatte sich inzwischen grundlegend verändert. Jetzt zählte einzig und allein Taylor.
    Sie bog zum medizinischen Zentrum ein, wohl wissend, dass sie sich beeilen musste, um noch rechtzeitig zur Dreimonatsuntersuchung beim Kinderarzt zu kommen. Nachdem sie einen Parkplatz gefunden hatte, eilte sie mit Taylor auf dem einen Arm und einer großen Tragetasche über dem anderen auf den Krankenhauskomplex zu.
    Wäre sie rechtzeitig aufgestanden, hätten sie jetzt nicht zu hetzen brauchen. Doch in letzter Zeit war sie immer so müde. Das liegt nur an all den Veränderungen, dachte sie. Mutter zu werden, in die Stadt zurückzukommen nach einem Jahr …
    Ja, wie nannte man das, wenn jemand vor seinem Job, seinem Heim, seinem Leben floh?
    Einen Urlaub, sagte sie sich entschlossen. Sie hatte nie in ihrem Leben Urlaub gemacht, also hatte er ihr wirklich zugestanden. Nur weil sie ihn direkt nach dem Erdbeben angetreten hatte, hieß dies ja nicht, dass er irgendetwas mit den Entscheidungen zu tun hatte, die sie getroffen hatte.
    Und auch nichts mit einem gut aussehenden, unvergesslichen Dax McCall.
    Nein.
    Du meine Güte, was war sie doch für eine Heuchlerin. Ein gurrendes Geräusch ließ sie abrupt innehalten. Als sie ihre kleine Tochter anschaute, machte ihr Herz einen Hüpfer.
    Blaue Augen blickten sie an. Ein überwältigendes Gefühl der Liebe durchströmte Amber. Sie hatte sich nie als Mutter gesehen, aber Taylor war das Beste, war ihr je passiert war, und sie konnte nur lächeln.
    Als Antwort stieß Taylor einen Schrei aus und verzog den Mund zu einem Lächeln, während sie fröhlich und unkontrolliert mit den Armen fuchtelte.
    Ambers Herz hüpfte noch einmal vor Freude, sie beugte sich hinab und stupste ihre Nase gegen Taylors. “Du bist das süßeste Baby auf der ganzen Welt”, flüsterte sie. “Ich liebe dich.”
    Taylor war jetzt ihre Familie, ihr Leben, ihr Ein und Alles.
    Sie waren zwar allein, doch sie würden es schon schaffen.
    Das sagte Amber sich immer wieder, während sie ein wenig atemlos zum Fahrstuhl marschierte. Es machte nichts, dass sie beide von ihren Vätern unerwünscht waren.
    Sie würden es überleben.
    Während sie auf den Fahrstuhl wartete, musterte sie ihre Tochter prüfend und überlegte wohl zum tausendsten Mal, ob Taylor die Augen von ihrem Daddy geerbt hatte. War das helle, kristallklare Blau, in dem man förmlich ertrinken konnte, von Dax?
    Es nicht zu wissen, tat noch immer weh. Ich

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