Als die Erde bebte
sein, grinste sie ihn an. “Keine Angst, ich bekomme noch nicht die Wehen.”
“Das hätte ich gerne schriftlich”, murmelte Dax und schaute auf ihren riesigen Leib. Er hatte schon einmal ein Baby auf die Welt gebracht. Da war er noch bei der Feuerwehr. Es war ein Wunder gewesen, ehrfurchtgebietend … und furchterregend.
“Komm, entspann dich. Ich fühle mich großartig.”
“Sich in deiner Gegenwart zu entspannen ist unmöglich.”
“Wirklich, mir geht es gut. Abgesehen von den Wehen alle zwei Minuten.”
Jetzt stolperte er, und sie lachte ihn schadenfroh aus. “Tolpatsch”, sagte sie, schaute ihn dabei jedoch mit so großen, feuchten Augen an, dass er sofort seine Taschen nach einem Taschentuch durchsuchte. Aus Erfahrung wusste er, dass sie ihm gleich etwas vorheulen würde.
“Verdammt, Suzette.”
“Ich bin okay. Wirklich.” Aber sie schniefte und blinzelte. “Du bist nur so lieb. Und wenn ich daran denken, dass wir dich bei dem Erdbeben fast verloren hätten …”
Dax wollte es mit einem Schulterzucken abtun, doch sie baute sich mit ihrem sperrigen Bauch vor ihm auf und erklärte: “Komm, die Sache hätte schlimm ausgehen können. Wenn du nicht kurz zuvor mit Shelley telefoniert hättest, hätte niemand gewusst, wo du warst. Wir hätten dich niemals rechtzeitig gefunden.”
“Es ist ja nichts passiert …”
“Du weißt es verflixt genau, dass es fast nicht so gewesen wäre!”, unterbrach sie ihn heftig. “Die Decke des Kellergeschosses ist nur eine Stunde, nachdem sie dich und die Frau herausgeholt hatten, eingestürzt.”
Die Frau, dachte er und wartete auf den Schmerz, der ihn jedes Mal bei dem Gedanken an sie erneut überfiel. Doch endlich, endlich begann er nachzulassen.
“Stell dir mal vor, wenn der Suchtrupp nicht rechtzeitig zu dir vorgedrungen wäre”, sagte Suzette in seine Gedanken hinein. “Du hättest sterben können, Dax. Und du bist mein liebster Bruder.”
“Ich bin dein einziger Bruder.”
Suzette schniefte noch einmal, und Dax schüttelte ungeduldig den Kopf. Er war es leid, ständig an das Erdbeben erinnert zu werden. Es hatte sein Leben und seine Träume schon viel zu lange beherrscht. Es war vorbei. Endgültig.
“Diese Gemütsschwankungen bei dir sind wirklich lästig”, sagte er, um das Thema zu wechseln, und reichte ihr ein Taschentuch. “Stört dich das ständige Weinen nicht langsam?”
“Nein, es tut mir irgendwie gut.” Eine große Träne kullerte ihr über die Wange. “Danke, dass du mich hergefahren hast.”
“Kein Problem, solange Alan es schafft, rechtzeitig zur Geburt hier zu sein. Für diesen Job bin ich wirklich nicht zu haben.”
Er neckte sie nur, und das wussten sie beide. Er würde, wenn nötig, alles für sie tun, und für einen winzig kleinen Augenblick dachte Dax, dass es ihm vielleicht nicht einmal so schlecht gefiele.
“Irgendwann bist du auch mal dran”, sagte sie leise, griff nach seiner Hand und legte sie sich auf den Bauch.
“Nicht in naher Zukunft”, gab er zurück, spreizte aber die Finger, wie um das Wunder des werdenden Lebens zu spüren.
“Irgendwann”, versprach ihm seine Schwester, “wird dich eine Frau schnappen und dich vergessen lassen, warum du gern Single bist. Glaub es mir.”
Und plötzlich stürzten die Erinnerungen wieder auf ihn ein. Er sah sich, wie er zusammengekrümmt unter dem Schreibtisch lag und darauf wartete zu sterben, während er eine ängstliche und doch mutige Amber in den Armen hielt. Er war damals auf eine hysterische Frau gefasst gewesen, doch sie hatte ihn überrascht mit ihrer inneren Stärke und ihrem Willen zu überleben.
Er hatte sich von ihr auf eine Art und Weise angezogen gefühlt, die er im Nachhinein nicht definieren konnte. Verglichen mit seinen etwas anstrengenden Schwestern und den Sexbomben, für die er zugegebenermaßen eine Schwäche hegte, war ihm Amber wie eine frische Brise erschienen.
Und in jenen entsetzlichen Stunden, als sie so sicher gewesen waren, dass ihr Ende nahte, waren sie zusammengekommen; verzweifelt und ängstlich, hungrig nach dem Leben und voller Bedürfnisse. Sie hatten unvergesslichen, perfekten Sex gehabt, ohne sich vorher jemals in die Augen geschaut zu haben.
Es war außergewöhnlich, aber notwendig gewesen. So notwendig wie der nächste Atemzug.
Immer wieder erinnerte er sich daran, wie Amber in seinen Armen zum Höhepunkt gekommen war. Was sie geteilt hatten, war unglaublich gewesen, und er würde es für den Rest seines Lebens
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