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Als die Erde bebte

Als die Erde bebte

Titel: Als die Erde bebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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konnten, wenn die Decke über ihnen gänzlich einstürzen sollte. Vorausgesetzt, sie hatten genügend Sauerstoff, während sie dann auf Hilfe warteten.
    “Es gibt zwei Büros, ein Badezimmer und eine kleine Küche”, ratterte sie professionell herunter. “Alles möbliert.”
    Dax wünschte, die Taschenlampe wäre nicht ausgegangen, wünschte, er hätte die Frau neben sich anschauen können, bevor das Licht ausging, wünschte, er hätte heute Morgen mehr als nur eine Schüssel Cornflakes gegessen.
    “Wir schaffen das schon.” Sie klang zuversichtlich trotz ihres Zitterns. “Wir warten einfach, bis wir gerettet werden, oder?”
    Dax entschloss sich, ihr diesen kleinen Traum zu lassen, einfach weil er selbst noch nicht bereit war, die Tatsachen zu akzeptieren. Doch er gab sich keinen Illusionen hin. Wenn die Decke dem Gewicht der darauf liegenden eingestürzten zwei Stockwerke nicht mehr standhielt, waren sie so gut wie tot.
    Mühsam tasteten sie sich durch die absolute Dunkelheit, stiegen über Steinbrocken hinweg und kämpften sich durch den Flur hindurch, während Dax die ganze Zeit darauf wartete, dass die Frau anfing zu jammern, sich zu beklagen oder womöglich zusammenbrach.
    Doch zu seiner großen Verwunderung tat sie nichts von alledem.
    Schließlich gelangten sie in einen Büroraum, und nachdem sie sich herumgetastet hatten, stellten sie fest, dass er eine Couch, einen Schreibtisch, zwei Stühle und einige andere nicht identifizierbare Gegenstände beherbergte. Das zweite Büro, das sie danach untersuchten, war kleiner und schien leer zu sein. Die angrenzende Küche schien zu gefährlich, denn der Boden war bedeckt mit heruntergefallenen Sachen und einem umgestürzten Kühlschrank.
    Dax kam zu dem Schluss, dass es außer dem ersten Büroraum keinen weiteren sicheren Platz gab. Während er sich einen Weg zurück bahnte, folgte die Frau ihm schweigend. Wieder wunderte er sich über ihre Selbstbeherrschung und fragte sich, wo sie diese wohl erworben habe.
    Ein entferntes Donnern war die einzige Warnung und veranlasste Amber, sich dem Fremden an den Hals zu werfen. Sie würde sich hinterher wahrscheinlich über ihre panikartige Reaktion ärgern, doch das war im Moment zweitrangig.
    Als dann die Erde von Neuem zu beben begann, zog der Mann Amber an sich und ließ sich mit ihr auf den Boden fallen.
    “Schnell”, befahl er und stieß sie unter etwas, was sich wie ein hölzerner Schreibtisch anfühlte. Hastig kroch er hinter ihr her.
    Sie hatte gerade noch Zeit festzustellen, dass das Beben diesmal weit weniger heftig war als vorhin, da lag schon sein kräftiger Körper auf ihrem. Mit den Händen umfasste er ihren Kopf und drückte ihn schützend an seine Brust.
    Noch einmal schien die Zeit stillzustehen, während sie mit geschlossenen Augen das Nachbeben über sich ergehen ließ. Als er den Atem anhielt, wusste sie, dass auch er jetzt mit dem Schlimmsten rechnete. Jeden Moment konnte die Decke über ihnen nachgeben und sie erschlagen.
    Doch sie wollte noch nicht sterben und presste sich instinktiv dichter an den warmen, kräftigen Körper des Fremden.
    Nach einer Unendlichkeit, Amber hatte jedes Zeitgefühl verloren, hörte das Beben plötzlich auf.
    Und genauso plötzlich wurde ihr bewusst, wie nah sie sich waren.
    Himmel, sie hatte sich einem Fremden förmlich an den Hals geworfen.
    Beschämt hob sie die Arme und versuchte, ihn von sich zu drücken. Sofort rollte er sich von ihr hinunter, blieb aber nur wenige Zentimeter von ihr entfernt unter dem Schreibtisch liegen. Beide wagten sie noch immer kaum zu atmen.
    Es herrschte eine unheimliche Stille.
    “Es hat gehalten”, flüsterte Amber schließlich.
    “Ja.” Er drehte sich in der Dunkelheit zu ihr herum und sie hatte das Gefühl, dass er sie anstarrte. “Sie sind unglaublich, wissen Sie das?”
    So etwas hatte noch niemand zu ihr gesagt. “Wieso?”
    “Sie sind so beherrscht. Keine Anzeichen von Panik.”
    Wenn er wüsste. “Sie sind ja auch nicht in Panik geraten.”
    “Ja, aber Sie sind …” Er unterbrach sich.
    “Eine Frau?”
    “Entschuldigung.” In seiner Stimme klang ein unfreiwilliges Lächeln mit. “Ja, Sie haben Recht. Weil Sie eine Frau sind, dachte ich, Sie würden jeden Moment durchdrehen.”
    Da hatte er sie verkannt. Sie drehte niemals durch. Dafür besaß sie zu viel Disziplin. Der Meister selbst, nämlich ihr Vater, hatte ihr diese Kunst beigebracht. Er hatte Perfektion und totale Unterwerfung von ihr verlangt.
    Und er hatte

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