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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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des Dammweges von Xanten aus zur mittleren Ems bei Rheine, gehört wahrscheinlich in diese Zeit. Dadurch waren von den militärischen
     Basen am Rhein alle möglichen Einsatzorte in den anvisierten rechtsrheinischen Provinzen schneller zu erreichen.
     
     
    Die Taktik des langen Atems
     
    Wir wissen, wie die Römer den Erfolg ihrer Herrschaftsstrategie, die auf eine langfristige Assimilierung der Germanen hinauslief
     und auch bald messbare Effekte zeigte, selbst einschätzten. Schon gleich nachdem die germanischen Stämme sich unterworfen
     hatten, wurde das
pomerium
, die Stadtgrenze Roms, erweitert – zur Feier des großen außenpolitischen Sieges.
    Als entscheidend für den nachhaltigen Erfolg der Herrschaftsstrategie sollte sich allerdings erweisen, wie lange der Atem
     der römischen Administration sein würde. Offenbar glaubte man in Rom, dass die Zeit für eine verschärfte Provinzialisierungspolitik
     ab dem Jahr 7 n. Chr. reif war, als man aufgrund des pannonischen Aufstandes in Geldnot geraten war und die Steuereinnahmen
     aus den erst provisorisch eingerichteten germanischen Provinzen dringend benötigte. Der neue Statthalter Varus hatte einen
     entsprechenden Auftrag von allerhöchster Stelle, handelte demnach nicht nach eigenem Ermessen, wie ihm spätere Autoren nur
     allzu gerne unterstellten, um die Niederlage allein ihm und seinem „missratenen Charakter“ zuzuschreiben. Vielmehr beruhten
     die Anweisungen des Auftraggebers auf einer fatalen Fehleinschätzung der Lage in Germanien. Allerdings war auch Varus nicht
     in der Lage, zu einer nüchternen, realitätsnahen Beurteilung „vor Ort“ zu kommen, sondern vertraute dem Bild der germanischen
     Vertrauensleute in seiner Umgebung. Diese bestätigten den offenkundigen Eindruck erster Ansätze der bereitwilligen Übernahme
     der römischen Kultur und des römischen Rechts.
     
     
    |43| „Immensum bellum“ und das Stelldichein an der Elbe
     
    Dabei hatte es Hinweise genug gegeben, dass die Zeit für eine solche Politik verfrüht war: In den Jahren 1–4 n. Chr. war es
     zu einem größeren, Stämme übergreifenden Aufstand
( immensum bellum
) gekommen, der nur mühsam und vom Rhein her systematisch niedergeschlagen werden konnte. Vielleicht im Zusammenhang damit
     kam es zu einem großen Stelldichein der römischen Flotte und Armee in Parade-Ornat unter Tiberius (während seines zweiten
     Germanienkommandos 4–6 n. Chr.) mit den Semnonen an der Elbe. Darüber berichtet der Historiker und ehemalige Berufssoldat
     Velleius Paterculus, der unter dem späteren Kaiser Tiberius in Pannonien und Germanien gedient hatte. Ausführlich schildert
     er, dass die Barbaren von den funkelnden Waffen der römischen „Prunkarmee“, die sich in koordinierten Manövern zu Lande und
     zu Wasser an der Elbe traf, schwer beeindruckt gewesen seien.
    Das Ziel war gewesen, die Elbgermanen, die Langobarden und Semnonen, von Einfällen in das westelbische Gebiet und von der
     Unterstützung der Aufstände bereits unterworfener Stämme abzuhalten. Weiter wollte man verhindern, dass sich die (durch die
     Umsiedlungen) selbst verschuldete Verstärkung des Marbodreiches durch den Anschluss der Elbgermanen noch weiter fortsetzte.
     
     
    Marbodreich und pannonischer Aufstand
     
    Beide Absichten erwiesen sich jedoch als Illusion. Bald hatten sich die Elbgermanen Marbod angeschlossen, der nun zwei Optionen
     hatte, einmal nach Süden in die Kerngebiete des Römischen Reiches vorzustoßen und dann auch die Elbgermanen bei ihren Ausgriffen
     in die noch ungefestigte Provinzherrschaft in Germanien zu unterstützen. Erst nach dem Sieg des Arminius und der Vertreibung
     der Römer 16 n. Chr. zeigten sich die Germanen an der Elbe so beeindruckt, dass sie die Seiten zu Arminius’ Stämmekoalition
     wechselten und dessen |44| Reihen gegen Marbod verstärkten. Die angeblichen Pläne des Arminius, die Königsherrschaft anzustreben, waren für die Elbgermanen
     offenbar weniger problematisch als für viele nordwestgermanische Fürsten, wenn auch einige – wie Inguiomerus – samt Anhang
     zu Marbod flüchteten.
    Es wird erkennbar, dass die Bindungen der nordwestgermanischen Stämme nach Osten sehr intensiv waren. Auch deshalb war die
     Elbe weit weniger als Grenze geeignet als der Rhein. Die Warnungen Caesars vor einem Ausgreifen über den Rhein sollten sich
     daher als begründet erweisen.
    Der Machtzuwachs des Marbod schien schon vor 9 n. Chr. so bedrohlich, dass sich Augustus

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