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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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sogar mit dem Kaiserhaus verwandt. |47| Schon früh in der Umgebung des Augustus, gemeinsam Konsul mit Tiberius und ab 7 v. Chr. Prokonsul der wichtigen öffentlichen,
     vom Senat verwalteten Provinz Afrika, hatte er in den Jahren 6–4 v. Chr. als Statthalter der kaiserlichen Provinz Syrien die
     schwierigen Verhältnisse nach dem Tod des Judenkönigs Herodes zu regeln. Nachdem er offenbar auch hier als erfolgreicher Vertreter
     der Interessen des Reiches und des Augustus gelten konnte, wurde er im Jahr 7 n. Chr. als Legat des Kaisers nach Germanien
     geschickt.
    |46| Öffentliche und kaiserliche Provinzen
    Provincia ist ursprünglich die Bezeichnung des Amtsbereiches des römischen Magistrats, eine Bedeutung, die nie ganz verloren
     ging. Ab 27 v.Chr. wurde das Reich in kaiserliche und senatorische (öffentliche) Provinzen aufgeteilt. Augustus übernahm als
     Prokonsul die Provinzen, deren Schutz Truppen erforderte (auf Zeit, von Senat und Volk dazu ermächtigt), und verwaltete sie
     durch von ihm entsandte Legate (legati Augusti pro praetore). Die Senatsprovinzen wurden von einem Prokonsul für ein Jahr
     verwaltet. Befriedete Provinzen sollten dem Senat (und Volk) zurückgegeben werden. De facto blieb die Zahl der befriedeten
     Provinzen, die der Senat verwaltete, konstant (etwa zehn), während die Zahl der Provinzen des Kaisers zunahm (durch Neuerwerb
     oder Teilung).
     
    |47| Kurswechsel in Germanien
     
    Der mit Varus in Germanien verbundene Kurswechsel war keine eigenmächtige Entscheidung des Statthalters, vielmehr durfte Varus
     sich für seine Politik des Rückhalts im Kaiserhaus sicher sein. Das zeigt schon die innenpolitische Konstellation in Rom im
     unmittelbaren Vorfeld der neuen Statthalterschaft.
    Die Schockwellen des pannonischen Aufstandes, der seit 6 n. Chr. erhebliche Ressourcen band, wirkten sich auf Rom aus. Es
     kam zu Hungersnöten, Hungerrevolten und Ausweisungen. Hinzu kamen Wahlunruhen im Jahr 7 n. Chr. Feuersbrünste im Jahr davor
     führten dazu, dass die sieben
cohortes vigilum
, die Feuerwehreinheiten, dem Befehl eines Präfekten aus dem Ritterstand unterstellt wurden – jener adligen Schicht, aus der
     heraus zunehmend die wichtigen, zentralen Positionen des Reiches besetzt wurden.
    Aus dem Ritterstand konnte dem Princeps, der selbst dem Senatorenstand angehörte, keine Konkurrenz um die Macht entstehen.
     Und diese war in der Tat nicht unbestritten: Affären und Unruhen verschonten auch das Kaiserhaus nicht. Der vernachlässigte
     Adoptivsohn des Augustus, Agrippa Postumus, wurde zum Kristallisationspunkt einer Opposition gegen den Princeps. Doch die
     Opposition wurde aufgedeckt und Agrippa Postumus auf der Insel Planasia interniert. Die Folge war jedoch nur eine weitere
     Verschwörung um die jüngere Julia, die Schwester des Agrippa Postumus, um Aemilius Paullus und Plautius Rufus. Alle wurden
     unter dem Vorwand des Ehebruchs verbannt. |48| Diesem verschärften innenpolitischen Kurs, der das Kaiserhaus und einflussreiche adlige Familien unmittelbar betraf, die Bevölkerung
     in Unruhe versetzte, institutionelle Reformen zur Folge hatte und eine finanzielle Notlage offenbarte, entsprach ein schärferer
     Kurs in Germanien.
    Die Ritter
    Ursprünglich waren die Ritter Mitglieder des römischen Adels, die keinen Zugang zum Senat hatten, mit wirtschaftlichen Interessen
     (auch Steuerpacht), da den Mitgliedern des Senats der Handel in großem Stil verboten war. Seit den Gracchen (133 v.Chr.) mit
     politischen Aufgaben versehen, wurden die Ritter (ordo equester) seit Augustus und unter seinen Nachfolgern immer wichtiger
     als Offiziere im Heer und bei der Reichsverwaltung, als Finanzverwalter und in den ganz zentralen leitenden Positionen der
     Getreideversorgung, von wichtigen Provinzen (wie Ägypten), der Flotte und der Leibgarde.
    Zensusmaßnahmen zur Vorbereitung der Besteuerung wurden durchgeführt, um den akuten Finanznöten entgegenzusteuern. Das römische
     Recht wandte man jetzt konsequent an. Auch wurde die militärische Präsenz im rechtsrheinischen Gebiet, die bislang dezent
     und zurückhaltend war, verstärkt, da Marbod von einer Einmischung in den pannonischen Aufstand abgehalten werden musste. Dieser
     Aufstand der Pannonier unter Bato hatte deshalb so viele Kräfte gebunden und war so gefährlich geworden, weil er eine Schwachstelle
     der römischen Armee ausnutzen konnte: Gerade das bislang favorisierte Prinzip des heimatnahen Einsatzes der Auxilien hatte
     im

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