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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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Grunde genommen erst eine Stämme übergreifende Organisation des Aufstandes ermöglicht. Die Einheiten waren darüber hinaus
     in der römischen Disziplin und Taktik geschult. Bei den Auseinandersetzungen in Pannonien hatte der spätere Führer des Aufstandes
     der Germanen, Arminius, noch auf römischer Seite seine „Lehrjahre“ verbracht. Im Jahr 8 n.Chr., bei der ersten Kapitulation
     der Pannonier, kehrte Arminius, hoch geehrt, nach Germanien zurück: gerade rechtzeitig.

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    |49| Der Weg in den Untergang – Rekonstruktion der Niederlage
    W eh, das war ein großes Morden,
    Sie erschlugen die Cohorten;
    Nur die römische Reiterei Rettete sich noch ins Frei,
    Denn sie war zu Pferde.
     
    Da sprach er [Varus] voll Aergernussen
    Zum Centurio Titiussen;
    „Kamrade! zeuch mein Schwert hervor
    Und von hinten mich durchbohr,
    Da doch alles futsch ist.“ 1
    Arminius fand die Fürsten Germaniens in heller Empörung. Seit einem Jahr war Varus Statthalter. In den „Volks“-Versammlungen
     der Cherusker, Chatten, Brukterer, der Marser und anderer Stämme stimmten die Krieger mit großer Mehrheit dafür, die verhasste
     Herrschaft abzuschütteln. Es war also ein „Volksaufstand“, d.h. eine von den Stämmen getragene Erhebung, die als Angriff der
     abgefallenen Auxilien begann, über die militärische Struktur dieser Einheiten organisiert wurde und dann wegen des günstigen
     Verlaufs schnell Zulauf hatte. Doch sollte der Aufstand nicht offen einsetzen, sondern nach einem detaillierten Plan. Den
     lieferte Arminius, der um die Schwächen der römischen Armee ja aus eigener Anschauung wusste. Auch kannte er die Probleme
     der Römer in Germanien unter Drusus.
    |50| Nach diesem Plan sollten zunächst Germanenstämme abfallen, die weit entfernt siedelten, um den Statthalter von dem herkömmlichen,
     gut ausgebauten Marschweg entlang der Lippe zu den Winterquartieren in unwegsame Gebiete wegzulocken. Varus hatte sich bereits
     den ganzen Sommer über an der Weser befunden, hielt Gericht und kam (fingierten) Hilfegesuchen nach, die seine Truppen zersplittern
     sollten.
    Wir wissen nicht, welche Stämme es waren, die zuerst zum Schein abfielen. Vermuten kann man, dass sie den Marsch des Varus
     von der normalen Route weg nach Norden hin abgelenkt haben. Andernfalls wäre es für die Aufständischen nicht sicher vorauszubestimmen
     gewesen, ob nicht auch Asprenas, der Befehlshaber der südlichen Heeresgruppe in Mainz, für die Niederschlagung des Aufstands
     infrage gekommen wäre.
    50 Jahre später berichtet ganz stolz ein germanischer Fürst der Ampsivarier namens Boiocalus, dass er aufgrund seiner prorömischen
     Gesinnung von Arminius im Vorfeld der Varusniederlage gefangen gesetzt worden sei. 2 Vielleicht gehört dies in den Kontext der Vorbereitung eines Ablenkungsmanövers dieses am Unterlauf der Ems siedelnden Stammes.
    Die Ampsivarier wären eine plausible Annahme, da ihr und der Aufstand benachbarter Stämme den Heerzug des Varus vom Sommerlager
     an der Weser gerade so weit von der normalen Marschroute entlang der Lippe abgelenkt hätte, um ihn an den Stellen vorbeizuführen,
     wo bei Kalkriese/Barenau Funde gemacht wurden, die in das Jahr der Varusniederlage datiert und zumindest in den Zusammenhang
     der Kämpfe dieses Jahres gebracht werden können.
     
     
    Beim Quellgebiet von Ems und Lippe
     
    Der Weg in den Untergang lag nicht weit entfernt vom Quellgebiet von Ems und Lippe, von wo aus Germanicus sechs Jahre später
     aufbrach, um die Stätten der Varusniederlage zu besuchen, indem er über den Eggekamm zog:
    |51| Während des Mordens und des Plünderns fand er den Adler der neunzehnten Legion, der unter Varus verloren gegangen war. Dann
     führte er sein Heer weiter bis zu der äußersten Grenze der Brukterer. Das ganze Gebiet zwischen den Flüssen Ems und Lippe,
     nicht weit entfernt vom Teutoburger Wald, wurde verwüstet. In ihm lagen, wie es hieß, die Überreste des Varus und seiner Legionen
     unbegraben. Nun erwachte in dem Caesar das Verlangen, jenen Soldaten und ihrem Heerführer die letzte Ehre zu erweisen, wobei
     das ganze anwesende Heer von schmerzlichem Mitgefühl erfüllt war wegen der Verwandten und Freunde, kurz, wegen der leidvollen
     Kriege und des menschlichen Loses. Caecina wurde vorausgeschickt, um die entlegenen Waldgebiete zu durchforschen und über
     das sumpfige Gelände und den trügerischen Moorboden Brücken und Dämme zu führen. 3
    |52| Von da bogen sie in die

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