Als die Roemer frech geworden
Grunde genommen erst eine Stämme übergreifende Organisation des Aufstandes ermöglicht. Die Einheiten waren darüber hinaus
in der römischen Disziplin und Taktik geschult. Bei den Auseinandersetzungen in Pannonien hatte der spätere Führer des Aufstandes
der Germanen, Arminius, noch auf römischer Seite seine „Lehrjahre“ verbracht. Im Jahr 8 n.Chr., bei der ersten Kapitulation
der Pannonier, kehrte Arminius, hoch geehrt, nach Germanien zurück: gerade rechtzeitig.
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|49| Der Weg in den Untergang – Rekonstruktion der Niederlage
W eh, das war ein großes Morden,
Sie erschlugen die Cohorten;
Nur die römische Reiterei Rettete sich noch ins Frei,
Denn sie war zu Pferde.
Da sprach er [Varus] voll Aergernussen
Zum Centurio Titiussen;
„Kamrade! zeuch mein Schwert hervor
Und von hinten mich durchbohr,
Da doch alles futsch ist.“ 1
Arminius fand die Fürsten Germaniens in heller Empörung. Seit einem Jahr war Varus Statthalter. In den „Volks“-Versammlungen
der Cherusker, Chatten, Brukterer, der Marser und anderer Stämme stimmten die Krieger mit großer Mehrheit dafür, die verhasste
Herrschaft abzuschütteln. Es war also ein „Volksaufstand“, d.h. eine von den Stämmen getragene Erhebung, die als Angriff der
abgefallenen Auxilien begann, über die militärische Struktur dieser Einheiten organisiert wurde und dann wegen des günstigen
Verlaufs schnell Zulauf hatte. Doch sollte der Aufstand nicht offen einsetzen, sondern nach einem detaillierten Plan. Den
lieferte Arminius, der um die Schwächen der römischen Armee ja aus eigener Anschauung wusste. Auch kannte er die Probleme
der Römer in Germanien unter Drusus.
|50| Nach diesem Plan sollten zunächst Germanenstämme abfallen, die weit entfernt siedelten, um den Statthalter von dem herkömmlichen,
gut ausgebauten Marschweg entlang der Lippe zu den Winterquartieren in unwegsame Gebiete wegzulocken. Varus hatte sich bereits
den ganzen Sommer über an der Weser befunden, hielt Gericht und kam (fingierten) Hilfegesuchen nach, die seine Truppen zersplittern
sollten.
Wir wissen nicht, welche Stämme es waren, die zuerst zum Schein abfielen. Vermuten kann man, dass sie den Marsch des Varus
von der normalen Route weg nach Norden hin abgelenkt haben. Andernfalls wäre es für die Aufständischen nicht sicher vorauszubestimmen
gewesen, ob nicht auch Asprenas, der Befehlshaber der südlichen Heeresgruppe in Mainz, für die Niederschlagung des Aufstands
infrage gekommen wäre.
50 Jahre später berichtet ganz stolz ein germanischer Fürst der Ampsivarier namens Boiocalus, dass er aufgrund seiner prorömischen
Gesinnung von Arminius im Vorfeld der Varusniederlage gefangen gesetzt worden sei. 2 Vielleicht gehört dies in den Kontext der Vorbereitung eines Ablenkungsmanövers dieses am Unterlauf der Ems siedelnden Stammes.
Die Ampsivarier wären eine plausible Annahme, da ihr und der Aufstand benachbarter Stämme den Heerzug des Varus vom Sommerlager
an der Weser gerade so weit von der normalen Marschroute entlang der Lippe abgelenkt hätte, um ihn an den Stellen vorbeizuführen,
wo bei Kalkriese/Barenau Funde gemacht wurden, die in das Jahr der Varusniederlage datiert und zumindest in den Zusammenhang
der Kämpfe dieses Jahres gebracht werden können.
Beim Quellgebiet von Ems und Lippe
Der Weg in den Untergang lag nicht weit entfernt vom Quellgebiet von Ems und Lippe, von wo aus Germanicus sechs Jahre später
aufbrach, um die Stätten der Varusniederlage zu besuchen, indem er über den Eggekamm zog:
|51| Während des Mordens und des Plünderns fand er den Adler der neunzehnten Legion, der unter Varus verloren gegangen war. Dann
führte er sein Heer weiter bis zu der äußersten Grenze der Brukterer. Das ganze Gebiet zwischen den Flüssen Ems und Lippe,
nicht weit entfernt vom Teutoburger Wald, wurde verwüstet. In ihm lagen, wie es hieß, die Überreste des Varus und seiner Legionen
unbegraben. Nun erwachte in dem Caesar das Verlangen, jenen Soldaten und ihrem Heerführer die letzte Ehre zu erweisen, wobei
das ganze anwesende Heer von schmerzlichem Mitgefühl erfüllt war wegen der Verwandten und Freunde, kurz, wegen der leidvollen
Kriege und des menschlichen Loses. Caecina wurde vorausgeschickt, um die entlegenen Waldgebiete zu durchforschen und über
das sumpfige Gelände und den trügerischen Moorboden Brücken und Dämme zu führen. 3
|52| Von da bogen sie in die
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