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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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Ende des 1. Jahrhunderts, siedelten auch nördlich davon im rheinnahen Raum germanische Händler, während die fundleere
     Zone sich etwas weiter nach Osten verlagerte.
     
     
    Caligulas Germanienpolitik
     
    Die Politik Caligulas am Rhein war aufgrund der kurzen Regierungszeit (37–41 n. Chr.) nur eine Episode, die gleichwohl neue
     Akzente setzte. Seine Politik legte letztendlich die Grundlage für die Wende, die unter seinem Nachfolger wirksam wurde: Caligulas
     Vater Germanicus hatte eine Eroberungspolitik in Germanien verfolgt, der er sich, im Heer seines Vaters aufgewachsen, nicht
     nur in der Propaganda verpflichtet fühlte.
    Leider ist die antike Überlieferung dem Kaiser weder günstig, noch ist der Ablauf der Ereignisse immer klar. Die Aktivitäten
     am Rhein setzten im Jahr 39 n. Chr. mit der Niederschlagung der Erhebung eines römischen Oberbefehlshabers in Obergermanien
     ein. Es stellte sich aber im Weiteren nicht der Erfolg in Germanien ein, der dem Anspruch des Kaisers gerecht geworden wäre.
    Immerhin konnte der von Caligula entsandte Oberbefehlshaber Niedergermaniens nach einem Sieg über die Chauken den letzten
     der bei der Varuskatastrophe verlorenen Adler zurückgewinnen. Caligulas Ansprüche gingen aber weiter: Er wollte vor allem
     als Eroberer tätig sein und sah sich dabei wie sein Vater und sein Großvater in der Tradition Alexanders des Großen.
    Viele Herrscher nach Alexander wollten den großen Eroberer nachahmen, ihn gar noch übertreffen. Was, wenn man nicht nur zum
     Vollender der Eroberung der Welt (griechisch: der
Oikumene
) würde, sondern sogar eine weitere, eine zweite Welt hinzuerobern könnte?
     
     
    |101| Caesar, Britannien und die Folgen
     
    Nach antiker Auffassung gab es wie gesagt auf dem Erd-„Globus“, der bekannt und errechnet war, mehrere Weltinseln
( oikumenai
) bewohnbaren Landes, umspült vom Weltozean. Diesen Weltinseln entsprach eine gleiche Anzahl von Weltinseln auf der Gegenseite
     des Globus, um den Äquator gespiegelt (die sogenannten Antipoden, „Gegenfüßler“, auf der Südseite des Globus). Dieser Gedanke
     von mehreren Weltinseln verschwand erst mit Marinos von Tyros und Klaudios Ptolemaios (2. Jahrhundert n. Chr.). Man diskutierte,
     ob zwei Inseln oder vier auf dieser Seite der Erdkugel einer gleichen Zahl von Inseln auf der anderen Seite des Globus entsprachen
     – eines war jedoch unumstritten: Es gab mehr als eine Weltinsel. Und wenn die eigene Oikumene schon erobert war, oder es sich
     – aus welchen Gründen auch immer – nicht lohnte, sie bis in den letzten Winkel zu erobern, dann konnte man neues Renommee
     gewinnen, indem man eine neue, eine zweite Oikumene eroberte. Dieser Gedanke war populär und gefürchtet zugleich: populär
     in Rom und gefürchtet von denen, die ihn durchführen sollten: den Soldaten.
    Wieder müssen wir bis zu Caesar zurückgehen: Während der Zeit der Eroberung Galliens hatten immer wieder Horden stammesverwandter
     Kelten aus Britannien den keltischen Widerstand gegen die Römer in Gallien unterstützt. Das konnte Caesar nicht tolerieren.
     Sein Bericht nennt aber auch das Motiv der Erkundung von Land und Leuten, ein von der Eingebung getragenes Motiv. Unter militärischen
     Gesichtspunkten blieb es eher ein erfolgloses Unternehmen, ganz wie das der zweiten Britannienfahrt im Jahr 53 v. Chr.:
    Obwohl der Sommer [des Jahres 55 v. Chr.] bereits zu Ende ging und in ganz Gallien wegen seiner nördlichen Lage der Winter
     früher [als in Italien] einkehrt, wollte Caesar unbedingt nach Britannien gehen. Er wusste nämlich, dass unsere Feinde in
     fast allen gallischen Kriegen von dort Hilfe erhalten hatten. Und selbst wenn die Jahreszeit für einen Feldzug nicht mehr
     genügen sollte, so hielt er es doch für sehr |102| nützlich, auf der Insel zu landen, ihre Bewohner selbst kennenzulernen, das Land und größere Häfen sowie Landungsplätze zu
     erkunden. 14
    Als Caesar 55 v. Chr. den unbedingten Wunsch, nach England überzusetzen, verwirklichte, ist er nach antiker Vorstellung in
     eine weitere Oikumene vorgedrungen, wenngleich dieser Gedanke in Caesars Bericht selbst noch keine herausragende Rolle spielte.
     Spätere Generationen dachten anders. Nach dem gelehrten Biographen Plutarch im 2. nachchristlichen Jahrhundert „schob Caesar
     mit dem Versuch, dieses Land zu erobern, die römische Herrschaft über die Grenzen der Oikumene hinaus“. 15
    Florus schreibt, dass Caesar es mit Britannien auf ein
alium

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