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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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orbem terrarum
, eine neue Welt, abgesehen habe. Doch schon zur Zeit der Herrschaft des Augustus und des Tiberius war der Gedanke sehr präsent:
    Caesar vollbrachte nun seine gewaltigen Taten in Gallien, für deren Schilderung man mehrere Bücher bräuchte. Er gab sich nicht
     damit zufrieden, so viele herrliche Siege errungen und Tausende von Feinden getötet und gefangen genommen zu haben, sondern
     war mit dem Heer auch noch nach Britannien übergesetzt, als wolle er noch eine andere Welt
[ alter orbis
] erobern. 16
    So gefürchtet unter den Soldaten die Überfahrt war, so groß war der Wunsch, die Insel zu kontrollieren, in Rom. Diesem öffentlichen
     Druck widerstanden starke Herrscher wie Augustus und Tiberius. Augustus hatte gleichsam in seinem Testament Tiberius den schriftlichen
     Rat hinterlassen, „das Reich, das er bis zu den Gestaden des Ozean ausgedehnt habe, auf seine jetzigen Grenzen zu beschränken“ 17 , sodass es nunmehr „durch den Ozean oder durch fern liegende Flüsse abgeschirmt sei“ 18 . Diesen Ratschlag hat Tiberius befolgt: Die Prioritäten blieben dieselben, die Legionen sicherten den Rhein, und neue Abenteuer
     wurden vermieden.
    |104| Einen neuen Weg wies dann Caligula durch seinen Vorstoß zur gallischen Mordküste, der immerhin mit dem Bau eines Leuchtturms
     für die schwierige Navigation endete. Dieser sollte eigentlich den Ausgangspunkt für die Eroberungen Caligulas in Britannien
     bilden. Caligulas Initiative im Jahr 40 n. Chr. blieb allerdings unvollendet, da die Soldaten meuterten: Sie fürchteten den
     alles verschlingenden Ozean, über den es viele Horrorgeschichten gab.
     
     
    Claudius und die „kommunizierenden Röhren“
     
    Die Aktivitäten des Claudius, die an diese Initiativen anknüpften, haben eine doppelte Motivation. Zunächst kam der neue Kaiser,
     der Onkel seines Vorgängers, Sohn des älteren Drusus, seiner Neigung als Forscher und Wissenschaftler nach. Zwei Jahre nach
     Herrschaftsantritt hatte er darüber hinaus aber auch den Nachweis der
virtus imperatoris
zu leisten: Die systematisch geplante und von Claudius klug inszenierte Eroberung Britanniens ist nicht unser Thema, wohl
     aber die Germanien- und Rheinpolitik, die bei dieser Gelegenheit eine entscheidende Wende durchmachte. Diese wurde offen durch
     einen Triumphzug, durch jährlich wiederholte Feierlichkeiten, Ehren und nicht zuletzt auf Triumphbögen in Rom und Gallien
     mit einer (teilweise heute noch erhaltenen) Inschrift sowie auf Münzprägungen dokumentiert. „Britannien und Germanien glichen
     unter römischer Herrschaft kommunizierenden Röhren“, meint daher zu Recht Karl Christ für die seit 43 n. Chr. anbrechende
     Zeit. „Offensiven hier zogen dort, allein schon auf Grund der stets begrenzten militärischen Kräfte, eine strikt defensive
     Politik nach sich.“ 19 Die von Claudius vorgenommene neue Gewichtung in der Nordpolitik war mindestens ebenso richtungweisend wie die Abberufung
     des Germanicus durch Tiberius und die Maßnahmen Domitians, die als Schlussstrich, als ein rein administrativer Nachvollzug
     schon lange bestehender Zustände angesehen werden.
    Für die Eroberung Britanniens wurde eine Invasionsarmee von vier Legionen und Hilfstruppen, insgesamt 40   000 Mann, bereitgestellt. |105| Dazu wurden Truppen vom Rhein abgezogen, die Legio II. Augusta aus Straßburg, die Legio XIV. Gemina aus Mainz und die Legio
     XX. Valeria Victrix aus Neuss. Der Britannienkrieg hatte bleibende Folgen für die Legionsbesatzung im obergermanischen Militärdistrikt.
     Auxilien-Kontingente etwa der Bataver blieben dauerhaft in Britannien.
    Der Truppenabzug, nach dem nun auch prinzipiell keine großräumigen Eroberungsoffensiven mehr möglich waren, fand unter Claudius
     erstmalig statt. Schließlich wurde diese seit Claudius wirksame Trendwende unter Domitian durch die dauerhafte Truppenverlagerung
     vom Rhein zur Donau abgeschlossen.
    Auch das nördliche Alpenvorland bis hin zur Donau wurde erst durch Claudius mit der Gründung der Provinzen Noricum und Raetia
     herrschaftlich voll erschlossen. Westlich des Lech entlang der Donau wurde eine dichte Kastellkette errichtet, während östlich
     die Zahl der Lager weniger dicht blieb. Hier hatten nach Tacitus die prorömischen Hermunduren ohnehin das Privileg des freien
     Grenzverkehrs und Handels in der Provinzhauptstadt Augsburg. 20
    Bis zur Regierungszeit des Claudius wurden alle Holzlager durch Steinlager ersetzt. Damit war auch unter

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