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Als die Roemer frech geworden

Titel: Als die Roemer frech geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Dreyer
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Totenehren war auch am Rhein erkennbar. Hier wurde die Wende der Politik
     für die einheimische Bevölkerung links des Rheins sinnfällig in Gestalt des dritten Ehrenbogens in Mainz dokumentiert. In
     dieser Passage – die nur stark fragmentarisch erhalten, aber inhaltlich sicher erschlossen ist – geht es zunächst um den Ort
     für den Ehrenbogen, der aus einer Tradition begründet wird:
    Der dritte Bogen soll auch am Flusslauf des Rheins nahe an dem Grabhügel entstehen, den das Heer für Drusus, den Bruder des
     Tiberius Caesar Augustus, zunächst aus eigenem Antrieb aufzurichten begonnen, darauf mit der Erlaubnis des vergöttlichten
     Augustus vollendet hatte. 11
    |95| Der Ort wird also mit der Nähe zum Ehrentumulus des Drusus, des leiblichen Vaters von Germanicus, begründet. Mit Drusus verknüpfen
     sich ganz bestimmte Traditionsstränge: Er war es, der von Mainz aus die Offensiven zwischen 12 und 9 v. Chr. gegen Germanien
     vorgetragen hatte. Ihm zu Ehren hatte das ihm ergebene Heer einen Ehrengrabhügel errichtet, nachdem es nur schweren Herzens
     den Leichnam selbst zur Bestattung im Augustusmausoleum in Rom herausgegeben hatte. Die Errichtung des Grabhügels war erst
     später genehmigt und vollendet worden. Auf Geheiß des Augustus wurden seit jener Zeit sogar alljährliche Totenopfer und Truppenparaden
     Drusus zu Ehren abgehalten.
    So erfüllten bereits die Drususehrungen die Funktion einer „Klammer“. Auch der Ehrenbogen für Germanicus und die dort durchgeführten
     Feierlichkeiten hatten diese Aufgabe, denn es heißt:
    […] und es soll den Galliern und Germanen, die diesseits des Rheins wohnen, deren Stämme schon von dem vergöttlichten Augustus
     den Befehl erhalten hatten, am Grabhügel des Drusus zu opfern, vorgeschrieben werden, dass sie an demselben Ort öffentlich
     ein zweites, ähnliches Opfer darbringen, indem sie jährlich an dem Tag opfern, an dem Germanicus gestorben ist. Und wenn ein
     Heer in der Gegend, wo sich dieses Grabmal befindet, zur Zeit des Geburtstags des Germanicus Caesar im Winterlager stationiert
     ist, soll die Mannschaft an diesem Tag im Parademarsch durch den Bogen hindurchmarschieren, der nach dem Senatsbeschluss errichtet
     worden ist.
    Die Erweiterung des Loyalitätskultes von Drusus auf Germanicus sollte die Bindung an das Kaiserhaus verstärken, das demonstrativ
     einig den Interessen des Reiches diente. Mit dem Befehl der Veröffentlichung in allen Reichsteilen sollten diese Demutsbekundungen
     den
consensus universorum
, die allgemeine Loyalität in der Bevölkerung, dem Mitglied des Kaiserhauses in seiner von Tiberius bestimmten Funktion für
     das Wohl des Imperium demonstrieren. Diese Funktion in Hinsicht auf die Rheingrenze war nun klar umrissen: Defensive an |96| der Rheinfront nach erfolgreicher Abwehr der Barbaren und nach gesühnter Schmach. Gestützt wurde diese Intention durch das
     Statuenprogramm in Mainz, das im zweiten Teil des zitierten Passus beschrieben wird:
    Und auf diesem Bogen soll eine Statue des Germanicus Caesar aufgestellt werden, wie sie die Feldzeichen von den Germanen entgegennimmt.
    Ikonographisch zugespitzt sollte demnach wie im Leistungsbericht die von Tiberius uminterpretierte Rolle des Germanicus, verständlich
     für ein nicht-lateinisch sprechendes Publikum, eingeschärft werden: Genugtuung für die Varusniederlage. Diese Bestimmung ist
     dem Wirken des vergöttlichten Augustus nachempfunden, der stolz im Jahr 20 v. Chr. die Wiedererlangung der Feldzeichen von
     den Parthern feierte und in Bildprogrammen auf Statuen und im eigenen Tatenbericht den Zeitgenossen und der Nachwelt überlieferte.
     Auch hier bedeutete eine triumphierend vorgetragene Tilgung einer Schmach in Wirklichkeit die definitive Zurücknahme aller
     Ambitionen weiterer Eroberungstätigkeit.
    Dieses Motiv, das den Germanicus beim Empfang der verlorenen Feldzeichen zeigt, ist gleichfalls auf Münzen dieser oder auch
     der späteren Zeit (Caligula/Claudius: Abb. auf S. 113 oben) zu sehen. Dies beweist, wie populär Germanicus und seine Auffassungen
     waren.
    Die Feldzüge des Germanicus hatten für Tiberius erwiesen: Die Stämme waren gegen ihren Willen nicht zu beherrschen. Die Infrastruktur
     machte unter diesen Bedingungen eine dauerhafte Beherrschung kaum möglich. Die Elbe stellte nicht eine Völkerscheide dar,
     wie sie der Rhein für Caesar gewesen war, als er diesen Fluss zur Grenze seiner Eroberungen erklärte.
    Jeder Versuch der gewaltsamen

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