Als die Roemer frech geworden
baulichen Gesichtspunkten
die römische Position am Rhein fest fixiert. Die Gebiete östlich dieser Linie am Rhein waren eindeutig fremdes, barbarisches
Land, wenn auch die Glacispolitik des Tiberius nicht aufgegeben wurde. Darüber hinaus begann unter Claudius die Verkürzung
der Grenze durch den Bau von Lagern in Südwestdeutschland, woraus später – weiter nach Osten vorgelagert – die Lager-Weg-Reihe
entstand, aus der schließlich der Limes wurde.
Corbulo zurückgepfiffen
Im Jahr 47 n. Chr. fielen die Chauken in Nordgallien ein. Sie wurden schnell durch den ehrgeizigen und charismatischen Heerführer
Gnaeus Domitius Corbulo zurückgeschlagen. Doch als er bereits tief nach Germanien vorgedrungen war, die Friesen unterworfen
hatte und die |106| Unterwerfung der Chauken einforderte, befahl Claudius dem niedergermanischen Heerführer den Rückzug auf den Rhein.
Claudius enthielt sich selbst dann der Intervention, wenn eigene Kandidaten bei Germanenstämmen vertrieben wurden. So geschehen
bei den Cheruskern, die baten, dass man ihnen einen König geben möge – ein erstaunliches Ansinnen, hatte man 26 Jahre zuvor
doch Arminius ermordet, weil man ihm die Absicht, das Königtum anzustreben, nachsagte. Italicus, der Sohn des Flavus (Bruder
von Arminius), wurde geschickt, mit Geld, einer Leibwache und guten Worten versehen. Claudius mischte sich aber nicht ein,
als Italicus später wieder vertrieben wurde. Seine Rückkehr gewährleisteten vielmehr die Langobarden, die östlichen Nachbarn
der Cherusker. Einer Intervention enthielt sich Claudius, auch im Fall des Vannius, den Drusus (d. J.) bei den Sueben installiert
hatte. Claudius bot lediglich die Aufnahme des Vannius im Reich an, als er um Unterstützung gebeten wurde. Vannius konnte
sich daher nicht mehr halten und begab sich unter den Schutz des Claudius. Sein Reich wurde unter seinen Neffen aufgeteilt,
die allerdings ebenfalls alsbald die Sympathien unter den Stammesgenossen verlieren sollten.
Der Bataveraufstand
Diese Politik war ein weiterer Schritt hin zur strategischen Defensive, eine Defensive, die auch jede Option auf die Offensive
zunehmend aufgab, ohne dass es einen äußeren Zwang gegeben hätte. Folglich verlagerten sich die militärischen Konflikte zunehmend
in den linksrheinischen Raum. Immer häufiger und in komplexen Konstellationen waren sogar römische Truppen in diese Konflikte
involviert. Als Motive der Erhebungen wurden meist Vergehen der römischen Administration und ihrer Vertreter genannt, aber
auch das egoistische Kalkül der Führer dieser Erhebungen. Dabei reichte das Spektrum der Reaktionen der aufständischen germanischen
und gallischen Stämme von reinen Plünderungszügen bis hin zu umfassenden politischen Vorstellungen bei den (germanischen)
Treverern. Danach sollten die gallischen Provinzen |107| sich nach der Sicherung der Alpenpässe gegen Italien die Grenzen selbst setzen können.
Weitreichende Konzepte wurden natürlich nur im „Führungsstab“ der Aufständischen ersonnen, auch beim Bataveraufstand: Die
Bataver genossen seit ihrer Ansiedlung im Rheinmündungsgebiet durch Agrippa einen privilegierten Status. Sie hatten keine
Tribute zu zahlen, stellten dem römischen Heer aber begehrte, gut ausgebildete und spezialisierte Truppenkontingente unter
einheimischem Befehl (die Befehlshaber hatten das römische Bürgerrecht), die überall im Reich in gefährlichen Situationen
eingesetzt wurden. Das war im sogenannten Vierkaiserjahr der Fall, als in einem heftigen Bürgerkrieg nach Neros Tod 68 n.
Chr. in kürzester Zeit vier Kaiser aufeinander folgten, darunter Vitellius, der vom nieder- und obergermanischen Heer zum
Princeps ausgerufen worden war, und Vespasian, der durch den Osten des Reiches unterstützt wurde und sich letztendlich durchsetzte
und die flavische Dynastie begründete.
Als jedoch Vitellius nach dem Thron griff und dafür mit Truppenmacht nach Italien und Rom zog, gerieten auch die Bataver,
die ein Kontingent dieser Truppen stellten, in den Strudel der innenpolitischen Auseinandersetzung. Ihr Führer Civilis ließ
sich von der Partei des Vespasian abwerben, der seinem Kontrahenten Vitellius dadurch den Rückhalt in seinem Kerngebiet untergraben
wollte. Civilis hatte aber darüber hinaus eigene, wenn auch heute nicht mehr konkret fassbare Ziele. Diese wusste er mit der
allgemeinen Unzufriedenheit über die römische
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