Als die Roemer frech geworden
Vespasian in der Wetterau eine Stützpunktkette ausgebaut.
Damit wurde das fruchtbare Gebiet für das Reich gesichert.
Germania capta – wirklich ganz Germanien?
Die Defensive war seit Claudius unumkehrbar, das hatten auch die Aufstände im unmittelbaren Kontext des Vierkaiserjahres gezeigt.
Eine groß angelegte Offensive im rechtsrheinischen Raum vom Ausmaß der |110| augusteischen Zeit war nicht mehr möglich bzw. denkbar. Doch gab es rechtsrheinisch noch militärische Aktivitäten: Gleich
zu Beginn seiner Regierungszeit nahm Domitian die erste mögliche, völkerrechtlich vertretbare Gelegenheit wahr, gegen die
Chatten zu ziehen. Dabei schob er die bereits vom Vater gesicherten Positionen in der Wetterau weiter vor.
Das Motiv dieser Angriffskriege ist klar: Triumph, Ehrungen und Propaganda sollten auch in diesem Fall der Herrschaftslegitimation
des neuen Kaisers Domitian dienen. Weitere Ehrungen noch am Anfang der Chattenkriege trugen ihm den Germanicus-Beinamen, einen
Triumph im Jahr 83 n. Chr., 24 Liktoren als Begleitung und das Recht ein, ein Triumphalgewand im Senat zu tragen. Domitian
wurde darüber hinaus für die nächsten zehn Jahre als Konsul designiert. Die Monate September und Oktober wurden in Germanicus
und Domitianus umbenannt – nach dem Vorbild von Julius Caesar und Augustus, wenn auch weniger nachhaltig.
Mit den Angriffskriegen knüpfte der junge Princeps aber ebenfalls an die Siege des Vaters Vespasian und seines Bruders Titus
an, die nach ihrem Sieg über Judäa mit einer ähnlichen Münzpropaganda
( Judaea capta
) triumphierten. Denn auch Domitian feierte seinen Sieg in der Münzpropaganda mit
Germania capta
(vgl. Abb. auf S. 113), was ihm in der späteren Historiographie und Literatur nur Häme einbrachte. Tacitus etwa bemerkt –
nicht einmal
ausschließlich
auf den von ihm bestgehassten Herrscher bezogen, weil dieser seinen Schwiegervater Agricola in den Tod getrieben hatte –,
dass über Germanien öfter triumphiert als gesiegt wurde. Eindeutig auf Domitian war dagegen seine Bemerkung gemünzt, dass
der Princeps für seinen falschen Triumph sogar Gefangene gekauft hätte. Cassius Dio spricht gar davon, dass der domitianische
Germanienfeldzug eigentlich nur ein Plünderungszug bei Verbündeten gewesen sei. 22
|112| Donaugrenze – bedrohte Grenze
Die Dichter der Regierungszeit Domitians, Martial und Statius, urteilten positiver. 23 Sueton, der wie Tacitus und Plinius unter Trajan Karriere machte und auch deren Haltung zu Domitian teilte, zählt vier Feldzüge
des Domitian auf: gegen die Chatten, die Sarmaten und zwei gegen die Daker und erwähnt einen einfachen Triumph über Daker
und Chatten. 24 Die Daker hatten die Unruhen des Vierkaiserjahres ausgenutzt und waren eingefallen. Sie wurden schnell aus Moesien (Serbien
und Teile Rumäniens) zurückgeschlagen und in ein Föderatenverhältnis gezwungen.
Im Jahr 85 n. Chr. brachen die Daker jedoch den Vertrag und überschritten erneut die Donau. Unter der persönlichen Führung
Domitians wurden die Daker geschlagen und ein Triumph über sie 86 n. Chr. gefeiert. Da aber eine Gegenoffensive scheiterte,
wurde für das Jahr 89 eine weitere Auseinandersetzung mit den Dakern geplant. Unruhen in Mainz bei den Truppen, die an die
Donau verlegt werden sollten, waren die Folge. Auch gegen die Chatten musste ein zweiter Feldzug geführt werden. Zu allem
Überfluss entschlossen sich die |114| Markomannen, die Quaden und mit ihnen die Sarmaten, ihre Verpflichtungen zu verweigern. So wurde das Angebot der Daker zur
Unterwerfung akzeptiert, das zuvor ausgeschlagen worden war, um die aufrührerischen Stämme der Jazygen, Markomannen und Sarmaten
niederschlagen zu können.
|112| Föderatenverhältnisse
Föderaten sind die Staaten, Stämme und Monarchien, die in einem geregelten Verhältnis zu Rom standen. Diese Regelungen standen
in einem foedus, Vertrag. Sie umfassten die Bestätigung der Souveränität des Vertragspartners, die Modalitäten der gegenseitigen
Unterstützung: Waffenhilfe und gegebenenfalls Handel. Die Vertragsinhalte konnten das Verhältnis zwischen den Partnern gleichberechtigt
regeln (s. S. 45: foedus aequum) oder ein Übergewicht aufseiten Roms formulieren. In der Praxis sind die Kategorien aber nicht
so streng zu trennen. Die Realität des Verhältnisses war stark durch das tatsächliche Machtgefälle bestimmt. Die Verletzung
der Integrität des durch
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