Als die Roemer frech geworden
Vertrag verbündeten Bundesgenossen durch Dritte konnte einen „gerechten Krieg“ (bellum iustum) Roms
gegen den Angreifer legitimieren.
|114| Den gegen die Markomannen geplanten Feldzug führten allerdings Nerva und der Mitkaiser Trajan zu Ende. Als Kaiser eroberte
Trajan den dakischen Raum hinzu (101–106 n. Chr.), bei Vetera wurde die Colonia Ulpia Trajana gegründet sowie nach Eutrop
die rechtsrheinischen „Städte“ wiederhergestellt.
Wichtiger waren aber die administrativen Neuordnungen der Zeit Domitians. Die Truppenpräsenz am Rhein wurde weiter zugunsten
der Präsenz im Donauraum geschwächt. Wegen der unrühmlichen Rolle der Legionen am Rhein während der Aufstände Ende der 60er-Jahre
setzte sich die Erkenntnis immer weiter durch, die Truppenmassierungen aufzulösen. Die Auxilien waren bereits seit Tiberius
von ihren Legionen getrennt worden, teilweise taten jetzt diese Auxilien, wie die Bataver, weit weg von ihrer Heimat Dienst.
In der Wetterau wurden die Positionen abgesichert, ebenso wie in Südwestdeutschland, etwa auf einer Linie, die später den
befestigten Limes bildete, anfangs aber lediglich aus einer Straße mit Holztürmen in festgelegten Abständen bestand. Weiter
wurden zwischen 82 und 90 n. Chr. die Provinzen
Germania superior
und
inferior
, am Oberrhein und Niederrhein, geschaffen. Tacitus stellt dagegen gleich zu Anfang seiner Monographie über Germanien, die
kurz nach dem Tod Domitians erschien, fest, dass das eigentliche Germanien jenseits des Rheins und nördlich der Donau begann.
Die neuen Provinzen unterstanden nunmehr je einem Statthalter mit umfassenden Kompetenzen, lediglich die Finanzen unterstanden
einem ritterlichen Procurator, der auch die Belgica mitverwaltete. Nichtsdestotrotz änderte sich an der vorangehenden Praxis
nichts mehr, seitdem Claudius sich entschieden hatte, mit Britannien eine neue Welt zu erobern und damit das schlammige, waldige
Germanien in der eigenen Oikumene aufzugeben.
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|115| Hermann, der deutsche Recke – Die Rezeptionsgeschichte
U nd zu Ehren der Geschichten
Will ein Denkmal man errichten,
Schon steht das Piedestal,
Doch wer die Statue bezahl
Weiß nur Gott im Himmel!
[Version 1849]
Und zu Ehren der Geschichten
Tat ein Denkmal man errichten,
Deutschlands Kraft und Einigkeit
Verkündet es jetzt weit und breit:
„Mögen sie nur kommen!“
[Version nach 1876] 1
Die Schwärmerei für Arminius und „seinen Sieg“ über Varus setzte in einer Zeit ein, in der ein anderes Weltreich, das Habsburgerreich,
über die meisten Teile der Welt herrschte, vor 500 Jahren. Es sah sich als Nachfolger des römischen Weltreiches, nannte sich
das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, in dem die Sonne nicht unterging. Das „Heilige Reich“ hatte den Anspruch, den
höchsten Rang unter allen Monarchien der Welt einzunehmen, und wollte ein Bollwerk gegen die heidnischen Türken sein. Die
deutschsprachigen Besitzungen bildeten nur einen Teil in diesem Riesenreich. Seinem Herrscher Karl V., dem Enkel des „letzten
Ritters“ Maximilian I., wurde bezeichnenderweise |116| der Spruch zugeschrieben, „ich spreche Spanisch zu Gott, Italienisch zu den Frauen, Französisch zu den Männern und Deutsch
zu meinem Pferd“: d. h., dem im Jahr 1519 gewählten Kaiser des Reiches blieben die Probleme seiner deutschen Untertanen letztendlich
immer fern, man spricht daher auch von einer „Kaiserferne“.
Schon vorher, seit dem Beginn der Frühen Neuzeit, entwickelte sich ein Verständnis vom Reich, dem Imperium – ein ursprünglich
transnationales, im Wesentlichen in drei Teile (Italien, Gallien und Germanien) zerfallendes Gebilde –, das fast nur noch
deutschsprachige Gebiete umfasste, in betonter Abgrenzung zum „welschen“, d. h. romanischen Bereich.
In den deutschen Ländereien Habsburgs regierten die Fürsten teilweise sehr autark, Reichsstände waren nur dem Kaiser unmittelbar
unterstellt – insgesamt ein buntes politisches Gebilde von unterschiedlich dem Kaiser verpflichteten Gebieten, ein Flickenteppich
eben. Nach einer Phase der wirtschaftlichen Rezession ging es eigentlich seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wieder
aufwärts. Am Aufstieg partizipierten aber nicht alle zu gleichen Teilen. Insgesamt wuchs der Abgabendruck auf die Bauern,
von Landesherren, Kaiser und Kirchenfürsten, zuoberst der Papst, der Geld für sein ambitioniertes Bauprojekt, den Petersdom
in Rom
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