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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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anzuschwellen, bis es ihm fast den Schädel sprengte.
    Dann, im letzten Moment, bevor sein Bewusstsein von der Kreatur überwältigt wurde, legte er der Bestie die Kette an.
    Für einen kurzen Augenblick spürte er Widerstand und zornigen Protest, einen Sekundenbruchteil nur, als wollte die Kreatur ihn daran erinnern, dass sie sich nicht freiwillig unterwarf. Aber er hielt die Kette fest in der Hand. Er hatte das zu oft getan, um diesen Kampf je wieder zu verlieren. Und das Biest ergab sich.
    Als Gabriel die Augen wieder öffnete, war das Zimmer voller Schatten. Verschwommene Fragmente von Bildern aus bizarren, düsteren Welten waberten in der Dunkelheit, die sich über den Raum gelegt hatte, ohne dass er sie genauer erfassen konnte. Gerüche, scharf und süß und bitter zugleich, stiegen in seine Nase und benebelten ihn. In seinen Ohren war ein Rauschen, wie von kräftigem Wind, der um eine Klippe weht, immer wieder durchsetzt von schrillem Lachen, Zischeln und dumpfem Gebrüll. Das Spiegelglas fühlte sich unwirklich an in seiner Hand, und der Stoff seiner Kleidung rieb empfindlich an seiner Haut, bis er sie sich am liebsten in Fetzen vom Körper gerissen hätte. Es war berauschend und gleichzeitig schrecklich.
    Und er hatte es viel zu lange nicht erlebt.
    Gabriel biss sich auf die Lippe, bis er Blut schmeckte; drängte die Eindrücke, die auf ihn einstürzten, mit aller Macht zurück, ehe sie ihn mit sich reißen konnten. Er tat dies aus einem bestimmten Grund, erinnerte er sich selbst. Er musste das Bild sehen.
    Langsam stand er auf und wandte sich um, vorsichtig, um auf seinen schwankenden Beinen nicht den Halt zu verlieren. Die Leinwand stand auf ihrem Platz beim Fenster, der einzig klare Fixpunkt in den verschwommenen Umrissen, in die die Realität zerflossen war. Sie hatte sich verändert, erkannte Gabriel und hielt sich mit bebenden Händen an der Sofalehne fest. Er konnte sie sehen. Obwohl noch immer nicht mehr als düstere Farbkleckse zu erkennen waren, kam es ihm vor, als wäre ein Schleier von dem Bild gefallen, als wären die formlosen Flecken endlich bereit, ihm zu offenbaren, was sie einmal darstellen sollten. Das Motiv wartete auf ihn. Ein eisiger Finger legte sich unsichtbar in Gabriels Nacken.
    Hastig, so schnell er es auf seinen noch unsicheren Füßen vermochte, überbrückte er das letzte Stück Raum, das ihn von der Staffelei trennte. Er konnte spüren, wie die Bestie ihn vorwärtsdrängte. Sie brannte darauf, das Bild zu vollenden, wie sie es schon so oft gemeinsam getan hatten. Schnell griff er nach Palette und Pinsel und begann mit hastigen Strichen, Konturen und Formen aus dem düsteren Farbteppich herauszuarbeiten, setzte hier einen Punkt und zog dort eine scharfe Linie. Schon nach kurzer Zeit bemerkte er, wie er die Kontrolle über den Pinsel verlor und das Bild sich mehr und mehr ohne sein Zutun malte, während er nichts weiter tun konnte, als zu beobachten. Und Gabriel ließ los. Wehrte sich nicht dagegen. Sein Arm bewegte sich wie von selbst, und seine Augen sahen weit hinter die vielen dünnen Schichten aus Farbe, die sich überlagerten. Erkannten die Kreaturen, die er im Schatten des Mädchens nicht hatte entdecken können, obwohl sie da sein mussten, erfassten klar und deutlich die Körper dieser Wesen, die dort, in dieser düsteren Welt auf der anderen Seite zu Hause waren– und was sie taten. Etwas, von dem niemand hätte wissen sollen. Der Zorn der Bestie, der wie Glut durch Gabriels Adern raste, war so schmerzhaft, dass er es kaum ertrug. Aber er konnte nicht aufhören. Nicht, bevor das Bild fertig war. In diesem Moment ließ er die Kreatur in vollem Bewusstsein die Führung übernehmen, ließ zu, dass sie ihm zeigte, was er sehen wollte. Um Gabriel herum gab es längst nichts mehr, außer der Leinwand, den Farben und den verzerrten Abbildern der Realität außerhalb der Schatten. Zeit wurde bedeutungslos, zog wie im Rausch an ihm vorbei.
    Als er endlich von dem Bild zurücktrat, zitterten seine Finger so sehr, dass er kaum noch den Pinsel halten konnte. Gabriel taumelte, und mit einer letzten Willensanstrengung stieß er die Bestie aus seinem Verstand, drängte sie zurück in die entfernte Ecke seines Schattens, wo ihr Platz war. Dann sank er kraftlos wenige Schritte von der Staffelei entfernt zu Boden und starrte von unten herauf auf sein jüngstes Werk, während sich seine Wahrnehmung quälend langsam in ihre gewohnte Dimension zurückverschob.
    Die Nachmittagssonne warf

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