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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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Freundinnen nur noch zwei Themen: Entweder sie sprachen über das Konzert am Wochenende, oder Theresa erzählte, wie verknallt sie war und wie toll Johannes tanzen konnte– und Jenny kicherte und flüsterte Theresa irgendwas ins Ohr.
    » Für Verliebte«, hatte sie gesagt und verschwörerisch gezwinkert. Für Marie Grund genug, nicht zu fragen, ob sie es auch hören durfte. Sie war im Moment überflüssig, und sie wusste es. Wusste es und hasste es. Aber Dr. Roth hatte vermutlich recht gehabt: Theresa und Jenny schienen überhaupt nicht zu bemerken, wie sehr Marie sich ausgeschlossen fühlte. Und Marie drang einfach nicht zu ihnen durch, solange die Aussicht auf das Konzert am Wochenende all ihre Gedanken in Anspruch nahm. Also würde sie sich wohl oder übel in Geduld üben müssen, wie der Doktor gesagt hatte. Auch wenn dieser Gedanke ihr das Gefühl gab, ständig von einer düsteren Wolke umgeben zu sein.
    Sehr langsam verließ sie schließlich die Kabine und wusch sich endlos lange die Hände. Dann trat sie auf den Gang und blieb unschlüssig stehen. Sich während der Pausen hier oben aufzuhalten, war verboten. Aber sie konnte sich auch nicht dazu durchringen, nach draußen zu gehen.
    Marie trat ans Fenster gegenüber der Treppe und spähte hinunter auf den Hof. Jenny und Theresa standen in ihrer gewohnten Ecke und hatten die Köpfe zusammengesteckt. Wahrscheinlich redeten sie über › ihre‹ Jungs. Oder über das Konzert.
    Marie seufzte. Nein, sie wollte dort wirklich nicht hin. Aber am Ende würde sie doch hingehen und so tun, als sei alles in Ordnung. Die › coole Unnahbare‹ geben, so wie es ihre Freundinnen von ihr gewohnt waren. So wie immer.
    Ein leises Räuspern ließ sie zusammenfahren.
    Erschrocken drehte Marie sich um und setzte zu einer Entschuldigung an, in der Erwartung, einen Lehrer vor sich zu sehen.
    Aber es war kein Lehrer.
    Stattdessen stand dort ein Junge am Treppenaufgang, nur knapp zwei Meter von Marie entfernt. Er war groß und schmal gebaut, seine Haut eine Spur dunkler als die der anderen Schüler. Seine schwarzbraunen Haare waren leicht gewellt und lockten sich an den Spitzen. Marie kannte ihn vom Sehen. Er ging in die zwölfte Jahrgangsstufe und hieß Gabriel – das wusste sie, weil Lisa, ein Mädchen aus der Parallelklasse, eine Schwester in der zwölften Jahrgangsstufe hatte und gegen kleine Gefälligkeiten bereitwillig Informationen über die Jungs aus der Zwölf verkaufte. Marie selbst fand solche Schwärmereien reichlich albern. Aber bevor Theresa Johannes kennengelernt hatte, war Gabriel Theresas große, unsterbliche Liebe gewesen, und sie hatte sich völlig schamlos alle möglichen Details über ihn gekauft. Dass er einen ungewöhnlichen Nachnamen hatte zum Beispiel – Marie hatte ihn sich jedenfalls nicht merken können. Dass sein Vater aus Portugal stammte und dass er sehr begabt war in Kunst und Musik. Dass er in einer Band Gitarre spielte. Und dass im Braun seiner Iris winzige goldgelbe Flecken waren, die man nur sah, wenn man ihm ganz nah war …
    Marie spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss bei dem Gedanken, so intensiv in seine Augen zu sehen. Ihr Herz klopfte rasend schnell, und sie hatte plötzlich das Gefühl, ihn schon eine Ewigkeit einfach nur dumm angestarrt zu haben.
    Gabriel lächelte. Es war ein zurückhaltendes Lächeln, fast zaghaft. » Entschuldige, wenn ich störe.«
    Seine Stimme war tief und sie hatte einen ungewöhnlichen Klang. Weich, und ein wenig, als würde er mehr singen als sprechen. Ob das ein portugiesischer Akzent war? Marie ertappte sich bei dem Gedanken, dass es eine schöne Stimme war– und dass sie ihn gern weiterreden gehört hätte.
    Hastig riss sie sich von dem Gedanken los und schüttelte den Kopf.
    » Nein… ich… gar nicht. Ich stehe hier ja auch bloß rum.«
    Das klang ziemlich blöd, dachte sie ärgerlich und spürte, wie sie noch röter wurde. » Ich meine… wir dürfen hier ja auch eigentlich gar nicht sein«, schloss sie lahm.
    Gabriel nickte, und sein Lächeln wurde ein wenig breiter.
    » Ich bin Gabriel«, sagte er– unnötigerweise, aber das konnte er ja nicht wissen.
    Marie schluckte und unterdrückte den Drang, sich die plötzlich schweißfeuchten Hände an der Hose abzuwischen.
    » Marie«, brachte sie heraus. » Ist… ganz schön kalt draußen, oder?«
    Gabriel lachte leise. » Ja. Das war eine gute Idee, sich hier oben zu verstecken.«
    Marie leckte sich über die Lippen und lächelte hilflos. Sie hatte

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