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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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innerlich aufrichtete, während sie Jenny und Theresa in den Klassenraum folgte. Gabriel– eben der Gabriel, um dessen Aufmerksamkeit Theresa monatelang gekämpft hatte– wollte sie treffen. Und sie hatte es dafür nicht nötig gehabt, sich mit albernem Gekicher bei ihm einzuschmeicheln oder sich ihren Freundinnen gegenüber fies zu verhalten. Ab jetzt würde sie wieder etwas zum Gespräch beizutragen haben. Und sie würde es beiläufig tun, als wäre es ganz selbstverständlich. Sie musste nur den richtigen Zeitpunkt abpassen, um die Neuigkeit zu berichten .
    Auf Theresas und Jennys ungläubige Gesichter freute sie sich schon jetzt.
    In der Mittagspause versammelten sich die drei Freundinnen wie üblich auf der Heizung in der Nähe des Aufenthaltsraums für die Oberstufe, nicht zu nah, aber doch mit einem guten Blick auf die halb geöffnete Tür. Es war ein taktisch klug gewählter Platz, wenn man die älteren Jungs beobachten und sich gleichzeitig unauffällig in Szene setzen wollte– und das waren seit etwa zwei Jahren Theresas leidenschaftlichste Hobbys, schon bevor ihre Schwärmerei für Gabriel angefangen hatte. Jenny war ebenfalls mit Feuereifer dabei. Marie hingegen war sich nie ganz sicher, ob sie einfach zu verklemmt und unreif für dieses Spiel war oder ob es normal war, dieses Verhalten als peinlich zu empfinden. Weder Theresa noch Jenny waren sich zu schade, trotz aller Verliebtheit in › ihre‹ Jungs jedes Mal hemmungslos zu flirten, sobald sich die Gelegenheit dazu bot– ein Verhalten, das Marie noch nie verstanden hatte. In jedem Fall aber kamen ihre Freundinnen bei den Jungs gut an, das war offensichtlich, insofern ging der Plan wohl auf. Vor allem Theresa konnte sich vor Komplimenten und dummen Anmachen kaum retten, ständig war irgendjemand in sie verknallt, und ganz sicher war es auch nicht Maries Verdienst, dass sie immer wieder alle drei auf irgendwelche angesagten Partys eingeladen wurden. Aber sie brachte es einfach nicht über sich, so berechnend mit ihrem Äußeren zu kokettieren. Theresa wusste genau, wie hübsch sie war, und sie wusste auch, wie sie diese Vorzüge noch betonen und für ihre Zwecke einsetzen konnte. Manchmal beneidete Marie sie darum. Meistens war sie aber ganz froh darüber, sich nicht um einen Schwarm von Verehrern sorgen zu müssen.
    Heute allerdings ertappte sie sich in der Pause bereits zum zweiten Mal dabei, wie sie den Rücken durchdrückte und die Schultern nach hinten nahm, obwohl das unter dem weiten Kapuzenpulli vermutlich sowieso niemand bemerken würde, und dass sie sich die Ponyfransen zurechtstrich, die ihr immer wieder in die Stirn fielen. Sie dachte sogar darüber nach, noch einmal auf die Toilette zu gehen, um sich zu vergewissern, dass sich nicht zu viele Strähnen aus ihrem Zopf gelöst hatten. Nur mit halbem Ohr hörte sie zu, wie ihre Freundinnen Pläne machten, wie sie es am Samstag in den Backstagebereich der Markthalle schaffen könnten, und starrte hinüber zum Oberstufenraum. Ob Gabriel dort drin war? Sie konnte es von hier aus nicht sehen, aber die Wahrscheinlichkeit war recht hoch. Er gehörte zu denen, die manchmal sogar dort herumhingen, wenn sie eigentlich Unterricht hatten.
    In diesem Moment jedoch verwandelte sich die eifrige Unterhaltung neben ihr in ein aufgeregtes Flüstern. Aus dem Augenwinkel sah Marie, wie Theresa und Jenny sich gegenseitig anstießen und sich wie beiläufig in Pose setzten.
    Maries Herz setzte einen Schlag aus. Sie wusste nur zu gut, was dieses Verhalten bedeutete. Sie hatte es in den letzten Monaten zu oft miterlebt, und auch die Bekanntschaft mit Johannes hatte daran nichts geändert. Gabriel war nicht im Aufenthaltsraum. Er war gerade mit seinen Freunden aus der Kantine getreten und kam nun den Flur entlang. Und er würde direkt an ihnen vorbeigehen.
    Theresa und Jenny hatten inzwischen begonnen, sich › ganz natürlich‹ zu verhalten. Sie redeten mit tieferen Stimmen als sonst und zurückhaltendem Lachen über die vergangene Englischstunde– und als sei es eine ansteckende Krankheit, verspürte Marie plötzlich den Drang, dasselbe zu tun. Sie schlug die Beine übereinander und wickelte eine Haarsträhne um ihren Finger. Sie warf ihren Zopf über die Schulter zurück und lächelte und lächelte… und lächelte immer noch, als sie den Kopf hob, genau in dem Moment, als Gabriel an ihr vorbeiging.
    Sekunden verstrichen, die Marie wie eine Ewigkeit schienen. Gabriel sah ihr direkt in die Augen. Er zwinkerte

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