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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
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dennoch…
    » Sie lebt«, flüsterte Marie. Unendliche Erleichterung durchströmte sie. Hastig sah sie sich nach dem Telefon um. » Gabriel! Wir brauchen einen Krankenwagen!«
    Sie hatte es kaum ausgesprochen, da hatte Gabriel schon sein Handy aus der Tasche gezerrt und wählte den Notruf. Marie griff inzwischen nach Karins Beinen und bemühte sich, sie auf dem Sofa in eine normale Position zu bringen. Bei dem Ersthelferkurs, der im letzten Sommer an ihrer Schule angeboten worden war, hatte sie gelernt, wie man einen Bewusstlosen in die stabile Seitenlage brachte. Sie war sich nicht sicher, ob sie alles richtig machte, aber sie konnte sich zumindest noch ungefähr daran erinnern, worauf es ankam. Mit einem Mal fühlte sie sich völlig klar und ruhig. Ihre Mutter war bewusstlos, aber sie lebte, und die Schatten waren verschwunden. Das war alles, was für den Moment zählte.
    » Sie sind gleich da.«
    Als sie Gabriels Stimme direkt hinter sich hörte, drehte sie sich um. Gabriels Lippen waren schmal und die kleine Falte auf seiner Stirn grub sich tief in seine Haut.
    Marie nickte angespannt. Karin atmete jetzt gleichmäßiger, aber die Luft schabte noch immer mühsam durch ihre Kehle. Ohne die geflügelten Schatten war ihre Haut bleich, fast blau. Die Augenpartie war gerötet und wund, und an den farblosen Lippen klebte noch blutiger Schaum. Marie wusste, die Feen waren wirklich hier gewesen, auch wenn weder von ihnen noch von dem Loch in der Brust ihrer Mutter die kleinste Spur mehr zu sehen war. Sie hatte sich das nicht nur eingebildet. Alles deutete darauf hin, dass die Feen durch das Fenster entkommen waren– aber wohin?
    Marie fröstelte. Der Gedanke, dass die Feen nun dort draußen waren und jederzeit einen wehrlosen Menschen angreifen konnten, machte ihr Angst. Und auch Gabriel musste ähnliche Sorgen haben, denn er sah mit gerunzelter Stirn auf ihre Mutter hinab; aufmerksam, als suchte er nach einem Hinweis, wohin die Feen verschwunden waren. Wortlos standen sie nebeneinander – bis Marie endlich hörte, wie sich draußen eine Sirene näherte. Erleichtert lief sie zum Fenster und spähte auf die Straße hinunter. Tatsächlich. Vor dem Haus hielt bereits der Krankenwagen.
    Marie riss das Fenster auf und beugte sich weit nach draußen. » Hier!«, rief sie und schwenkte den Arm. » Hier oben!«
    Die beiden Männer, die eben aus dem Führerhaus sprangen, hoben die Köpfe.
    Marie winkte erneut. » Ich mache die Tür auf!«
    Hastig lief sie zur Tür und drückte auf den Summer, auch wenn sie wusste, dass die Sanitäter niemals so schnell sein konnten. Sie drückte einfach immer weiter, bis sie endlich im Erdgeschoss die Tür aufschnappen hörte. Schnelle Schritte erklangen im Treppenhaus, und nur Sekunden später tauchten die Männer auf, die Marie schon vom Fenster aus gesehen hatte. Sie trugen eine Trage zwischen sich.
    » Wo ist sie?«
    » Im Wohnzimmer, geradeaus durch.« Marie war inzwischen außer Atem, als sei sie selbst die Treppe hinaufgerannt. Einer der Männer nickte ihr zu. Dann verschwanden die Sanitäter in der Wohnung.
    Marie schloss die Tür und lehnte sich für einen Moment erschöpft dagegen. Ihr Herz klopfte wie rasend. Erst Sekunden später konnte sie sich wieder aufrichten, um den Männern zu folgen.
    Als sie ins Wohnzimmer trat, waren die Sanitäter bereits dabei, ihre Mutter vorsichtig auf die Trage zu legen. Zögernd blieb sie auf der Schwelle stehen. Sie wollte auf keinen Fall im Weg sein, wenn es um Karins Leben ging. Ängstlich beobachtete sie, wie die Männer den schmalen Körper in eine Decke wickelten. Schließlich kam einer von ihnen zu Marie hinüber. » Sie hatte vermutlich einen Schlaganfall«, sagte er, und Marie hörte, dass er sich alle Mühe gab, beruhigend zu klingen. » Wir müssen sie ins Krankenhaus bringen.«
    Schlaganfall… Marie schluckte. Ja, den Eindruck machte es wohl. Wie sollten die Sanitäter auch nur ahnen können, was wirklich geschehen war? Hilflos warf sie einen Blick zu Gabriel. Was sollte sie jetzt tun, was sagen? Ihre Mutter hatte keinen Schlaganfall gehabt, das wussten sie beide, und solange die Ärzte glaubten, das wäre das Problem, konnten sie sie doch unmöglich richtig behandeln! Aber würden sie überhaupt etwas behandeln können, was sie nicht sehen konnten? Gabriel erwiderte ihren Blick und schüttelte leicht den Kopf. Das bringt nichts, sagten seine Augen. Sie werden dir nicht glauben.
    Aber irgendetwas musste sie doch sagen! Es ging um das

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