Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
Vom Netzwerk:
zu sprechen begonnen hatte.
    Das stumpfe Schwarz seiner leeren Augenhöhlen war verschwunden, und an seiner Stelle funkelten die lebendigsten Augen, die Lea je gesehen hatte. Tiefes Braun, das im schwachen Schein der Lampe fast schwarz wirkte. Und darin, wie kleine Lichtpunkte, winzige goldene Flecken. Er sah sie mit so viel Zuneigung und Wärme an, dass Lea die Kehle eng wurde. Doch sie schluckte die Tränen hinunter und plötzlich wollte sie lachen. Erleichtert und frei lachen, wie sie es seit vielen Jahren nicht mehr getan hatte. Verwirrt von so vielen Gefühlen, die über sie hereinbrachen, fiel sie dem Maskierten um den Hals und schloss ihren einzigen Freund fest in die Arme. Den Kopf an seine Brust gedrückt, hörte sie sein Herz kräftig und regelmäßig schlagen, und die Wärme seiner Haut drang durch den Stoff seines Hemds. Sanfte Finger glitten durch ihr Haar und streichelten ihren Nacken. Warme Finger.
    Er war wieder da. Er war zurück, und sie würde ihn nie wieder hergeben, dachte Lea, während sich ihre letzten Zweifel in Luft auflösten. Und auch wenn sein Name immer noch fort war– auch den würde sie mit Hilfe der Feen finden. Mit ihm an seiner Seite konnte sie auch das Tor in ihrem Inneren noch viele, viele Nächte ertragen.
    Von jetzt an, da war Lea sich sicher, würde endlich alles gut werden.
    Mit der ersten Morgendämmerung kehrten die Feen zurück. Lea konnte sie inzwischen schon lange vor ihrer Ankunft spüren: ein leichtes Kitzeln am Rand ihres Bewusstseins, das nach und nach zu dem nun schon vertrauten Rauschen der Feenflügel anschwoll. Sie öffnete nicht einmal mehr die Augen. Sie blieb einfach liegen, dicht an den Maskierten geschmiegt, während die kleinen Körper durch ihre Brust ins Freie stießen, und lauschte auf das spitze Keuchen und das leise Plätschern, mit dem die Erin nerungstropfen in das Glas auf ihrem Nachttisch fielen.
    Erst als die lautlose Feenstimme ihren Geist berührte, hob sie die Lider.
    Das Gefäß ist zu klein.
    Leas Augen weiteten sich überrascht. Auch an den zwei vergangenen Tagen hatten so viele Feen ihr Zimmer bevölkert, dass Möbel und Wände kaum noch hinter ihnen zu erkennen gewesen waren. Jetzt aber war der ganze Raum dicht an dicht gefüllt mit Feen, die kaum noch Platz hatten, ihre Flügel zu bewegen. Es mussten zwei-, ja vielleicht sogar dreimal so viele sein wie an den Tagen zuvor. Wo kamen die alle her?
    Lea schauderte. Egal, wie oft sie den Feen gegenüberstand: Sie so nah vor sich zu sehen, weckte in ihr jedes Mal den Drang, sich unter ihrer Decke zu verkriechen, sich so klein wie möglich zusammenzurollen und Kinderlieder zu singen, bis sie verschwunden waren. Sie warf einen schnellen Blick zum Nachttisch hinüber, aber außer einem sanften Leuchten, das das grelle Feenlicht erträglicher machte, konnte sie nichts erkennen.
    Die übrigen Erinnerungen werden die Schatten erhellen. Bei Sonnenuntergang kehren wir zurück.
    Und ehe Lea etwas einfiel, das sie hätte erwidern können, schossen die Feen durch das Fenster ins Freie. Für einen Augenblick sah sie sie noch wie einen Schwarm riesiger Mücken im ersten Sonnenlicht tanzen. Dann waren sie verschwunden.
    Lea sprang aus dem Bett und rannte zum Fenster, lehnte sich weit hinaus und sah sich nach allen Seiten um. Doch sie konnte die Feen nirgendwo mehr entdecken.
    Die Schatten erhellen… Lea hob den Kopf und starrte in den Himmel, der dunkel fliederfarben schimmerte. Auch er hatte sich verändert, dachte sie. Im kraftlosen Licht der Morgendämmerung konnte man es besonders gut erkennen. Das aggressive Rot schwand ganz allmählich und ließ nur ein sanftes Violett zurück. War es das, was die Feen gemeint hatten? Dass alles um sie herum von den glücklichen Erinnerungen, die sie aus der jenseitigen Welt hierherbrachten, beeinflusst wurde? Der Himmel veränderte seine Farbe, genau wie die Sonne etwas von ihrer Schärfe verloren hatte. Genau wie…
    Leise Schritte erklangen hinter ihr und Lea drehte sich um. Der Maskierte stand direkt vor ihr und sah stumm auf sie herab.
    Ja, auch er. Sie hatte nicht geträumt, dachte Lea erleichtert. Sie waren wirklich da, diese wunderschönen, lebendigen Augen. Und als er die Arme um sie schloss und sie an sich zog, spürte sie durch den Stoff der Maske seine Lippen auf ihrer Stirn. Lea ließ die Finger durch die weichen, dunklen Locken in seinem Nacken gleiten. Egal, wie unheimlich die Feen waren. Egal, wie schmerzhaft es sich anfühlte, als Tor benutzt zu

Weitere Kostenlose Bücher