Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Beer
Vom Netzwerk:
hormongesteuertes Verhalten Gedanken zu machen! Er hatte zwar nicht den Eindruck gehabt, dass sie sich bedrängt fühlte. Aber er wollte auf keinen Fall, dass sie glaubte, er helfe ihr nur, weil er körperlich an ihr interessiert war…
    Und dabei war er das. In gewisser Weise. Es ließ sich nicht leugnen, aber es gehörte einfach nicht hierher… Gabriel stöhnte innerlich und ließ die Hand sinken. Besser, er weckte sie jetzt auf, bevor es völlig mit ihm durchging. Es tat ihm leid, sie zu stören, aber sein Arm würde es nicht mehr lange aushalten, dass sie weiter so darauf lag.
    Marie murmelte etwas im Schlaf und bewegte sich ein wenig. Kribbelnd schoss das Blut in Gabriels Arm und er unterdrückte ein schmerzvolles Ächzen.
    » Marie«, flüsterte er und berührte sie leicht an der Schulter. » Hey… wach auf!«
    Nur sehr widerwillig hoben sich Maries Lider, und im ersten Moment lag ein Schleier über der hellen Iris, als sie ihn verwirrt ansah. Dann aber klärte sich ihr Blick schlagartig, und sie richtete sich hastig auf. Sogar im schwachen Zwielicht konnte Gabriel erkennen, dass ihre Gesichtsfarbe eine Schattierung dunkler wurde.
    » Oh…«, murmelte sie.
    Gabriel lächelte, aber es fühlte sich ein wenig verkrampft an. » Mein Arm stirbt ab«, sagte er und versuchte dabei so locker zu klingen wie möglich.
    Marie sah verlegen auf ihre Hände. » Entschuldigung…«
    Gabriel schüttelte den Kopf und tastete zwischen den Sofakissen nach seinem Handy, um auf die Uhr zu sehen. Kurz nach fünf. Es blieb noch ein wenig Zeit. » Zeit, ins Bett zu gehen.« Er hob einen Mundwinkel. » Dann habe ich auch mehr Platz auf dem Sofa.«
    Für einen Moment sah es aus, als wolle Marie protestieren. Über die Schlafplatzfrage hatten sie schon gesprochen. Es hatte lange gedauert, bis sie damit einverstanden gewesen war, dass sie in seinem Bett schlafen und er aufs Sofa ziehen würde, solange sie hier war. Ein Rest ihres Widerstands flackerte auch jetzt in ihren Augen auf. Aber dann tapste sie doch zu der Matratze unter der Dachschräge hinüber und rollte sich darauf zusammen wie eine Katze.
    » Schlaf gut«, murmelte sie von dort aus.
    Gabriel stützte den Ellbogen auf die Sofalehne und sah durch die Dunkelheit zu ihr herüber. » Du auch.« Dann zog er die Wolldecke zu sich heran, die in einem zerknautschten Ball am anderen Ende des Sofas lag, und streckte mit einem leisen Seufzer die verkrampften Glieder aus. Schlafen, ja, dachte er müde. Wenigstens noch ein bisschen.
    Er war schon beinahe wieder eingedöst, als Maries Stimme ihn unerwartet auf der Grenze zwischen Wachen und Schlafen einholte und zurückhielt.
    » Gabriel?«
    Verwirrt blinzelte er. Hatte sie gerade wirklich gesprochen oder hatte er das geträumt? » Ja?«
    Er hörte sie leise atmen, aber sie antwortete nicht. Erst, als Gabriel schon zu dem Schluss kommen wollte, dass er sich doch getäuscht hatte, hörte er, wie sie sich aufsetzte. Hätte Gabriel sich ebenfalls aufgerichtet, er war sich sicher, dass er durch das Halbdunkel ihrem Blick hätte begegnen können. Aber er zog es vor, liegen zu bleiben und nur auf ihren Atem zu lauschen.
    » Danke«, flüsterte Marie. Es war das wärmste, ehrlichste » Danke«, das Gabriel in seinem Leben gehört hatte, und es sagte so viel mehr, als er es jemals von diesem einzelnen kleinen Wort erwartet hätte. Sie wusste, dass er verstand, wie es ihr in diesem Moment ging.
    Unwillkürlich lächelte Gabriel. Er gab keine Antwort, weil er ahnte, dass sie keine wollte. Er hörte, wie sie sich wieder hinlegte, wie sie sich noch ein paar Mal auf die andere Seite wälzte oder die Bettdecke zurechtzog und wie schließlich ihr Atem tief und gleichmäßig wurde.
    Dann erst nahm er sein Handy wieder in die Hand und stellte den Wecker aus. Mit der Müdigkeit war es jetzt vorbei. Er würde in dieser Nacht sowieso nicht mehr schlafen, es bestand also kein Grund, seinen Gast früher als nötig zu wecken.
    Etwa zweieinhalb Stunden später, als der Himmel vor dem Fenster fast unmerklich heller wurde, verließ Gabriel kurze Zeit nach Marie die Wohnung. Auch ohne sie zu fragen hatte er gewusst, dass sie trotz allem in der Schule keinen Kontakt zu ihm haben wollte. Stillschweigend hatte er es akzeptiert, obwohl ihm der Gedanke noch immer kein bisschen besser gefiel als vor zwei Tagen. Und nur ein ganz klein wenig war er froh, noch ein paar Minuten für sich zu haben, bevor die Schule begann. Gabriel hatte das unangenehme Gefühl, sich heute

Weitere Kostenlose Bücher