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Als die Uhr dreizehn schlug

Titel: Als die Uhr dreizehn schlug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Pearce
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Linie in der Ferne aussah, die er von Hattys Fenster aus gesehen hatte, noch wie der Fluss, zu dem er und Hatty über die Wiese hinter der Gartenhecke gelangt waren. Am einen Ufer gab es schmale, eingezäunte Hintergärten, am anderen führte ein Asphaltweg entlang.
    Auf der Brücke angelte ein Mann. Tante Gwen rief ihm zu: »Haben Sie schon was gefangen?«
    »Hier gibt es keine Fische«, antwortete der Mann mit bitterer Stimme. Er stand neben einem Schild, auf dem es hieß: »WARNUNG. Der Stadtrat übernimmt keine Haftung für Personen, die im Fluss schwimmen, waten oder paddeln. Das Wasser ist gemäß amtlicher Untersuchung aus ökologischen Gründen für solche Zwecke nicht geeignet.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Tom.
    »Ich weiß nur, dass der Fluss nicht mehr sauber und gesund ist«, sagte seine Tante. »Es hat mit all den Häusern zu tun, die hier gebaut wurden, und den Fabriken. Aus den Fabriken fließt schreckliches Zeug in die Flüsse, glaube ich.«
    Tom blickte auf das Wasser: Es sah nicht faulig aus, doch er bemerkte, dass das Flussgras unter der Wasseroberfläche nicht grün schimmerte, sondern mit einem dicken, schmutzig braunen Pelz überzogen war. Gänse waren weit und breit keine zu sehen und auch keine Schwimmvögel. Fische gab es gewiss nicht. Dagegen sah Tom im Trüben unten auf dem Flussbett viele Glasscherben, zerbrochenes Geschirr und leere Dosen.
    »Kann man hier irgendwo baden oder paddeln?«, fragte Tom.
    »Bei Castleford gibt es eine Badestelle. Dieser Fluss fließt hinunter nach Castleford, musst du wissen.«
    »Nach Castleford, Ely, King's Lynn und ins Meer«, sagte Tom.
    »Ja, stimmt, Tom«, sagte die Tante ziemlich überrascht. »Woher kennst du dich hier so genau aus?«
    »Jemand hat es mir erzählt«, meinte Tom vorsichtig.
    »Wie viel Uhr ist es, bitte?«
    »Fast vier.«
    War nur so wenig Zeit vergangen?
    Sie gingen nach Hause, denn es gab nichts Interessantes mehr zu sehen. Als sie durch die Tür des großen Hauses eintraten, hörte Tom als erstes das Ticken der Standuhr. Sie würde weiterticken, bis es Zeit war fürs Bett, und so gesehen war die Zeit Toms Freundin; doch danach würde sie weiterticken bis Samstag, und so gesehen war sie Toms Gegnerin.

Der Engel spricht
    T om wusste nicht, wo er Hatty in dieser Dienstagnacht finden würde. Lag sie noch im Bett, um sich von ihrem Sturz zu erholen, oder war sie wieder gesund und munter im Garten, oder aber nahm sie schon an einer der Geselligkeiten teil, mit denen James sie gelockt hatte?
    Tom hatte sich darauf eingestellt, eine andere Hatty vorzufinden. Was ihn jedoch völlig überraschte, als er die Gartentür öffnete, war ein Wandel in der Jahreszeit. Es war mitten im Winter – nicht trübe und grau, sondern dank des frisch gefallenen Schnees ein strahlend heller Wintertag. Jeder Baum und Busch war in Weiß gehüllt; nur die innersten Nischen unter den Eiben waren vor dem Schnee geschützt, und sie schienen Tom wie dunkle, tief liegende Augen zu beobachten.
    Dieses Wetter war auf seine Art so vollkommen, wie es das Sommerwetter gewesen war.
    Es herrschte tiefe Stille. Tom hielt den Atem an, verzaubert von dem Anblick, der sich ihm bot. Dann erschien unter einem Busch am Rand des Rasens ein Teichhuhn. Die Kälte hatte es vermutlich aus dem Fluss getrieben, und es wollte im Garten nach Futter suchen. Ein wenig aufgeregt und flapsig pickte es hier und da mit dem Schnabel in den Schnee, und doch tapste es gemächlich und leichtfüßig über die Schneedecke des Rasens und verschwand dann wieder unter den Büschen.
    Der Vogel hatte Tom aus seiner Nachdenklichkeit gerissen. Er sah sich um und fand neben den flachen, dreizehigen Abdrücken des Teichhuhns noch weitere Spuren im Schnee. Menschliche Füße waren aus der Gartentür gekommen, den Weg entlanggegangen, hatten eine Ecke des Rasens überquert und waren am Gewächshaus entlang zum Teich gegangen. Tom wusste sofort, dass es Hattys Füße waren, und er folgte ihrer Spur.
    Als er das Gewächshaus hinter sich gelassen hatte, kam der Teich in Sicht. Und dort war sie. Der Teich war gefroren und auf einer Seite war der Schnee weggefegt worden. Auf diesem Platz lief Hatty Schlittschuh – wenn man es schon so nennen konnte. Sie hatte einen der Stühle aus dem Sommerhaus genommen und schob ihn vor sich her, während sie weit mit den Beinen ausschwang und vor Anstrengung laut keuchte. Doch als Tom sie rief, wandte sie ihm ein vergnügt strahlendes Gesicht zu.
    »Hallo, Tom!«, rief sie

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