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Als die Uhr dreizehn schlug

Titel: Als die Uhr dreizehn schlug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Pearce
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klickte, und ließ sich rasch ins Bett gleiten. Gerade noch rechtzeitig, denn eine Sekunde später öffnete die Tante die Schlafzimmertür und machte Licht. Sie musste das Knarren der Matratzenfedern gehört haben. Tom schloss die Augen und wälzte sich laut stöhnend im Bett umher, als hätte er einen schlechten Traum. Die Tante beugte sich über ihn, legte ihm den Handrücken auf die Stirn, um zu prüfen, ob er Fieber hatte, küsste ihn und ging wieder hinaus. Sie ließ die Schlafzimmertür angelehnt; Tom hörte sie in ihr Zimmer zurückgehen, doch er hörte sie nicht ihre Tür schließen. Sie hatte beide Türen offen gelassen, um zu lauschen, wie es ihm ging.
    Tom lag mit weit geöffneten Augen im Bett, vor Ungeduld zitternd, und wusste, dass das leiseste Geräusch seine Tante zurückbringen würde. Er musste warten, bis sie wieder eingeschlafen war, und wie lange das dauern würde, konnte er nicht wissen.
    Schließlich war es Tom, der als Erster einschlief – er schlief und träumte vom Schlittschuhlaufen bis ans Ende der Welt und ans Ende der Zeit.

Das vergessene Versprechen
    A ls Tom am Donnerstagmorgen erwachte, fiel ihm als Erstes ein, dass er die wertvolle Gelegenheit verpasst hatte, gestern Nacht noch einmal in den Garten zurückzukehren. Sein zweiter Gedanke galt dem Versteck unter den Dielenbrettern.
    Schon meinte er, von seiner Entdeckung nur geträumt zu haben, doch als er die Schranktür öffnete, sah er die herausgehobene Diele, neben der sein Taschenmesser lag. Und in dem Hohlraum unter den Dielen lagen die beiden braunen Päckchen. Er zog sie hervor und wickelte das Papier ab. Heraus kam ein Paar Schlittschuhe mit angeschraubten und festgegurteten Stiefeln.
    Dann fiel ihm auf, dass auch ein Zettel im Versteck lag. Er nahm ihn heraus und las:

    »An den Finder. Diese Schlittschuhe sind Eigentum von Harriet Melbourne , doch sie lässt sie an diesem Platz zurück, um ein Versprechen zu erfüllen, das sie einst einem kleinen Jungen gab.«

    Die Notiz war unterzeichnet und mit dem Datum 20. Juni versehen. Auch das Jahr war notiert, allerdings war die Schrift von einem toten Insekt so verschmiert, dass Tom nur die ersten beiden Zahlen lesen konnte: eine Eins und eine Acht.
    Tom verbrachte fast den ganzen restlichen Tag damit, über Hattys Schlittschuhen zu brüten – die nun die seinen waren. Sie waren längst aus der Mode gekommen und waren auch für eine veraltete Art des Schlittschuhlaufens bestimmt gewesen. Es waren Fen-Läufer, deren lange Kufen vorne in einem Halbkreis nach oben ausliefen, damit sie sich den Weg durch die rauen Weiten der Marschlandschaft der Fens bahnten, auf denen die Schlittschuhläufer gewaltige Strecken zurücklegen konnten.
    Er brachte die Schlittschuhe, so gut er konnte, in Schuss. Onkel oder Tante sagte er nichts davon. Er suchte nach Schmirgelpapier und fand schließlich welches in der Werkzeugkiste des Onkels. Damit schliff er den Rost von den Kufen. Vielleicht hatten die Kufen einen neuen Schliff nötig, doch das überstieg Toms Möglichkeiten. Er borgte sich eine Flasche Olivenöl aus der Speisekammer der Tante und ölte das hölzerne Fußbett und das vertrocknete Leder der Gurte und Stiefel. Er probierte die Stiefel an. Sie saßen fast perfekt – vielleicht waren sie ein wenig zu groß, doch umso besser. Dann konnte er zwei Paar Socken tragen. Während Tom die Stiefel ölte, fiel ihm jäh ein, was er so lange gesucht hatte: die rundum vollkommene Lösung des Problems der Zeit.
    Die Tante war einkaufen gegangen, sodass Tom mit Schlittschuhen und Olivenöl ganz offen auf dem Küchentisch hantierte. An der Wand gegenüber hing die Küchenuhr; sie starrte ihn unablässig an und erinnerte Tom an jene Nacht – es war jetzt schon viele Nächte her –, da er ihren Blick erwidert hatte, zunächst ungläubig, doch dann mit atemlosem Erstaunen. Die Uhr hatte ihm gesagt, dass er zwar mehrere Minuten brauchte, um hinunter zur Gartentür und wieder zurück zu gelangen, doch überhaupt keine Zeit benötigte, um seelenruhig im Garten umherzuschlendern. Er mochte noch so lange im Garten geblieben sein, die Küchenuhr wusste nichts davon. Er verbrachte Zeit im Garten, doch nicht den Bruchteil einer Sekunde in der normalen Zeit. Vielleicht war es das, was die Standuhr gemeint hatte, wenn sie eine dreizehnte Nachtstunde schlug: Diese Stunde gab es in der gewöhnlichen Zeit nicht; sie unterlag nicht den Gesetzen der gewöhnlichen Zeit; sie war in sechzig gewöhnlichen Minuten nicht

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