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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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Falschinformationen die Stimmung gegen die Flüchtlinge noch weiter anheizen. Und das braucht Jason, um die Diktatur zu errichten, die ihm offenbar vorschwebt.«
    Nicht alle waren mit dieser Erklärung zufrieden, aber im Moment was das auch nicht die wichtigste Frage. Vielmehr ging es darum, Jason zu stoppen. Schnell.
    Als Celie nach dem Treffen nach Hause ging, verschwand endlich das innere Zittern, das sie seit ihrem Fund in Jasons Keller nicht mehr losgeworden war. Sie war nicht mehr allein mit ihrem Wissen. Und vielleicht war es ja noch nicht zu spät. Vielleicht konnten sie Jason noch aufhalten.
    Am nächsten Morgen stand Celie vor dem Tor an. Sie hatte in der letzten Nacht kein Auge zugemacht. Sie und die anderen, die Jason stoppen wollten, hatten nun Gewissheit – aber Beweise hatten sie immer noch nicht. Und niemand würde auf einen bloßen Verdacht hin eine Durchsuchung von Jasons Haus anordnen, da machte sie sich nichts vor.
    Celies Schlange bewegte sich nur langsam vorwärts. In der Gegenrichtung tat sich allerdings noch weniger, weil viele Passierscheine von inzwischen inhaftierten Stadträten ausgestellt worden und darum nicht mehr gültig waren.
    »Dann baut eure Scheißtanks doch alleine!«, rief ein Arbeiter von draußen, als sein Passierschein eingezogen wurde.
    »Die sind so undankbar!«, zischte jemand hinter Celie.
    Jetzt war sie an der Reihe! Am liebsten hätte sie kehrtgemacht. Karen hatte ihr doch gesagt, sie würde wissen, wann sie die Passierscheine nicht mehr benutzen konnte! Und nach Jasons Rede gestern Nachmittag war klar gewesen, dass es so weit war. Aber Celie konnte jetzt nicht aufgeben. Nicht nach dem, was sie entdeckt hatte. Und erst recht nicht nach dem Treffen mit Olle und seinen Freunden gestern Abend. Denn jetzt ging es nicht mehr nur um sie.
    Und vielleicht würde es in dem Chaos am Tor ja auch gar nicht auffallen, wer Celies Passierscheine ausgestellt hatte. Jedenfalls hatte sie das gerade noch gedacht. Jetzt, mit dem Polizisten vor sich, der ihre Dokumente musterte, kam es ihr plötzlich total loco vor. Wie hatte sie nur glauben können … Der Polizist runzelte die Stirn, sah sie noch einmal prüfend an – und lächelte dann. »Ach, Sie sind’s«, meinte er und winkte sie durch.
    Celie war einen Moment lang zu verblüfft, um sich zu bewegen. Doch dann schob sie ihr Transport-Bike mit den Instrumenten umso schneller durchs Tor.
    Jason musste ihre Passierscheine bestätigt haben. Gab es eigentlich irgendetwas, das er in dieser Stadt nicht mitbekam? Sie konnte es nur hoffen. Denn wenn er herausfand, dass sie in seinem Keller gewesen war …
    Die Arbeit mit den Kindern war eine willkommene Ablenkung für Celie und der Tag verging wie im Flug. Die Kinder waren mit Feuereifer bei der Sache, als sie die Lieder probten, die Celie für das Konzert vorgesehen hatte. Selbst die Kleinsten bearbeiteten ihre Glockenspiele mit Inbrunst. Der zum Teil ohrenbetäubende Lärm, der dabei entstand, störte Celie überhaupt nicht. Er brachte ihre düsteren Gedanken wenigstens für kurze Zeit zum Schweigen.
    In der Mittagspause, als sie sich den Kartoffelbrei der Kinder und die Birnen teilten, die Celie aus den in der Musikschule gesammelten Rationen mitgebracht hatte, setzte sich Timothy neben sie. »Darf ich dich was fragen?«, flüsterte er.
    »Klar«, flüsterte Celie zurück. »Ist es was Geheimes?«
    Timothy sah zu den anderen Kindern hinüber und nickte. Dann flüsterte er ihr ins Ohr: »Mir kannst du ruhig die Wahrheit sagen, ich bin schon groß. Das mit dem Konzert in der Stadt … Das wird nichts, oder?« Als Celie nicht antwortete, fuhr er fort: »Ist schon gut. Wir wissen ja, dass ihr uns in der Stadt nicht wollt …«
    Plötzlich war Celie so wütend, wie sie es seit dem Tod ihrer Mom nicht mehr gewesen war. Auf Jason, auf die ganze Stadt, auf sich selbst.
    »Wir werden ein Konzert geben!«, sagte sie so laut, dass Timothy sie erschrocken ansah. Celie riss sich zusammen und stand auf. »Hört mal alle her!«, rief sie. »Ihr wisst ja, dass wir hier für ein Konzert üben. Aber das Konzert in der Stadt am Sonntag, habe ich mir überlegt, das ist nicht das Richtige für uns. Da treten ja noch jede Menge andere Leute auf und ihr müsstet dazu alle in die Stadt kommen.« Sie schüttelte den Kopf. »Da ist es aber nicht besonders schön, kann ich euch sagen. Überall Leute, laute Baustellen und gefährlicher Verkehr.« Okay, sie übertrieb jetzt ein bisschen, aber es diente einem

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