Als die Welt zum Stillstand kam
egal, wer es begeht, ist der wichtigste Baustein für eine sichere Zukunft. Der Zaun, den wir zum Schutz unserer Gemeinschaft zu bauen begonnen haben, ist ein weiterer. Wir schützen, was uns wichtig ist, mit allen nötigen Mitteln. Für unsere Zukunft! Für unsere neue Welt!«
Die Rede war zu Ende. Die Menge tobte. Nur ganz vereinzelt sah Celie betroffene Mienen.
»Bullshit, bullshit, bullshit …« Olle konnte gar nicht mehr aufhören zu fluchen.
»Sei leise!«, ermahnte Celie ihn und deutete auf die Kameradrohnen über ihnen.
Er sah sie mit wildem Blick an. »Wir müssen was unternehmen! Bevor Jason den Rat auflöst und wir alle in den Knast wandern!«
»Ja«, sagte Celie. »Aber lass uns nicht hier darüber reden!«
Olle schnaubte. »Hast ja recht. – Kommst du nachher zu unserem Treffen?«
»Klar«, sagte Celie. »Aber mach keinen Blödsinn bis dahin, okay?«
Plötzlich grinste Olle. »Du machst dir Sorgen um mich, was?«
»Und wovon träumst du nachts?«, fragte Celie und gab ihm einen Schubs.
Celie wartete, bis die abendliche Sondersitzung des Rates begonnen hatte. Dann lief sie zu Jasons Haus, umrundete es, sah sich nach allen Seiten um, hob einen Stein auf und wollte das Wohnzimmerfenster einschlagen … als ihr auffiel, dass das kleine Toilettenfenster einen Spalt offen stand. Sie schob es auf und quetschte sich hindurch. Danach ging sie ins Wohnzimmer und sah die Schale mit der Schokolade und den Nüssen auf dem Couchtisch, und erst da wurde ihr klar, was sie hier tat.
Ihre Knie gaben nach, sie ließ sich auf das Sofa fallen. Was dachte sie denn, was sie hier finden würde? Einen Bekennerbrief, in dem Jason zugab, die vier Jungen eigenhändig umgebracht zu haben? Oder ein Nähkästchen voller blutiger Nadeln?
Egal. Sie würde sich jetzt gründlich umsehen. Deswegen war sie schließlich hier. Vielleicht fand sie ja keinen großartigen Beweis. Aber etwas, irgendetwas, eine Kleinigkeit, die ihren ungeheuerlichen Verdacht bestätigte, wäre auch schon viel.
So schnell, wie es ging, durchsuchte sie das Wohnzimmer und die Toilette im Erdgeschoss und danach das Schlafzimmer, das karge Arbeitszimmer und das Bad im ersten Stock, bevor sie sich dem Keller zuwandte. »Mal sehen, welche Leichen du im Keller hast«, murmelte sie. Ihre Stimme zitterte ebenso wie ihre Hände, als sie die Taschenlampe anknipste, die sie mitgebracht hatte, bevor sie die Treppe hinunterging. Sie hatte ebenso viel Angst davor, nichts zu finden, wie davor, tatsächlich auf einen Hinweis auf ein Verbrechen zu stoßen.
Aber auch im Keller sah alles unverdächtig aus. Celie öffnete eine Kleidertruhe, in der alte Kissen und ein Stoffhase lagen, und bekam fast ein schlechtes Gewissen. Hastig durchkämmte sie den Rest des Raumes, bevor sie zu dem Einbauschrank kam. Auch dort nichts als Hosen, Jacken und Hemden. Sie schob lustlos die Kleiderbügel zur Seite, während sie Jasons Garderobe durchging, als ihr plötzlich etwas an der Rückwand des Schranks auffiel.
Es sah wie ein dunkler Riss im Holz aus, doch als Celie darüberstrich, fühlte sie Metall. Sie hielt die Taschenlampe direkt darauf. Das war ein Griff – ein eingelassener Türgriff! Celie zog den Griff heraus und drückte ihn hinunter.
Sofort schalteten sich Lampen ein, und Celie sah, dass hinter dem Einbauschrank ein großer Raum lag. Das Erste, was ihr darin auffiel, war eine riesige Screen, die die Wand vor ihr fast vollständig bedeckte. Dann kamen die Computer auf dem Schreibtisch, der Schraubenzieher auf dem Boden und der gewaltige Metallschrank in der Ecke. Celie schloss die Tür hinter sich, ging zu dem Schrank hinüber und öffnete die oberste Schublade. Sie wurde fast vollständig von einem stabilen Metallkasten ohne Aufschrift ausgefüllt. Darin lagen … Kameradrohnen. Sie waren nicht größer als dicke Hummeln und es mussten an die hundert sein.
Celie sah zur Screen hinüber. Hatte Jason sich hier ein eigenes geheimes Überwachungssystem aufgebaut? Das würde erklären, warum er Dinge wusste, die er eigentlich gar nicht wissen konnte.
Als Celie den Kasten schließen wollte, kam sie mit einem Finger an eine Drohne. Mit einem Schrei zog sie die Hand zurück, der Kasten polterte auf den Boden. Sie beeilte sich, alle Drohnen einzusammeln, und dabei stach sie sich noch einmal. Was waren das nur für Dinger? Sie nahm die Drohne, an der sie sich gestochen hatte, vorsichtig in die Hand. Da, sie hatte einen nadelspitzen Stachel an einer Seite! Sachte drückte
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