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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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Sie hob etwas auf und kam zurück.
    Sie packten die Tarnplane ein und gingen weiter. Nachdem sie eine Zeit lang geschwiegen hatten, sagte Camille: »Die Outlaws beschäftigen dich, stimmt’s?«
    Sie hatte recht.
    »Meinst du, die hätten uns auch ›kaltgemacht‹, wenn sie uns entdeckt hätten?«, fragte er.
    »Schwer zu sagen.« Camille ließ eine Kaugummiblase zerplatzen.
    »Vielleicht ist die Frau ja gesperrt worden«, sagte Bernie, »weil sie jemanden umgebracht hat.«
    »Schon möglich«, sagte Camille. »Aber vielleicht hat sie auch eine Bank überfallen oder so was. Oder sie hat jemanden getötet, der ihre Kinder bedroht hat.« Sie zog etwas aus einer Tasche ihres glänzenden Overalls und hielt es Bernie hin.
    Es war ein Medaillon. Bernie klappte es auf und blickte in die lächelnden Gesichter zweier kleiner Mädchen.
    »Das muss schrecklich sein, wenn man seine Familie verliert«, sagte Camille leise. »Die Familien der meisten Outlaws zerbrechen, weil weder die Gesperrten noch die anderen Mitglieder der Familie damit zurechtkommen, dass sie völlig verschiedene Leben führen. Deshalb leben viele Outlaws auch irgendwo in der Wildnis oder werden, wenn sie Glück haben, in einer Mobilen-Kommune aufgenommen.«
    Bernie war sicher: Wenn er die Tore nicht mehr benutzen dürfte – dann wäre das Leben für ihn vorbei. In der Welt der Outlaws mit ihren Messern wollte er jedenfalls nicht leben. Gedankenverloren steckte er das Medaillon in seine Hosentasche, als Camille stehen blieb und in einem weiten Bogen vor sich deutete.
    »Voilà!«
    Offenbar wollte sie Bernie auf etwas hinweisen. Nur sah er nichts. Außer den üblichen Bäumen und Büschen natürlich.
    Camille lachte und begann, den Roachy zu entladen.
    »Nun hilf mir schon, Bernie! Wir bauen das Tor auf!«
    Endlich! Bernie fiel beinahe über seine eigenen Füße, als er zum Roachy rannte.
    Bernie hätte ein Tor im Schlaf zusammenbauen können – abgesehen vom Scrambler, natürlich. Wie der funktionierte, wusste immer noch niemand außer … jetzt nur noch Jennas Mitarbeiter Pierre. Obwohl Bernie sich nicht vorstellen konnte, dass wirklich niemand sonst eingeweiht war. Sie mussten doch für den Fall vorgesorgt haben, dass einem von ihnen – oder sogar beiden – etwas zustieß.
    Der Rest des Tors barg jedoch keine Geheimnisse für Bernie. Er kannte jedes Stück nanobeschichteten Kunststoff, jedes Kabel und jedes elektronische Bauteil des Quantencomputers und er hätte sie mit verbundenen Augen zusammensetzen können. Sie brauchten eine knappe Stunde, dann stand das Tor. Camille schien tatsächlich beeindruckt von seinem Tempo, wenn Bernie ihr Lächeln unter den pinkfarbenen Stirnfransen richtig deutete. Sie überließ ihm die Ehre, das Tor in Betrieb zu nehmen. Bernie drückte den in der Konsole verborgenen Schalter. Den würden sie wieder entfernen, wenn das Tor lief, damit niemand außer den Tortechnikern das Tor abschalten konnte. Der Akku zum Anlaufen des Tors wurde zwar auch nicht mehr gebraucht, wenn das Tor sich erst selbst mit Strom versorgte – aber der blieb drin. Camille erklärte Bernie, dass das eine alte Tortechniker-Tradition war. 2024 und in den Jahren danach sah man den Akku als Sicherung an, sollte das Tor ausfallen. Später wusste man zwar, dass die Tore störungsfrei arbeiteten, aber die Tortechniker ließen die Start-Akkus trotzdem drin.
    »Nichts als Aberglaube«, sagte Camille mit Nachdruck, aber auch sie hielt sich daran.
    Das Display leuchtete auf und Bernie fuhr mit der Hand darüber.
    Nichts.
    Eigentlich hätte sofort eine Holo-Karte vor ihnen erscheinen sollen. Doch auch als Camille es versuchte, passierte nichts. Stirnrunzelnd kroch sie halb in die noch offene Konsole hinein und prüfte alles.
    »Ich finde hier nichts.« Camilles Stimme klang dumpf.
    »Camille, das solltest du dir ansehen«, sagte Bernie.
    Camille kam unter der Konsole hervor.
    »Das kann doch gar nicht sein!«, murmelte sie.
    Die Kontrollanzeige für den Stromfluss durchs Tor zeigte … überhaupt nichts an.
    Camille versuchte, aufs Internet zuzugreifen, aber das ging auch nicht. Sie seufzte. »Wenn uns nichts Besseres einfällt, müssen wir alles noch mal auseinandernehmen.«
    Das machte Bernie im Grunde nichts aus. Aber …
    »Kommt so was oft vor?«
    »Ich hab das noch nie erlebt.« Camille lächelte gequält. »Dein erster Tag und schon wirst du Zeuge eines noch nie da gewesenen Problems. Wenn das kein Glück ist!«
    Die nächsten beiden Stunden

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