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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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abgeholt wird. Wir brauchen viel mehr Musik und Vids und Spiele!«
    Karen lächelte Celie an und Celie versuchte ihrerseits ein Lächeln. Es musste wohl ziemlich danebengegangen sein, denn die alte Frau nahm Celies Hand und sagte: »Kind, was ist denn mit dir?«
    Kind. So hatte sie schon lange niemand mehr genannt. Aber jetzt, in diesem Augenblick fühlte es sich gut an. Celie lehnte sich an Karens Schulter und atmete geräuschvoll aus.
    Karen streichelte ihren Arm. »Zurzeit sieht alles ziemlich schlimm aus. Aber glaub mir: Wir haben hier die besten Bedingungen, den Zusammenbruch zu überstehen. Besser als fast überall sonst auf der Welt.«
    Celie regte sich nicht. Sie wollte einfach hier sitzen bleiben und Karens Stimme lauschen.
    »Tatsächlich dürften wir sogar unter allen Mobilen-Kommunen diejenige sein, die am besten dasteht«, fuhr Karen fort. »Als die Tore ausfielen, hatten wir ja gerade diesen Kongress in der Stadt, weshalb jede Menge Spezialisten hier hängen geblieben sind: Experten für Nanotechnologie, Architekten, Ärzte, Computerfreaks …«
    Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie einen Gedanken verscheuchen, der einfach zu loco war. »Na ja, Jason hatte schon immer ein gutes Timing«, sagte sie dann. »Die Algentanks zum Beispiel, in denen wir Algen als nahrhaftes Gemüse und als Basis für Treibstoff züchten können, die wollte vor ein paar Monaten niemand außer ihm. Und was würden wir heute ohne sie tun?«
    »Kundschaft!«, rief jemand von der Straße und dann bog auch schon ein Tragen-Bike in die Einfahrt.
    Karen stand auf. »Ich muss dann mal wieder. – Alles klar mit dir?«
    Celie schaffte es irgendwie, aufzustehen. »Alles klar.«
    Am liebsten hätte sie sich ins Bett gelegt und sich die Decke über den Kopf gezogen, bis alles vorbei war. Aber das ging nicht. Karen hatte sich nicht für die Musikschule eingesetzt, was bedeutete, dass Jason es getan hatte. Und Celie war sich sicher, dass er es für sie getan hatte. Verdammt, sie wollte das alles nicht! Aber sie konnte den Kopf nicht in den Sand stecken. Wenn sie jetzt nichts unternahm, würden sich bald noch mehr Menschen außer Brigid Gedanken darüber machen, womit, zum Teufel, Celie die besondere Aufmerksamkeit des Bürgermeisters verdient hatte. Und irgendwann würde unweigerlich jemand auf einen Hinweis stoßen, wer sie wirklich war.
    Celie schauderte. Früher war das Schlimmste an dem Gedanken, entlarvt zu werden, für sie gewesen, dass man sie dann aus der Kommune jagen würde. Aber in letzter Zeit gab es Gerüchte über geheime Verliese, zu denen nur Conor und seine Leute Zugang hatten und in denen furchtbare Dinge vorgehen sollten …
    Warum können mich nicht einfach alle in Ruhe lassen, Mom?
    Mit weichen Knien stand Celie auf. Nein, Jenna würde ihr jetzt ebenso wenig helfen wie früher, als sie noch am Leben war. Und Celie konnte nicht weglaufen. Sie musste Jason zur Rede stellen und ihm klarmachen, dass sie nichts von ihm wollte und dass er sie in Ruhe lassen sollte. Bevor ihr die ganze Sache über den Kopf wuchs.
    * * *
    Er drückte einen Schalter und die hintere Wand des Zimmers verwandelte sich in eine Screen. Konzentriert zappte er durch die Aufnahmen vom Tag, machte sich nur hin und wieder eine Notiz. Im Grunde lief alles wie geplant. Die Flüchtlinge waren dankbar und arbeiteten nahezu umsonst, bauten eifrig an seiner Welt der Zukunft, ohne zu ahnen, welcher Platz dort für sie vorgesehen war. Gleichzeitig wurden in der Stadt die Proteste gegen die Neuankömmlinge immer lauter und es war schon zu ersten Ausschreitungen gekommen. Bis zum großen Knall würde es aber noch eine Weile dauern. Genug Zeit, um alles in die Wege zu leiten. Vor allem musste er sich um dieses Mädchen kümmern. Sie war das Ass in seinem Ärmel, wenn es hart auf hart kam.
    Er holte sich die Bilder der Drohnen auf den Schirm, die ihr auf Schritt und Tritt folgten. Ins Bistro. In die Musikschule. Zu Brigid … Er stellte den Ton lauter.
    Brigid warf Celie allen Ernstes vor, den Oberboss zu vögeln, um an Vergünstigungen zu kommen? Na gut, Brigid wusste nicht, wen sie da vor sich hatte. Er grinste. Brigid war ein Biest, aber sie hatte einen guten Instinkt. Auch wenn Celie natürlich entsetzt auf Brigids Attacke reagierte.
    »Und warum hat er dann die Musikschule wieder geöffnet? Obwohl doch jeder für die Maintenance-Jobs gebraucht wird? Doch nur, damit sein Flittchen nicht mehr so hart arbeiten muss wie wir anderen!«, sagte Brigid

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